Pferd und Rind

Großtiere richtig retten

Stimmen Technik und Hilfsmittel, bleiben Tiere bei einem Unfall oft unversehrt – egal ob Stallbrand oder Weideunglück.

Ein Rind, das in eine Güllegrube ge­fallen ist, oder ein Pferd, welches im Graben liegt: Unfälle passieren. Bis Ende April gab es in Deutschland bereits 102 Einsätze mit der Rettung von Groß­tieren. 2022 waren es 473 Einsätze – mindestens einer am Tag. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher“, sagt Lutz Hauch. Er ist ehemaliger Berufsfeuerwehrmann und Trainer für die technische Großtierrettung. Auf Haus Düsse hat er 20 Feuerwehrmänner und -frauen bei einem Seminar von Fokus Tierwohl geschult. Die Rettung von Rindern und Pferden zählt nämlich nicht zur regulären Ausbildung der Feuerwehr.

Die passenden Hilfsmittel hat sich Lutz Hauch selbst zusammengestellt. Dazu ­zählen Hirtenstäbe, verschiedene Gurte, Halfter, Seile, ein Hebegeschirr für die Hubschrauberrettung und Vieles mehr. „Ich wünsche mir, dass jeder Kreis ein Rettungsset zum Ausleihen bereitliegen hat“, so Hauch. Im Folgenden stellen wir praktische Rettungsbeispiele vor.

Die fünf Gebote der Großtierrettung

Unfallsituationen zählen zu den schlimmsten Erlebnissen von Fluchttieren. Sie versuchen, sich um jeden Preis zu befreien, und ihr Verhalten ist schwer abschätzbar. Das Ziel der Rettung von Großtieren ist daher die Unversehrtheit bzw. das Überleben der Tiere, aber auch Sicherheit für alle Helfenden. Unterstützung bieten artgerechte und tierschonende Hilfsmittel.

Um sich selbst zu schützen, sollte man die Kickzone, also den Bein- und Kopfbereich, meiden. Das Nähern von der Rückenseite ist hingegen sicherer. „Der Abstand zum Tier bzw. die richtige Näherungsweise ist notwendig. Bei einem Brand stellen wir uns auch nicht direkt vor die Tür“, vergleicht Hauch. Seine fünf ­Gebote bei der Großtierrettung:

  • Vor der Rettung den Kopf des Tieres sichern.
  • Geeigneten Ort für Freilassung bestimmen: Nicht direkt am Einsatzort, ruhiges Umfeld.
  • Rückzugsweg für Retter, Alternativweg für Tier wählen.
  • Tierarzt immer hinzuziehen: Für eine stress- und schmerzfreie Rettung ist oft eine Sedation inklusive Schmerzmittel sinnvoll.
  • Konsequentes Personen­management: Einsatzkräfte, Tier­ärzte, Tierbesitzer und andere Anwesende richtig führen.

Als Rettungseinheit empfiehlt Hauch folgende Konstellation: 1 Einsatzleiter, 1 Geräte­manager, 1 Sicherheitsassistent (weist auf Kickzone hin), 2 bis 3 direkte Retter, Mannschaft, die beim Herausziehen hilft.

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