DLG-Wintertagung – Perspektiven junger Schweinehalter

Mehr oder weniger Schwein?

Das besondere Geschmackserlebnis, ein Hofladen mit Vollsortiment oder doch lieber Sauen im großen Stil? Nahe Lübeck, Ulm und Münster haben drei junge Landwirte ihre Betriebe gründlich neu aufgestellt.

Im Grunde hatten sie den gleichen Plan: Nach dem Studium zu Hause einsteigen und den Hof zukunftsfähig machen. Bis dato mit dem Schwerpunkt Sauenhaltung – doch unterschiedlicher könnten die Betriebe jetzt kaum sein. Auf der DLG-Wintertagung stellten Stefanie Renz, Lars Wichmann und Sebastian Ermann ihre beruflichen Perspektiven vor.

Sattelschwein als Marke

Die „Sattelsau“ – eine Kreuzung aus Deutschem Sattelschwein und Piètrain – ist das Markenzeichen des Schirmerhofs in Ehingen nahe Ulm. „Weltweit gibt es vom Sattelschwein nur 300 Herdbuchtiere“, erklärte Betriebsleiterin Stefanie Renz. „Deshalb züchten wir unsere eigenen Jungsauen.“

Neben ihrer zarten, saftigen und aromatischen Fleischqualität überzeugen die Tiere durch Robustheit. Beste Voraussetzungen also für eine Auslaufhaltung auf Stroh mit Direktvermarktung. 2008 kam das erste Sattelschwein. Mittlerweile stehen drei Pig Port-Ställe auf dem Schirmerhof.

Eigene Metzgerei

Im Dezember übernahm Stefanie Renz eine nahegelegene Metzgerei samt Personal. Vor gut drei Wochen kam eine zweite Filiale dazu. 24 Schweine werden hier jede Woche zu hochwertigen Fleisch- und Wurstprodukten verarbeitet. Die größte Herausforderung? „Das alles unter einen Hut zu bekommen!“, lachte die junge Unternehmerin. „Wir sind immer noch ein Familienbetrieb.“

Deckzentrum wird Hofladen

„Ich bin hier heute der Aussteiger“, eröffnete Lars Wichmann aus Reinfeld bei Lübeck seinen Vortrag. Statt in die Sauenhaltung zu investieren, entkernte er das alte Deckzentrum und richtete einen Hofladen ein. Sein Ziel? Selbst den Preis vorgeben. Deshalb verkauft er seit November Likör, Nudeln und Eiersalat. Den Rohstoff produzieren 2700 Legehennen in sieben Mobilställen.

Zusätzlich gibt es Gemüse- und Getreideprodukte, Kuchen, Dekoartikel und Bekleidung. Nicht alles aus eigener Produktion – aber so können Kunden ihren gesamten Wocheneinkauf auf dem Hof erledigen. Für das Sortiment gilt nur eine Regel: „Was es in der Region schon gibt, brauchen wir nicht verkaufen.“

Vom Landwirt zum Marketingexperten

Das alles kostet Zeit. „Wir haben uns in kurzer Zeit vom Ein-Mann-Betrieb zum Unternehmen mit rund zehn Mitarbeitern entwickelt. Da muss man sich erst mal dran gewöhnen“, gab Lars Wichmann zu.

Um auf Instagram zu werben, hat er sogar eine Influencerin zum Einkaufen eingeladen. „Das fühlt sich surreal an, aber es funktioniert“, freute sich der junge Betriebsleiter.

Weichen auf Wachstum

In Sachen Sauenhaltung hat Sebastian Ermann aus Senden eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Vor rund zwei Jahren übernahm er den elterlichen Betrieb und verwirklichte große Pläne. Dank Neubau verdoppelte er seinem Bestand auf 1600 Sauen.

(Bildquelle: Sebastian Ermann)

„Ohne Mitarbeiter und Familie würde hier aber nichts laufen“, stellte der Landwirt klar. Zwei Betriebsleiter, zwei Auszubildende und sieben weitere Angestellte kümmern sich mittlerweile um das Wohl der Tiere. Dabei helfen Strohduschen im Wartebereich und Bewegungsbuchten in der Abferkelung.

1000 Ferkel pro Woche

Für die Kleinsten hat Sebastian Ermann eine automatische Saugferkelfütterung installiert. Immerhin möchte er bis 2024 jährlich 35 Ferkel pro Sau verkaufen – das sind 1000 Ferkel pro Woche. Große Ferkelpartien seien gefragt. Die fährt er selbst zum Mäster.

(Bildquelle: Sebastian Ermann)

Trotz Eigenleistung war der Stallbau teuer. Allein die Mehrkosten durch Corona schätzt er auf 100.000 €. Die Erlöse lassen derzeit zu wünschen übrig. Dennoch sieht Sebastian Ermann seinen Betrieb für die nächsten zehn Jahre gut aufgestellt:

„Wahrscheinlich muss ein Teil der Schweinehalter aufhören. Das ist schade um die Branche. Aber mich hat es motiviert.“

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