Rindfleischmarkt

Steigen Rinderpreise weiter?

Der Rindfleischmarkt ist im Aufwärtstrend. Jungbullen sind knapp. Es kommt wenig Ware aus Südamerika. Und Rindfleisch ist weiterhin „hip“.

Explosionsartige Preissprüngen von bis zu 10 Cent pro Woche sind auf dem Rindfleischmarkt zu beobachten. „Jungbullen sind mindestens viermal so teuer wie Schlachtschweine. Das ist nicht nur eine deutsche Entwicklung, sondern auch im Ausland zu beobachten“, erklärte Dr. Albert Hortmann-Scholten vergangene Woche auf dem Tag der Bullenmast der Beratungsringe Emsland und Grafschaft Bentheim.

Nachfrage bleibt gut

Auch die Aussicht auf die kommenden Monate ist gut. „Das Ostergeschäft unterstützt noch mal die Preise für Jungbullen“, prognostizierte der Marktspezialist der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Für die hohen Preise für Rindfleisch gibt es in seinen Augen einige Gründe:

  • Deutsche Jungbullen sind knapp: Mit rund 11 Mio. Rindern ist der Bestand in Deutschland auf einem 35-Jahres-Tief. „Der Selbstversorgungsgrad in der EU für Rindfleisch liegt bei etwa 100 %, in Deutschland bei rund 95 %“, berichtete Hortmann-Scholten.
  • Weniger Importe: Südamerika hat mit einer Inflation zu kämpfen. Deshalb gab es mehrere Exportverbote. Außerdem sind Kühlcontainer extrem knapp und daher teuer.
  • Rindfleisch ist „hip“: Der Pro-Kopf-Verzehr bleibt beständig bei etwa 14 kg pro Person und Jahr. „Da ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern noch Luft nach oben.“
  • China: Die Nachfrage nach Rindfleisch steigt aufgrund der ­Afrikanischen Schweinepest.
  • Mercosur: Das Abkommen wird unter der jetzigen Regierung nicht ratifiziert.

Allerdings gibt es auch starke Kostensteigerungen. „Die Preise für Energie, Futter und Dünger explodieren. Beim Zukaufposten Kälber beobachten wir Mehrkosten von 140 %“, erklärte der Marktexperte. Gerade Qualitätskälber könnten zukünftig knapp werden. Denn Mutterkuhhalter tun sich trotz steigender Preise schwer mit der Wirtschaftlichkeit. Und auch das Verbot der Anbindehaltung führt künftig zu weniger Braun- und Fleckviehtieren. „Mastkreuzungen werden für uns immer wich­tiger“, referierte Dr. Hortmann-Scholten.

Fleischersatzprodukte könnten Rindfeischabsatz begrenzen

Ernsthaft Sorgen bereiten dem Marktexperten aber die Fleischersatzprodukte: „Sie werden besser. Da brauchen wir gar nicht mehr auf In-vitro-Fleisch zu warten.“ Hortmann-Scholten befürchtet, dass diese Produkte den Rindfleisch­absatz künftig begrenzen.

Auch die politischen Gegebenheiten sprechen nicht für den Fleischkonsum. Die Forderung, weniger Fleisch zu essen, wird immer lauter. Und das schon über einen längeren Zeitraum. Hier bezog sich der Marktreferent auf die Kampfansage von Renate Künast aus dem Jahr 2019: Die Fleischwende ist da! Soja, Erbsen und Lupinen werden demnächst Rind, Huhn und Schwein ersetzen. „Das werte ich als Angriff auf die konventionelle Landwirtschaft. Dieser wird so Einkommenspotenzial entzogen. Ich bin skeptisch, dass das der richtige Weg ist“, ärgerte sich ­Hortmann-Scholten. Die Klimadiskussion um die Rinder wird die Landwirte auch künftig weiter­begleiten.

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