Tipp für die Ferien: Besucherbergwerk Kleinenbremen
Unterwegs in der Grube "Wohlverwahrt"
Im Besucherbergwerk Kleinenbremen ist es kalt, dunkel und enorm spannend. Unser Autor hat eine Tour unter Tage begleitet. Außerdem haben wir weitere Bergwerks-Ziele in NRW zusammengestellt.
Glück auf!“ Stilecht und kernig fällt die Begrüßung aus. Wer zum Besucher-Bergwerk Kleinenbremen bei Porta Westfalica im Wesergebirge kommt, merkt gleich: Das ist ein besonderer Ort. Die Grube Wohlverwahrt der Barbara Erzbergbau GmbH ist für Besucher reserviert. Ganz in der Nähe findet immer noch aktiver Erzbergbau statt. Also: Alles ist echt und original.
Mit der Grubenbahn geht es unter Tage. Dort herrschen übers ganze Jahr gleichmäßige 10 °C. Besucher tun gut daran, sich warm anzuziehen und feste Schuhe zu tragen. Dann steht einem eindrucksvollen Erlebnis nichts mehr im Wege. Denn der Berg ist hohl. Die Bergleute haben beim Abbau in regelmäßigen Abständen Pfeiler als Stützen stehen gelassen. Dazwischen tun sich regelrechte Hallen auf, in manchen schimmert blaues Wasser in der Tiefe.
Mit Helm und Hammer
Beim Fahren im Berg – Bergleute sagen „fahren“, wenn sie gehen meinen – tragen alle einen Helm. Ab und an kommt man der Decke, dem Hangenden, doch ziemlich nahe. Und dann wird es laut. Der Bergwerksführer nimmt einen Bohrhammer in Betrieb. Zentimeter für Zentimeter arbeitet sich das Bohrgestänge rappelnd in den roten Eisenstein. Der Lärm ist unbeschreiblich – und doch nur eine zarte Demonstration dessen, was einst unter Tage los war: Krach, Staub, feuchte Kälte und ständige Gefahr durch loses Gestein, Maschinen und Fahrzeuge in Bewegung bei spärlichem Licht und schlechter Luft.
Davon können die Bergleute ein Lied singen. Vier Männer, die wirklich Bergbau gelernt und in der Grube gearbeitet haben, gehören zum Team, das die Besucher in den Berg mitnimmt. Sie sind stolz auf das, was sie geleistet und ausgehalten haben. Als Experten haben sie auf jede Frage eine fundierte Antwort. Aber sie sind nicht mehr die Jüngsten und für die vielen Besuchergruppen auch nicht genug. Daher kümmert sich die Leitung von Besucher-Bergwerk und Museum um Nachwuchs.
Ausbildung unter Tage
Bevor angelernte Bergwerksführer ihren Dienst aufnehmen, absolvieren sie eine gründliche Ausbildung einschließlich Gesundheitscheck und Fahrprüfung für die Grubenbahn. Markus Miller, stellvertretender Museumsleiter und für die Ausbildung neuer Leute zuständig, sagt: „Wir haben alles dabei, Historiker, Mediengestalter, Studenten. Manche erfüllen sich einen Jungstraum. Andere sind froh, dass es im Berg keinen Netzempfang gibt und sie einmal etwas ganz anderes tun können.“
Wissen und Faszination
Die Faszination des Berges ist das eine, das andere ist der Stoff. Technik und Geologie, die Sozialgeschichte des lokalen Bergbaus einschließlich der Zwangsarbeit zur Zeit des Nationalsozialismus – es gibt viel zu lernen.
Und es ist nicht jedermanns Sache, mit bis zu 60 Leuten eine 90-Minuten-Führung unter Tage zu machen. Da ist Showtalent gefragt. Die Alten sind skeptisch, ob die Jungen das schaffen. Eigene Erfahrung ist schließlich durch nichts zu ersetzen. Die Jungen aber absolvieren eine dreimonatige Ausbildung und gehen solange mit den Alten mit, bis sie wissen, worauf es ankommt. Den Besuchern soll ein Erlebnis geboten werden, das sie wiederkommen lässt. Das lohnt sich, weil der Erzbergbau so spannend ist.
Wissen über Tage
Das Museum, in den originalen Übertagegebäuden des Betriebs untergebracht, zeigt und erklärt, was man unter Tage nicht sieht. Wie die Grube in die Landschaft des Wesergebirges eingebettet ist, wo die Abbaufelder liegen und wie gesprengt wird, wo sich die Bergleute umgezogen haben und wie die nötige Energie für Frischluft und Transporte in den Berg kam – zum Beispiel. Wer möchte, entdeckt noch weit mehr von dem, was das Wesergebirge an Überraschungen bereithält: Saurierfährten und fossile Ammoniten, Mineralien und Gesteine aus der Erdgeschichte vom Karbon bis zum Quartär. Und der riesige Steinbruch hinterm Haus ist sogar nationales Geotop.
Um noch einen draufzusetzen: Zum Angebot gehören auch eine Museumswerkstatt für Kinder und ein Schaudepot, Saurier-Workshops und Specksteinkurse, Kindergeburtstage und ein Standesamt. Dieses Erzbergwerk im Wesergebirge bietet mehr als erwartet.
Hier geht’s lang
Adresse: Besucher-Bergwerk Kleinenbremen, Rintelner Str. 396, 32457 Porta Westfalica, Tel. (0 57 22) 9 02 23; Mail: info@bb-mk.de
Öffnungszeiten: In der Hauptsaison von März bis Oktober ist das Museum von 10 bis 16 Uhr geöffnet, montags und freitags geschlossen. Einfahrten ins Bergwerk jeweils um 11.30, 13.00 und 14.30 Uhr.
Eintritt Museum: Erwachsene 5,50 €, Gruppen ab 25 Personen 5 € pro Person, Kinder und ermäßigt 3 €, Familien 14 €, Kinder unter 5 Jahren frei.
Eintritt Bergwerk: Erwachsene 11 €, Gruppen ab 25 Personen 10 €, Kinder und ermäßigt 7,50 €, Familien 29,50 €, Kinder unter 5 Jahren frei.
Wer Bergwerksführer werden will, kann sich per Mail oder telefonisch melden.
Weitere Ziele unter Tage
In NRW gibt es eine ganze Reihe weiterer Besucherbergwerke, in denen einst Steinkohle, Eisen- oder Zinkerz, Blei, Kupfer, Silber, Platin oder Schiefer gefördert wurde.
Bad Berleburg: Schieferschaubergwerk Raumland, Führungen April bis Oktober samstags um 14 Uhr, Buchungen über die online angegebenen Telefonnummern, www.schieferschaubergwerk.de
Bestwig: Besucherbergwerk Ramsbeck, dienstags bis sonntags 9 bis 17 Uhr, Einfahrten mit der Grubenbahn um 10, 11.30, 13, 14.30 und 16 Uhr, bei großer Nachfrage auch öfter, Plätze können vorab online reserviert werden, www.sauerlaender-besucherbergwerk.de
Dortmund: Besucherbergwerk „Graf Wittekind“, kostenlose Führungen samstags um 9.30 Uhr nach vorheriger Anmeldung, Tel. (02 31) 71 36 96, Mail: info@besucherbergwerk-dortmund.de, www.bergbauhistorie.ruhr/graf-wittekind/
Hellenthal/Eifel: Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“, Führungen täglich um 11 und 14 Uhr, Anfrage empfohlen unter Tel. (0 24 48) 91 11 40, Mail: Heimatverein.Rescheid@t-online.de, www.grubewohlfahrt.de
Hilchenbach: Besucherbergwerk Müsen, Führungen mit Besuch im Stahlbergmuseum von März bis November am zweiten Sonntag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr, www.stahlbergmuseum.de
Marsberg: Besucherbergwerk Kilianstollen, Führungen von April bis Oktober samstags und sonntags um 14 Uhr, in den NRW-Ferien zusätzlich mittwochs um 14 Uhr, Anmeldung unter Tel. (0 29 92) 43 66 oder per Mail an info@kilianstollen.de, www.kilianstollen.de
Mechernich/Eifel: Besucherbergwerk „Grube Günnersdorf“, Führungen dienstags bis samstags 14 Uhr, sonntags 11 und 14 Uhr, Anmeldung empfohlen, Tel. (0 24 43) 48 697, Mail: bergbaumuseum-mechernich@t-online.de, www.bergbaumuseum-mechernich.de
Nuttlar: Schieferbergwerk Nuttlar, Führungen jeweils am zweiten und vierten Wochenende eines Monats samstags und sonntags ab 11 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. (01 77) 68 44 769, www.schieferbau-nuttlar.de
Olsberg: Besucherbergwerk „Philippstollen“, Führungen von April bis Oktober freitags um 16 Uhr nach Anmeldung, Tourismus Brilon Olsberg GmbH, Tel. (0 29 62) 97 370, Mail: info@ts-olsberg.de, www.tourismus-brilon-olsberg.de
Plettenberg: Museumsstollen Bleierzgrube „Neu Glück“, Führungen etwa alle zwei Wochen samstags, online buchbar, Infos zu Terminen bei der Plettenberger KulTour GmbH, Tel. (0 23 91) 60 54 20, Mail: post@plettenberg-kultour.de, www.plettenberg-kultour.de
Siegen: Besucherbergwerk „Reinhold Forster Erbstolln“, Gruppen- und Sonderführungen nur auf Anfrage, www.gewerkschaft-eisenzecher-zug.de
Sprockhövel: Besucherbergwerk „Stock und Scherenberger Erbstollen“, Führungen samstags, Termine und Anmeldung unter Tel. (01 76) 82 23 74 43, Mail: info@stock-und-scherenberg.de, www.stock-und-scherenberg.de
Windeck: Besucherbergwerk Grube Silberhardt, Führungen montags bis freitags um 11.30 Uhr, von April bis Oktober zusätzlich an Samstagen, Sonn- und Feiertagen stündlich von 11 bis 16 Uhr, Info und Reservierungen unter Tel. (0 22 92) 92 88 82 und grube-silberhardt@t-online.de, www.grube-silberhardt.de
Witten: Besucherbergwerk Nachtigallstollen im LWL-Museum Zeche Nachtigall, öffentliche Führungen dienstags bis freitags um 11, 13, 15 und 16.30 Uhr, samstags und sonntags stündlich von 10.30 bis 16.30 Uhr, www.zeche-nachtigall.lwl.org
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