Photovoltaik-Freiflächenanlagen: Wir haben viel zu gewinnen

Um die Klimaziele zu erreichen, benötigt Deutschland einen massiven Zubau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen – auch auf Ackerflächen. Für die Landwirtschaft birgt das Risiken, aber auch Chancen.

Das lässt sich nicht aufhalten. Zahl und Größe der Photovoltaik-Freiflächenanlagen wird steigen. Wissenschaftler schätzen, dass Deutschland für die Klimaneutralität im Jahr 2045 rund 2 % der Landesfläche, das sind insgesamt über 700.000 ha, mit Solaranlagen ­bebauen muss.

PV-FFA auf landwirtschaftlichen Flächen

Halt machen werden PV-Freiflächen auch vor landwirtschaftlichen Flächen nicht. Im Gegenteil: Wie unser Schwerpunkt zeigt, wird der Ausbau der Photovoltaik zu einem nicht unbedeu­tenden Teil gerade hier stattfinden. Das birgt Chancen: auf ein zusätzliches Standbein für die Landwirtschaft, auf Wertschöpfung für die ländlichen Gebiete, auf Erfolge beim Kampf gegen den Klimawandel, auf mehr Biodiversität …

Doch wo genau sollen die Anlagen entstehen? Auf großen ebenen (Acker-)Flächen, wie es sich Projektierer wünschen? Auf ertragreichen, intensiv bewirtschafteten Standorten wie es Naturschützer fordern? Oder auf ertragsschwachen und schwer zu bewirtschaftenden Grenzstandorten und auf Naturschutzflächen, wie es sich landwirtschaftliche Verbände wünschen?

Und wer soll profitieren? Fremde Investoren? Grundstückseigentümer? Anwohner und Gemeinden? Landwirte, die eine neue Einkommensquelle suchen? Aber was ist mit den landwirtschaftlichen Betrieben, die auf Pachtflächen angewiesen sind, aber keine Chance haben, mit den hohen PV-Pachtzahlungen mitzukommen? Werden sie die Verlierer sein?

Politische Steuerung nötig

Im Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik liegt eine Menge Zündstoff. Damit die ländlichen ­Gemeinden nicht zerreißen, sondern profitieren und der Ausbau der Photovoltaik so rasch wie nötig vorankommt, braucht es eine kluge politische Steuerung. Die Bundespolitik muss Gesetze überarbeiten, Ausbauziele anpassen und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen. Für den Bau von PV-Freiflächenanlagen. Aber um den Flächenbedarf so gering wie möglich zu halten, schnellstens auch für Agri-PV und PV-Anlagen auf Dächern, Hallen, Parkplätzen und Gewerbeflächen.

Die Aufgabe von Kommunen und Kreisen ist es, vor Ort rücksichtsvoll, aber auch ausbauorientiert zu diskutieren, welche Flächen sich für den Bau von PV-Anlagen eignen und welche nicht. Dabei müssen die Interessen der landwirtschaftlichen Betriebe berücksichtigt werden.

Ob PV-Freiflächenanlagen „gut“ oder „schlecht“ für die Region sind, hängt sehr von der Ausgestaltung vor Ort ab.  (Bildquelle: Schildmann)

Zu guter Letzt müssen auch die Vorgaben der Landesregierungen stimmen. Beispiel NRW: Hier fehlt es trotz neuem Klimaschutzgesetz an einem konkreten Plan. Niemand weiß, wie viel Photovoltaik-Leistung in den nächsten Jahren auf der Fläche entstehen soll, entstehen muss. Zumindest nannte das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium trotz Nachfrage des Wochenblattes keine konkreten Zahlen. Wie aber lassen sich Ziele erreichen, wenn die Vorstellung über das „Was brauchen wir dafür?“ fehlt?

Also, liebe Politiker, genug der schönen Worte. Was wir dringend brauchen, sind gut durchdachte Konzepte. Und Taten. Dann kann Deutschland mit dem Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik viel gewinnen – gerade auf dem Land.

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