Grundlagen der BWL für Landwirte

Wie finanziere ich Maschinen am besten?

Kaufen, leasen, mieten, tilgen - alles hat Vor- und Nachteile. Wichtig bei der Finanzierung von Maschinen sind das Kleingedruckte und ein persönlicher Draht, falls die Ratenzahlung gefährdet ist.

Ein neuer Traktor oder das neue Güllefass lassen sich über Leasing, Mietkauf, Eigenmittel oder klassisch über die Bank finanzieren. Jede Option hat Vor- und Nachteile. Wichtig bei der Finanzierung von Maschinen sind das Kleingedruckte und ein persönlicher Draht, falls die Ratenzahlung gefährdet ist.

Erhebliche Investitionen

Für den landwirtschaftlichen Betrieb stellen Traktoren, aber auch ein Futtermisch­wagen oder eine Presswickelkombination erhebliche Investitionen dar – mindestens im fünf- aber genauso im sechsstelligen Bereich.

Daher lohnt es sich, nicht nur bei den Anschaffungs- und laufenden Kosten genau hinzuschauen und zu vergleichen, sondern auch bei der Finanzierung. Mögliche Arten sind:

  • Mietkauf,
  • Leasing über den Händler oder eine Gesellschaft der Hausbank,
  • Bankfinanzierung über die Hausbank oder eine durch den Händler vermittelte Hersteller- oder Drittbank,
  • Eigenmittel.

Leider sind diese Finanzierungsvarianten nicht immer so einfach und transparent, wie es auf den ersten Blick scheint.

Mietkauf und Leasing

Beim Mietkauf beispielsweise ist zwischen echtem und unechtem Mietkauf zu unterscheiden.

  • Beim echten Mietkauf bleibt die Maschine Eigentum des Finanzierungspartners und die Raten sind in voller Höhe Kosten für den Betrieb.
  • Beim unechten Mietkauf muss der Landwirt das Wirtschaftsgut sofort aktivieren und die Raten werden gegen die zeitgleich eingebuchte Verbindlichkeit gerechnet.

Welche Variante für Ihren Betrieb besser ist, kann Ihr Steuerberater Ihnen im Detail erläutern.

Beim Leasing gibt es ebenfalls zahlreiche Varianten mit unterschiedlichen Auswirkungen auf Bilanz und Liquidität. Niedrige laufende Raten können sowohl durch einen hohen Restwert zum Ende der Laufzeit als auch durch eine Anzahlung erzeugt werden. Ob das wirtschaftlich sinnvoll ist kann nur für den Einzelfall geklärt werden.

Grundsätzlich sind sowohl der Mietkauf als auch Leasing in der Regel die teuersten Varianten, um eine Anschaffung zu finanzieren. Dies gilt gerade dann, wenn mit vorgeblichem „Null-Leasing“ oder Ähnlichem geworben wird. Denn die Finanzierungskonditionen sind oft fix und die Verzinsung wird intern zwischen Hersteller, Händler und finanzierendem Institut geregelt. Dabei wird dann ein Kaufpreis angesetzt, der über dem liegt, der beispielsweise bei Finanzierungen über die Hausbank verhandelbar wäre.

Ein großer Vorteil des Leasings liegt in der flexiblen Gestaltungsmöglichkeit für Raten. Diese können sehr genau an die Nutzung der Maschine angepasst werden, was beispielsweise bei ­einem Mähdrescher eines Lohn­unternehmens die Belastung in den Zeiten, in denen er nicht eingesetzt werden kann, niedrig hält. Allerdings ist auch hier genau zu berechnen, welche möglichen Einnahmen den vereinbarten Zahlungen gegenüberstehen.

„Klassische“ Finanzierung

Bei der Finanzierung durch Ihre Hausbank oder eine durch Hersteller oder Händler vermittelte Bank werden Sie direkt Eigentümer und zahlen die laufenden vereinbarten Kreditraten. Sofern es für die Maschine einen Fahrzeugbrief gibt, wird dieser im Rahmen der üblichen Sicherungsübereignung normalerweise bei der finanzierenden Bank hinterlegt.

Zu beachten ist hier, ob während der Laufzeit des Darlehensvertrages der gesamte finanzierte Betrag zurückgezahlt wird oder ein Rest bleibt, der dann noch abzuzahlen ist. Lassen Sie sich also nicht von einer niedrigen Rate blenden.

Bei diesen Verträgen sind weitere Bedingungen genau zu prüfen: Werden Sie beispielsweise zur regelmäßigen Wartung beim Lieferanten verpflichtet oder haben Sie die freie Auswahl der Werkstatt?

Das Kleingedruckte beim Kauf von großen Maschinen:

  • Die Rechtsprechung zu Finanzierungen ist zwar sehr verbraucherfreundlich – diese Regeln gelten aber bei landwirtschaftlichen Finanzierungen nicht unbedingt.Prüfen Sie daher unbedingt, welche weiteren Verpflichtungen Ihnen im Vertrag auferlegt werden sollen, bevor Sie unterschreiben.
  • Insbesondere bei Angebots­kombinationen mit Versicherungen sollten Sie sehr kritisch hinterfragen, ob diese wirklich sinnvoll und erforderlich sind.
  • Die Regeln des § 358 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) zu verbundenen Verträgen gelten ebenfalls nur für Verbraucher. Das bedeutet, dass der Landwirt auch dann die Finanzierungsraten weiter leisten muss, wenn der finanzierte Gegenstand Mängel aufweist.
  • Wenn Sie mit dem Händler vereinbaren, dass das Fahrzeug später zum vereinbarten Restwert gekauft werden kann, sollte das unbedingt schriftlich festgehalten werden. Mündliche sogenannte Neben­abreden werden oft im Vertrag oder in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausgeschlossen und sind faktisch auch kaum beweisbar.
  • Bedenken Sie auch, dass sich bei Abweichungen von diesem Restwert das Gesamtgeschäft für Sie even­tuell nicht mehr rechnet.

Wenn die Bank ablehnt

Ein Hinweis: Tut sich Ihre Hausbank bei der Finanzierung schwer, sollten Sie nicht einfach die vermeintlich unkompliziertere Finanzierung mit einem anderen Institut abschließen. Auch die Hausbank hat ein Interesse an solidem Geschäft und wird nur im berechtigten Einzelfall eine Finanzierung ablehnen. Sprechen Sie Ihren Bankberater an, weshalb sein Institut die Finanzierung nicht vornehmen möchte.

Lassen Sie sich nicht mit allgemeinen Ausflüchten abspeisen, sondern fragen Sie nach den konkreten Gründen. Das mag unangenehm sein, ist aber tatsächlich eine kostenfreie Beratung, die Sie annehmen sollten. Sie sollten dann die Ablehnung auch als Chance nutzen, um sich folgende Fragen zu beantworten:

  • Brauche ich tatsächlich diese Maschine in der von mir gewünschten Ausstattung?
  • Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?
  • Ist vielleicht mit einer gebrauchten Maschine der gleiche Nutzen zu deutlich geringeren Kosten darstellbar?

Immer wenn die regelmäßige Bedienung der Zahlungsverpflichtungen gefährdet ist, wird schnell erkennbar, ob Sie einen Finanzierungspartner an Ihrer Seite haben oder ob Ihre Interessen dann keine Rolle mehr spielen.

An dieser ­Stelle zahlen sich langjährige Geschäftsbeziehungen mit einem regio­nalen Bankpartner, bei dem sich die handelnden Personen auch persönlich kennen, aus.Zeichnen sich Zahlungsschwierigkeiten ab, müssen Sie sofort das Gespräch mit den finanzierenden Instituten suchen.

Ihre Sparkasse oder Genossenschaftsbank kennt in der Regel die Gesamtverhältnisse Ihres Hofes. Daher sind in aller Regel leichter Vereinbarungen zu treffen, die Ihnen die weitere Nutzung des finanzierten Wirtschaftsguts ermöglichen und damit Ihre Sichtweise berücksichtigen. Anders ist es beim reinen Fahrzeugfinanzierer, zum dem Sie weder räumlich noch persönlichen Kontakt haben.

Letztere streben erfahrungsgemäß eine sehr schnelle Verwertung des finanzierten Gegenstands an, bei der Ihre Interessen gegenüber der schnellen Rückführung des Kredits nicht berücksichtigt werden. Sofern sich bei Ihnen Schwierigkeiten bei der Bedienung der Finanzierungen ankündigen: Lassen Sie sich von einem kompetenten Finanzberater oder auch Ihrem Steuerberater bei der Bewältigung von Finanzkrisen unterstützen. Dies gelingt umso besser, je früher Sie sich hier Rat und Unterstützung holen.

Mit Eigenmitteln finanzieren

Auch in eine Finanzierung einer Maschine sollten Sie Eigenkapital einbringen können. Das verringert das Kreditrisiko und senkt damit den Zins und die Höhe der laufenden Raten. Eine Quelle für günstiges Geld kann sich auch in Ihrem direkten Umfeld finden: Geschwister oder andere Verwandte haben vielleicht Geld anzulegen und bekommen derzeit keine adäquate Verzinsung bei klassischen Geldanlagen. Hierin kann ein Vorteil für beide Seiten liegen. Allerdings ist gerade in solchen Fällen ein schriftlicher Darlehensvertrag zwingend, um spätere Auseinandersetzungen zu vermeiden.

BWL Kompakt für Land­wirte: Zahlen sind so wichtig wie die Arbeit auf dem Feld und mit den Tieren. In dieser fünfteiligen Beitragsreihe „Betriebswirtschaftliche Grundlagen für Landwirte“ dreht sich alles um Zahlen. Fachautor und Berater Rudolf Schüller, Mitarbeiter der Westfälisch-Lippischen Versicherungs- und Unternehmensberatung GmbH (WVU), erläutert die einzelnen Teile des Jahresabschlusses, gibt Zwischeninformationen und zeigt wichtige Kennzahlen auf - verständlich und mit der Brille, wie sie auch Ihr Kreditberater aufsetzt, um mögliche Risiken für die Bank möglichst frühzeitig zu erkennen.
Das sind die Themen:
Wie lese ich eine Bilanz? + Arbeitshilfe (Wochenblatt-Folge 8/2022)
Was steht in der GuV + Arbeitshilfe (Wochenblatt-Folge 9/2022)
Der Rückbericht: Ein Dokument mit sieben Siegeln? (Wochenblatt-Folge 10/2022)
Wichtige Kennzahlen I: Liquidität, Rentabilität, Vermögenslage + Formeln (Wochenblatt-Folge 11/2022)
Wichtige Kennzahlen II: Betriebliche Kennzahlen + Formeln (Wochenblatt-Folge 12/2022)
Kostenkalkulation und praktische Beispiele (Wochenblatt-Folge 13/2022)
Eine Immobilie richtig finanzieren (Wochenblatt-Folge 23/2022)
Wie finanziere ich Maschinen am besten? (Wochenblatt-Folge 24/2022)
Wie finanziere ich das Umlaufvermögen richtig?
Alle Themen sind gebündelt im Dossier: BWL für Landwirte - einfach erklärt


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