Generation Z: Fridays for Farming

DLG-Wintertagung: Junge Menschen für Landwirtschaft begeistern

Sie ist sprunghaft und permanent online, zugleich aber auf der Suche nach Sinn und Orientierung: Um die junge „Generation Z“ für Themen zu begeistern, müssen neue Wege eingeschlagen werden – online wie offline.

Fridays für Future, Rezos millionenfach geklickte „Zerstörung der CDU“ oder der Ausgang der Europawahl - 2019, so scheint es, ist die Stimme der jungen Menschen lauter geworden. Doch wie steht diese junge Generation zur Landwirtschaft? Und wie lässt sie sich für landwirtschaftliche Themen begeistern? Diesen Fragen ging das Impulsforum „Generation Z: Fridays for Farming!“ der DLG-Wintertagung am Mittwoch in Münster auf die Spur.

Generation Z: Ständig auf der Suche

Die Generation Z, so viel Theorie muss sein, meint die Generation der heute Anfang bis Mitte Zwanzigjährigen. Sie ist vor allem eines: permanent online. „173 Meter legen wir alle pro Tag durch Scrollen und Wischen auf dem Smartphone zurück“, zeigt Antje-Britta Mörstedt die Dimensionen der digitalen Einbettung auf. Mörstedt ist Professorin und Vizepräsidentin an der PFH Privaten Hochschule Göttingen und forscht zur Generation Z. Sie weiß: Die „Z-ler“ bewegen sich überproportional viel online: Fünf Stunden täglich sind sie im Netz auf Informationssuche. Was sie dort finden, prägt auch ihre Sicht auf die offline-Welt.

173 Meter legen wir alle pro Tag durch Scrollen und Wischen auf dem Smartphone zurück.“ Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt

Im Bereich Landwirtschaft ist der Bruch zwischen on- und offline Sicht besonders groß. „Die Generation Z ist groß geworden mit einer stark romantisierten Vorstellung von Landwirtschaft“, erklärt Mörstedt und spielt damit auf vielfach kritisierte mediale Bullerbü-Inszenierung von Landwirtschaft ab. Die vermeintliche Realität erreiche die Z-ler über die sozialen Medien: Bilder, die ihre Vorstellung von „Massentierhaltung“ maßgeblich prägen, oft investigative Formate oder Videos von Tierrechtlern.

Videos statt Text

Um ein anderes Bild von Landwirtschaft zu zeigen, müssen Landwirte stärker eigene Inhalte platzieren – und zwar in der Form, die die Z-ler erreicht. „Sie müssen Filme drehen, die die jungen Leute emotional ansprechen“, empfiehlt Mörstedt. „Wir nennen die Generation Z auch `To long to read`. Auf lange Texte haben sie keine Lust.“ Platziert werden sollten die Inhalte der Expertin zufolge vor allem in den sozialen Netzwerken: „Die Generation Z ist auf Instagram, Snapchat und TikTok unterwegs.“ Facebook sei dagegen für die Z-ler kaum noch relevant.

Zudem spiele den Landwirten noch ein weiteres Merkmal der Generation Z in die Hände: Die jungen Leute sehnen sich nach einer sinnstiftenden und sozialen Tätigkeit, die ihnen Orientierung bietet. „Genau da können Sie die Z-ler abholen“, so Mörstedt. „Die familiengeführten Betriebe bieten im Grunde genau das, wonach sich die jungen Menschen sehnen – zeigen Sie das auch.“

Offene Sichtweise

Hoffnung machte auch Filmemacher Thomas Fabry. Um herauszufinden, was die jungen Z-ler über Landwirtschaft denken, hat er einen ziemlich naheliegenden Weg verfolgt: Er hat sie einfach gefragt. Ihre Antworten hatte er in Form eines kurzen Filmes dabei.

Für Fabry hat sich in der Arbeit mit den jungen Schülerinnen und Schülern vor allem eines gezeigt: Sie machen sich gerne ein eigenes Bild. Auch wenn sie mitunter einen sehr kritischen Blick haben, sind sie in ihrer Meinung noch nicht so festgefahren. „Ihre Sichtweise ist offen und das gilt es zu nutzen“, so Fabry.

Einzigartige Erlebnisse schaffen

Für Ulrike Päffgen, Lehrerin und Gründerin der GemüseAckerdemie, liegt der entscheidende Ansatzpunkt im Bildungsprozess. „Landwirtschaft und Naturerfahrungsräume haben in den deutschen Lehrplänen kaum Platz“, kritisiert sie. Und auch außerhalb der Schule hätten Jugendliche immer weniger Kontakt zu Natur und Lebensmittelproduktion. „Das zeigt sich in einer sinkenden Wertschätzung von Lebensmitteln, die dazu führt das mehr als 30 % einfach weggeworfen werden, genauso wie in einer Zunahme von Adipositas- und Diabeteserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“, macht Päffgen deutlich.

Vor diesem Hintergrund hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Dr. Christoph Schmitz die „GemüseAckerdemie“ gegründet – ein Bildungsprogramm für Schulen und Kitas. Die Kinder durchlaufen unter fachmännischer Anleitung ein gesamtes Ackerjahr mit Bodenpflege und -vorbereitung, Gemüseanbau und -pflege sowie Ernte und Vermarktung. Päffgen ist sich sicher: „Nur durch persönliche Erlebnisse kann das Wissen rund um den Acker vermittelt werden.“

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