Gelungene Umnutzung

Legehennen statt Sauen

Thomas Breuer stammt nicht vom Hof, brennt aber für Tiere und Land­wirtschaft. Vor drei Jahren hat er eine GbR gegründet, einen alten Sauenstall entkernt und dort 3000 Legehennen eingestallt.

Wo früher rund 160 Sauen grunzten und ihre Ferkel säugten, gackern heute an gleicher Stelle 3000 Legehennen. Sie scharren nach Dinkelspelzen in der Einstreu und gehen fleißig zum Eierlegen in die Nester. Wir sind im Bad Wildunger Ortsteil Braunau im Landkreis Waldeck-Frankenberg und lassen uns von Thomas Breuer seine Legehennenhaltung zeigen.

Der junge Landwirt hat 2020 mit GbR-Partner Stefan Schaumburg einen ehe­maligen Sauenstall für die Hühnerhaltung umgebaut. Auf diesem Weg hat sich der Quereinsteiger eine landwirtschaftliche Existenz aufgebaut.

Einstieg mit Mobilstall

Nach seiner landwirtschaftlichen Lehre hat Thomas Breuer zunächst die Technikerschule in Fritzlar besucht. Anschließend wollte er sich selbstständig machen, heuerte dann aber doch erst mal als Außendienstler im Landhandel an, wo er sich nach einiger Zeit auf den Biobereich spezialisierte.

„Mein Traum von der praktischen Landwirtschaft lebte aber stets weiter“, erklärt Breuer im Gespräch mit dem Wochenblatt. Deshalb stieg er als Neuling 2017 in die Legehennenhaltung ein: Er pachtete eine Grünlandfläche, baute einen gebrauchten Überseecontainer zum Hühnermobil um und begann mit der Eierdirektvermarktung. Dazu stellte er unter anderem einen Verkaufsautomaten im Ortskern auf, der bis heute gut läuft.

Der Verkaufsautomat für Eier läuft nach wie vor gut. (Bildquelle: Waldeyer)

2019 kam Thomas Breuer dann mit Stefan Schaumburg ins Gespräch, der seine Ferkelerzeugung aufgab und für den oben genannten Sauenstall eine Anschlussnutzung suchte. Die beiden einigten sich auf eine Zusammenarbeit und gründeten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts – die „Breuers Frühstücksei GbR“.

Schaumburg brachte das Stallgebäude sowie einen Teil seiner Flächen in die GbR ein. Breuer beteiligte sich ebenfalls mit Flächen und mit seinem Hühnermobil. Auf diese Weise ist die eigene Futtergrundlage gesichert und die GbR kann die anfallenden Nährstoffe aus der Hühnerhaltung als Dünger nutzen: „Wir betreiben Kreislaufwirtschaft“, erklärt Thomas Breuer.

Das ist wichtig, denn die Eier werden nach den strengen Bioland-Vorgaben erzeugt. „Bei dieser Variante passen der Produktionsaufwand und das Erlöspotenzial in unserem Betrieb am besten zueinander“, erklärt Breuer, der mittlerweile etwa 20 % der Eier über drei Selbstbedienungsautomaten vermarktet und 80 % über eine Packstelle an den (regionalen) Lebensmittelhandel.

Auf Dauer möchte der engagierte Betriebsleiter den Anteil der Direkt­vermarktungsware allerdings weiter steigern. Trotz des in den vergangenen zwei Jahren schwierigen Marktumfeldes (Stichwort Inflation) sieht der junge Landwirt hier auf Dauer Potenzial.

Stalldecke zu niedrig

Doch zurück zum Stall: Dieser musste für die Umnutzung von der Sauen- zur Legehennen-Freilandhaltung grundlegend umgebaut werden. Dabei war die Genehmigung das kleinste Problem, weil die 3000 Hennen deutlich weniger Emissionen verursachen als zuvor die 160 Sauen. Schon schwieriger war das Thema Deckenhöhe, denn die betrug zuvor etwa 2,50 m.

Die Haltungstechnik für die Hennen ist aber deutlich höher. Um die Voliere für die 3000 Hennen unterzubringen, musste daher der bisherige Güllekeller ausgebaggert und zur Bodenplatte umfunktioniert werden. Anschließend wurde eine neue Wand längs durch den Stall gezogen. Diese trennt nun den Warmbereich vom Kaltscharrraum.

Thomas Breuer und sein Vater Albert auf den Treppenstufen, die gut erkennen lassen, dass der Legehennenstall etwa 1 m in den Erdboden reicht. (Bildquelle: Waldeyer)

Blick in den Warmbereich des Stalles. (Bildquelle: Waldeyer)

Ins Freie gelangen die Hühner dann durch die mit etlichen Auslauffenstern versehene ehemalige Stallaußenwand. Zusätzlich wurde dort die bisherige Bretterverschalung entfernt und durch Lochblechelemente ersetzt. Das sorgt für reichlich Licht und Luft im Scharrraum.

„Letztendlich hat der von Dezember 2019 bis Juli 2020 realisierte Umbau vermutlich ebenso so viel gekostet wie ein alternativer Neubau“, schätzt Breuer: „Mit unserer Umbaulösung haben wir aber Zeit und Ressourcen gespart, nutzen einen vorhandenen Standort weiter und erreichen dort gute biologische Leistungen. Das ist insgesamt schon sehr nachhaltig“, findet der junge Landwirt.

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