NRW-Landgestüt & Video-Affäre

Landgestüt: Ex-Leiterin zahlt Bußgeld

Das Verfahren gegen die ehemalige Leiterin des nordrhein-westfälischen Landgestüts in Warendorf und eine angestellte Reiterin ist abgeschlossen. Es wurden Bußgelder im dreistelligen Bereich verhängt.

Wie der Kreis Warendorf heute (21. Dezember 2021) bekannt gibt, ist das Verfahren gegen die ehemalige Leiterin des nordrhein-westfälischen Landgestüts in Warendorf, Kristina Ankerhold, und eine angestellte Reiterin beendet. Beide Frauen mussten Bußgelder im dreistelligen Bereich zahlen. Ihnen war vorgeworfen worden, bei der Arbeit mit jungen Hengsten eine umstrittene Trainingsmethode angewandt zu haben.

Die Video-Affäre am NRW-Landgestüt vom 12. Mai

Im Frühjahr dieses Jahres hatte der mittlerweile als „Video-Affäre“ bekannte gewordene Vorfall am nordrhein-westfälischen Landgestüt in Warendorf bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die renommierte Einrichtung und die damalige Gestütsleiterin waren nach Bekanntwerden der Video-Affäre am NRW-Landgestüt am 12. Mai wegen angeblich "nicht pferdegerechten Reitens" zweier jungen Hengste in Sozialen Medien, in der Fachpresse und auch auf politischer Ebene in die Kritik geraten.

NRW-Landgestüt & Video-Affäre

NRW-Landgestüt: Video-Affäre um Kristina Ankerhold zieht Kreise

von Thomas Hartwig

Video-Affäre am NRW-Landgestüt um Leiterin Kristina Ankerhold weitet sich aus. Video soll tierschutzrelevante Inhalte zeigen. Ankerhold untersagt filmen und fotografieren im Landgestüt.

Bereits im Februar hatte eine Angestellte im Beisein der damaligen Leiterin zwei Hengste des Landgestütes dermaßen geritten, dass die in den maßgeblichen Richtlinien vorgesehenen alters- und entwicklungsgemäßen Ausbildungsmaßnahmen deutlich verletzt worden sein sollen.

Als "Rollkur" eingestuft

Zeitgleich fand in der Halle ein Reittraining im Rahmen eines Pferdewirtschaftsmeister-Lehrgangs der Deutschen Reitschule statt. Die angehenden Pferdewirtschaftsmeister stuften die angewandten Trainingsmethoden als inakzeptabel und nicht vereinbar mit dem Tierschutz ein.

Konkret ging es um den Einsatz von Schlaufzügeln bei einem der Hengste und Maßnahmen, die eine Überdehnung des Genicks oder Halses (sogenannte Rollkur) bewirken. Dies ist tierschutzwidrig und stellt einen Verstoß gegen die Leitlinien "Tierschutz im Pferdesport", da diese Methode zu erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden bei den betroffenen Pferden führt.

FN bezieht Stellung

Die anwesenden Teilnehmer des Meisterlehrgangs filmten dieses Vorgehen per Handy. Anschließend legten sie das Material der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zur Beurteilung vor. Thies Kaspareit, Leiter der FN-Abteilung "Ausbildung", stufte das Training aus FN-Sicht als nicht pferdegerecht ein. Grundlage ist unter anderem der Kriterienkatalog zur Beurteilung von Trainingssituationen, hieß es seinerzeit in der Stellungnahme der FN.

Anzeige erstattet

Zeitgleich erstattete ein ehemaliger Mitarbeiter des Landgestüts bei der Kreis-Veterinärbehörde Warendorf eine Anzeige wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Nur wenige Tage später, am 19. Mai 2021, gab das zuständige Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf seinerzeit bekannt, dass die Leiterin des Landgestütes zurücktritt. Die 44-jährige Juristin und ausgebildete Pferdewirtin, habe aus eigener persönlicher Entscheidung um eine Versetzung gebeten.

Der Verdacht auf Verstoß gegen den Tierschutz im Nordrhein-Westfälischen Landgestüt in Warendorf ist bestätigt. Vergangene Woche beschäftigte sich der Landtag mit dem umstrittenen Training vom...

Bewerbungsverfahren abgeschlossen

Die kommissarische Leitung des Landgestüts wurde in der Interimsphase Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann übertragen. Das Bewerbungsverfahren für die Stellenausschreibung endete am 11. November 2021. Wie das zuständige Landwirtschaftsministerium auf Anfrage des Wochenblattes erklärt, betreibe das Ministerium nach Ablauf der Bewerbungsfrist zügig die Neubesetzung der Gestütsleitung des Nordrhein-Westfälischen Landgestüts.

Kristina Ankerhold ist nach Susanne Schmitt-Rimkus die zweite Gestütsleiterin in Folge ist, die in der beinahe 200 Jahre traditionsreiche Einrichtung in der Reiterstadt für Schlagzeilen sorgte.

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Gestern ist die Leiterin des nordrhein-westfälischen Landgestüts, Kristina Ankerhold, zurückgetreten. Unabhängig davon prüft das Veterinäramt des Kreises die vorliegende Anzeige.

Im NRW-Landgestüt wurde im Training zweier junger Hengste gegen Leitlinien zum Tierschutz im Pferdesport verstoßen. Das geht aus einem Bericht an den Landtag hervor.

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von Prof. Dr. Peter Kunzmann und Wiebke-Rebekka Gerdts, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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