Fresseraufzucht

Fresser richtig managen

Etliche Bullenmäster kennen das Problem: Manchmal erreichen Fresser den Mastbetrieb, fressen nicht richtig oder fangen an zu hüsteln. Sie fallen in ein Leistungsloch. Doch woran liegt das?

Immer wieder ist aus der Praxis zu hören, dass Fresser nach Ankunft auf dem Bullenmastbetrieb Leistungseinbußen haben. Was sind die Ursachen, Herr Lambers?

Das Leistungsloch der Fresser nach Ankunft auf dem Mastbetrieb hat mehrere Ursachen. Ein Hauptgrund ist die Fütterung: Viele Fresseraufzüchter füttern die Tiere mit qualitativ hochwertigen Komponenten. Die Ration ist sehr energie- und eiweißreich. Oftmals haben die Rationen mehr als 12,0 MJ ME. Die Bullenmäster hingegen erreichen in der Vormast häufig nicht einmal 11,5 MJ ME und füttern weniger Kraftfutter. Dazu kommt der Stress vom Transport, vom neuen Betrieb und durch neue Tiergruppen. Das kann sich kontraproduktiv auf die Tiere auswirken.

Fehlt es also an ­Kommunikation zwischen Aufzüchter und Mäster?

Ja, grundsätzlich sollten Bullenmäster beim Händler oder Fresserbetrieb nachfragen, wie die Ration der Fresser aussah. In der Praxis wissen Mäster oftmals nicht, woher die Tiere kommen. Optimal wäre, das Kraftfutter des Aufzuchtbetriebs noch einige Wochen auf dem Mastbetrieb weiterzufüttern, ähnlich wie es in der Schweinemast gehandhabt wird.

Außerdem würde ich Bullenmästern empfehlen, die Fresser nach Ankunft zu wiegen, um die Tageszunahmen ungefähr abschätzen zu können. Oftmals haben die Kälber auf dem Aufzuchtbetrieb Leistungen von durchschnittlich 1200 g Tageszunahmen. Dementsprechend muss dann auch die Ration auf dem Mastbetrieb ausgerichtet sein. Denn nach Ankunft haben die Fresser ein Leistungspotenzial von mehr als 1400 g Tageszunahmen.

Wichtig ist zudem, das Alter der Fresser anhand der Pässe genau zu überprüfen: Hat der Händler die Qualität gebracht, die er versprochen hat? Die Altersspanne der Tiere muss unbedingt kontrolliert und „Sitzenbleiber“ identifiziert werden. Ältere Tiere hatten oftmals eine Vorerkrankung oder andere Schwierigkeiten.

Fütterung und Tierqualität müssen also kontrolliert werden. Was können Bullenmäster bei der Haltung beachten, um den jungen Tieren den Start zu erleichtern?

In der Regel halten die Aufzüchter die Fresser auf Stroh, ansonsten auf Spaltenböden mit Gummiauflagen, oftmals auch in Warmställen. Auf dem Mastbetrieb stehen die Tiere oftmals auf Spaltenboden und in Kaltställen. Das ist für die Tiere eine harte Umstellung. Beim Tränkesystem empfehle ich Bullenmästern nachzufragen, wie die Kälber getränkt wurden. Wenn es auf dem Fresserbetrieb nur Schalentränken gab, wissen die Tiere unter Umständen nichts mit den verbreiteten Zapfentränken anzufangen.

Etliche Mäster bekommen Fresser jünger als sechs Monate mit rund 200 kg Lebendgewicht. Dann ist es ratsam, jetzt über das Nachrüsten der Ställe mit Gummiauflagen nachzudenken. Denn die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt eine weiche Liegefläche für Tiere unter sechs Monaten von 2024 an vor. Erfahrungen zeigen, dass diese sich gerade bei ­jungen Tieren positiv auf Leistung und Wohlbefinden auswirken.

Wie steht es um die Tiergesundheit der Fresser?

Ganz wichtig in meinen Augen ist das Impfmanagement. Die Fresser müssen unbedingt zweimal gegen Rindergrippe (BRSV) geimpft sein, und zwar intramuskulär! Denn eine intranasale Impfung wirkt nur kurz und ersetzt keine Impfung mit Nadel. Jeder Mäster sollte sich den Impfstatus seiner Tiere mitteilen lassen. Gerade bei feuchtem Wetter kommt es sonst vermehrt zu Problemen. Auch das Parasitenmanagement ist entscheidend. Bestenfalls weiß der Mäster, was der Aufzüchter gemacht hat. Oftmals läuft es in der Praxis aber so: Der Fresser sieht struppig aus, also bekommt er eine Wurmkur. Optimal ist, wenn der Händler auch diese Informationen übermittelt.

Von Vorteil ist, wenn die Tiere nach Ankunft auf dem Betrieb in einen Quarantänestall kommen und nicht direkt zu den anderen Bullen. Dann ist der Druck auf das Immunsystem nicht so groß. Positiv fällt in der Praxis auf, wenn Mäster den Fressern nach Ankunft über den Rücken scheren. Gerade bei feuchtem Wetter schwitzen die Tiere dann weniger.

Dann heißt es: Die Tiere täglich aufmerksam beobachten und dem Erfolg steht nichts mehr im Wege.

Matthias Lambers vom Beratungsring Osnabrück (Bildquelle: Lambers)

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