Wie gut ist die Ferkelproduktion? Was sagt der Ferkelindex? Lassen sich Futterkosten einsparen und Tageszunahmen und Milchleistung trotzdem halten? Es gibt bestimmte Kennzahlen, an denen der Landwirt ablesen kann, ob sein Betrieb gut oder schlecht da steht und wo er nachjustieren kann.
BWL Kompakt für Landwirte: Zahlen sind so wichtig wie die Arbeit auf dem Feld und mit den Tieren. In dieser fünfteiligen Beitragsreihe „Betriebswirtschaftliche Grundlagen für Landwirte“ dreht sich alles um Zahlen. Fachautor und Berater Rudolf Schüller, Mitarbeiter der Westfälisch-Lippischen Versicherungs- und Unternehmensberatung GmbH (WVU), erläutert die einzelnen Teile des Jahresabschlusses, gibt Zwischeninformationen und zeigt wichtige Kennzahlen auf - verständlich und mit der Brille, wie sie auch Ihr Kreditberater aufsetzt, um mögliche Risiken für die Bank möglichst frühzeitig zu erkennen.
Das sind die Themen:
Wie lese ich eine Bilanz? + Arbeitshilfe (Wochenblatt-Folge 8/2022)
Was steht in der GuV + Arbeitshilfe (Wochenblatt-Folge 9/2022)
Der Rückbericht: Ein Dokument mit sieben Siegeln? + Arbeitshilfe (Wochenblatt-Folge 10/2022)
Wichtige Kennzahlen I: Liquidität, Rentabilität, Vermögenslage + Formeln (Wochenblatt-Folge 11/2022)
Wichtige Kennzahlen II: Betriebliche Kennzahlen + Formeln (Wochenblatt-Folge 12/2022)
Kostenkalkulation und praktische Beispiele (Wochenblatt-Folge 13/2022)
Alle Themen sind gebündelt im Dossier: BWL für Landwirte - einfach erklärt
Zahlen in der Sauenhaltung
In der Sauenhaltung sind zwei Bereiche besonders aussagekräftig:
- Die Anzahl abgesetzter Ferkel je Sau und Jahr: Diese sollte – je nach Rasse und Betriebsausrichtung (konventionell, ökologisch) entsprechend dargestellt werden. Über alle Produktionsverfahren liegt der Durchschnitt inzwischen bei 2,38 Würfen/Jahr und 13,2 abgesetzten Ferkeln/Wurf bei etwa 31,3 Ferkeln pro Sau und Jahr.
- Der sogenannte Ferkelindex: Dieser gibt die Zahl der lebend geborenen Ferkel je 100 Belegungen aus. Damit werden die Auswirkungen der Umrauscher, nicht tragender Tiere und ungewollte Sauenabgänge sowie die Wurfgröße in das Ergebnis mit einbezogen.
Abferkelquote x lebend geborene Ferkel pro Wurf = Ferkelindex
Die Abferkelquote liegt idealerweise bei mehr als 90 %, der Ferkelindex sollte bei mindestens 1350 Ferkeln liegen. Das wären pro Sau und Wurf durchschnittlich 15 Ferkel. Die beste Leistung bringen Sauen üblicherweise vom 3. bis zum 6. Wurf, also sollte der Nutzungsdauer besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Werte in der Schweinemast
In der Schweinemast sind nicht zuletzt bei den aktuell hohen Futterkosten die Mastleistung, also der Zuwachs und das dafür verbrauchte Futter und die Schlachtleistung, ausschlaggebend für den betrieblichen Erfolg.
Diese Werte können für ganze Mastgruppen nach dem sogenannten Rein-Raus-Verfahren am einfachsten ermittelt werden; ansonsten ist der Dokumentationsaufwand etwas höher. Als Rein-Raus-Verfahren bezeichnet man das Vorgehen, dass alle Tiere einer Einheit (Abteil, Stall, Bestand) zeitgleich ein- und ausgestallt werden.
Ausstallgewicht – Einstallgewicht = Zuwachs je Tier (Gruppe ...)
Zuwachs je Einheit / (Anzahl Masttage x Anzahl Tier je Einheit) = Tageszunahme
gesamter Futterverbrauch je Einheit / (Tageszunahme x Anzahl Tiere je Einheit x Anzahl Masttage) = Futtereffizienz
Die Futterverwertung und die Tageszunahmen verbesserten sich über das letzte Jahrzehnt deutlich. Heute kann von 2,7 kg/kg Zuwachs an Schlachtgewicht ausgegangen werden bei einer Tageszunahme von durchschnittlich um 850 g. Je besser die Futterverwertung, desto höher ist logischerweise die Effizienz des Betriebs. An welchen Stellschrauben Sie dabei mit welchen Auswirkungen drehen können, zeigt die folgende beispielhafte Übersicht für einen Hof mit 2000 Mastplätzen und 2,8 Durchgängen pro Jahr.
Download: Übersicht für einen Hof mit 2000 Mastplätzen und 2,8 Durchgängen pro Jahr
Wie Sie daraus erkennen, können teils erhebliche Produktivitätsreserven vorhanden sein. Die Daten für diese Berechnungen werden bei der Kostenermittlung genutzt (Wochenblatt-Folge 13/2022).
Rechnung bei Bullenmast
Bei der Bullenmast sind ähnliche Leistungswerte wie bei der Schweinemast relevant. Hier liegen die Unterschiede neben den rassetypischen Ergebnissen insbesondere in der Futterzusammensetzung und
amit den Futterkosten. Sie sollten zwei Rechnungen durchführen:
Zunächst die Kosten der Fütterung mit den Ist-Werten Ihres Betriebs ermitteln. Anschließend berechnet man die gleichen Mengen mit Marktwerten. Dies vereinfacht die Vergleichbarkeit von Betrieben untereinander und gibt gleichzeitig einen Einblick, welchen Vorteil Sie aus dem eigenen Ackerbau erwirtschaften. Haben Sie die einzelnen Komponenten einmal ermittelt, können auch Alternativen mit Änderungen der Futterzusammensetzung einfach berechnet werden.
Download: Tabelle Kennzahlen, Schweinemast und Beispielübersicht Bullenmast
IOFC in Milchviehhaltung
Auch in der Milchviehwirtschaft machen die Futterkosten den größten Anteil der Gesamtkosten aus. Optimierungen der Ration ergeben ein zum Teil erhebliches Rentabilitätspotenzial. Der Erlös nach Futterkosten (Englisch: Income Over Feed Cost, kurz: IOFC) ist recht einfach zu ermitteln:
Milchmenge (kg/Kuh) x Milcherlös (€/kg) – Futterkosten (€/Kuh) = IOFC (€/kg)
Daran lässt sich ablesen, wie gut die Herde das Futter in Milch umsetzt. Dieser Ertragsüberschuss über die Futterkosten wird für die weiteren Kosten (Stall, Personal, Tierarzt, Gemeinkosten usw.) verwendet. Am IOFC lässt sich erkennen, wie sich eine Änderung der Ration auswirkte. Die Kostenseite ist schnell ermittelt. Lässt sich die Milchmenge anschließend nicht steigern, ist die Änderung unwirtschaftlich. Aber auch eine Erhöhung der Milchmenge muss nicht rentabel sein, wenn die Kosten überproportional steigen.
Neben der betriebswirtschaftlichen Betrachtung muss die Futterqualität weiter passen. Wie bei der Mast können Sie hier sowohl mit Ihren Ist-Kosten als auch mit Marktpreisen rechnen. Gleichen Sie diese Kennzahl mit dem Laktationsstadium des Tieres ab, lässt sich auch feststellen, wann beispielsweise bei Altkühen Kraftfuttergaben unwirtschaftlich werden.
Lesen Sie mehr: