Mutterkuhhaltung

Absetzer müssen Erlöse bringen

Mutterkuhhaltung wird gerne gesehen. Dennoch rennen den Landwirten die Kosten davon. Eine gute Vermarktung der Absetzer ist unerlässlich.

In NRW stehen rund 60  000 Mutterkühe verschiedenster Rassen. Das sind knapp 10 % des ­deutschen Mutterkuhbestands (626  000 Tiere). Schwerpunktmäßig sind die Mutterkühe in den Grünlandbereichen der Mittelgebirgsregionen vertreten. „Im Schnitt hält ein Mutterkuhhalter in NRW elf Kühe pro Betrieb“, sagte Bettina Heuwinkel-Hörstmeier bei einer Veranstaltung der Landwirtschaftskammer NRW. Ihre Familie bewirtschaftet einen Betrieb mit 50 Charolais-Kühen und sie ist Vorsitzende im Fachbeirat Fleischrinder und Weidetierhaltung. Mutterkuhbetriebe unterscheiden sich strukturell in etlichen Punkten:

  • Ausstattung: Tierzahl, landwirtschaftliche Nutzfläche;
  • Ausrichtung: Absetzervermarktung, Reinzucht, Rindermast;
  • Bewirtschaftung: Haupt- oder Nebenerwerb, konventionell oder biologisch.

Wichtige Kostenfaktoren in der Mutterkuhhaltung sind die oftmals hohen Pachten, steigenden Anforderungen an die Haltung der Tiere sowie die Unterbringung von Futter und Gülle. „Die Kostenentwicklung für die Lagerung und das Thema Wolf (Zaunbau) kann ,Sprengstoff‘ für die Wirtschaftlichkeit in der Mutterkuhhaltung bedeuten“, betonte Heuwinkel-Hörstmeier.

Jedes Jahr ein Kalb

Grundsätzlich ist das Ziel in der Mutterkuhhaltung, pro Kuh und Jahr ein Kalb muttergebunden aufzuziehen. Dieses setzen die Landwirte abhängig von Strukturen und Kalbedatum zwischen dem siebten und neunten Lebensmonat ab. Die Absetzer gehen dann entweder in die Bullen- oder Färsenmast oder in die Aufzucht zur Remontierung.

„Die Absetzer bilden das eigentliche Erlöspotenzial in der Mutterkuhhaltung“, erklärte die Charolais-Züchterin. Eine weitere Einnahme kann die Vermarktung von Zuchtvieh darstellen. „Absetzer können entweder über die Auktionen des Fleischrinder-Herdbuchs (FHB), von Hof zu Hof oder über den Viehhandel vermarktet werden.“ Heuwinkel-Hörstmeier sieht klare Vorteile in der Auktionsvermarktung:

  • Markttransparenz gegeben;
  • Bündelung der Absetzergruppen entsprechend der Nachfrage;
  • qualitätsbetonte Vermarktung
  • sowie die direkte Reaktion des Absetzerpreises auf die aktuelle Marktentwicklung (Rinderpreise).

„Die Optimierung der Vermarktung der Absetzer ist für die Wirtschaftlichkeit essenziell“, sagte die Mutterkuhhalterin.

Zuchttiere vermarkten

Aber auch für Zuchttiere insgesamt sind Auktionen ein wichtiger Preismonitor, so Heuwinkel-Hörstmeier. Im FHB sind insgesamt 1400 Betriebe organisiert, 900 davon in der Herbuchzucht engagiert. Die erfahrene Züchterin weiß: „Die Vermarktungserlöse für Zuchttiere sind deutlich höher.“

Weibliche Absetzer für die Zucht erzielen mindestens 300 € mehr. Gekörte Deckbullen (12 bis 15 Monate) kosteten auf der Januar-Auktion des FHBs im Schnitt knapp 3600 €. „Der Verkauf von Zuchttieren ist eine Möglichkeit, die Wertschöpfung in der Mutterkuhhaltung zu erhöhen“, fasste die Charolais-Halterin zusammen. Allerdings betonte sie ebenfalls, dass Zucht auch spezifische Kosten verursacht:

  • kleinteilige Herdenführung durch gezielte Anpaarung,
  • Zuchtkonzept,
  • Marketing,
  • Erfassung genetischer Daten,
  • Absetzer wiegen,
  • Kosten der Herdbuchführung.

Insgesamt ist der Expertin wichtig, dass Absetzer- und Zuchtviehvermarktung ökonomisch zusammengedacht werden:

  • „Qualität zahlt sich aus.“ Das gilt für Absetzer sowie Zuchttiere.
  • Kurze Zwischenkalbezeiten, frühes Erstkalbealter und vitale Kälber mit guten Zunahmen sind entscheidend.
  • Reinzucht bringt Zuchtfortschritt und das bringt Qualitäts­sicherung.

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Die Landwirtschaftskammer NRW hat ihr Beratungsangebot ausgebaut. Derzeit können sich Mutterkuhhalter betriebswirtschaftlich kostenlos beraten lassen.

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