Kommentar

Energieversorgung: Für Freiheit und Frieden

Die steigenden Energiekosten und die wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland bereiten vielen Menschen derzeit Sorgen. Wie kann Erdgas ersetzt und die Energieversorgung umgestellt werden?

Was für eine absurde Situation: Russlands Präsident Wladimir Putin führt in der Ukraine einen unmenschlichen und völlig unberechtigten Krieg und wir Deutschen zahlen jeden Tag Millionenbeiträge an Russland. So abhängig sind wir von den Energieimporten aus Russland.

Angst und Wut in der Bevölkerung

Die aktuellen Preisexplosionen befeuern die ­Befürchtungen vieler Menschen: Sie sind – verständlicherweise und völlig zu Recht – verunsichert, verängstigt, fürchten um ihren Wohlstand, ihre Existenz, fühlen sich ohnmächtig. Auch Landwirte sind in einer schwierigen Situation. Wissen nicht, wie sich Diesel- und Düngerpreise entwickeln oder ob beides zukünftig ausreichend verfügbar ist. An dieser Stelle wäre Wut eine nachvollziehbare Reaktion. Wut auf Putin sowieso. Aber auch auf unsere Bundesregierungen, die in der Vergangenheit alle Warnungen vor einer Abhängigkeit zu Russland ignoriert und zusätzlich den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht mit aller Vehemenz vorangetrieben, sondern allzu oft sogar blockiert haben.

Erdgas ersetzen?

Aber macht diese Wut Sinn? Ja. Wenn sie zum Antreiber wird. Dann können wir viel. Auch wenn es uns Angst macht. Auch wenn es sehr viel Geld kostet . Ein Teil der russischen Importe lässt sich ersetzen. Das geht bei Steinkohle relativ leicht. Auch Erdöl kann vermehrt aus OPEC-Ländern oder den USA zu uns kommen. Schwieriger wird es bei Erdgas. Erdgas benötigen wir für die Wärme- (50%) und Stromerzeugung (20%) und für unsere Industrie (30%). Gut die Hälfte des deutschen Bedarfs decken wir bisher mit ­Importen aus Russland. Andere Lieferwege sind hier nur schwierig zu erschließen.

Deshalb werden wir nicht drum herumkommen uns einzuschränken: Wir müssen Energie sparen. Und zwar jetzt sofort und an allen Stellen. Das gilt für Industrieprozesse genauso wie landwirtschaftliche Arbeiten oder unser tägliches Handeln. Licht aus, die Heizung runterdrehen, das Auto stehen lassen, flacher pflügen oder grubbern. Das ist nicht immer schön, hilft aber. Sofort.

Energieversorgung umstellen

Ein weiterer Baustein sind Ausbau und Nutzung der erneuerbaren Energien: mehr Windenergie, Photovoltaikanlagen, wo immer es geht, Wärmepumpe statt Öl- oder Gasheizung. Hier ist jeder gefordert. Insbesondere die Politik, die nun endlich Rahmenbedingungen schaffen muss, die ­einen raschen Ausbau ermöglichen.

Sicher: Ausbau und Umstellungen dauern. Aber es gibt auch bei den Erneuerbaren schnelle Ansatzpunkte. Deutsche Biogasanlagen zum Beispiel könnten ihre Produktion aus dem Stand um 20% erhöhen und so immerhin 5% der russischen Gasimporte nach Deutschland ersetzen.

Die Umstellung unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien ist heute wichtiger denn je. Aktuell nur nachrangig aus Klimaschutzgründen. Jetzt geht es um unsere Versorgungssicherheit, unsere Unabhängigkeit. Um Freiheit und Frieden. Klimaschutz bekommen wir gratis dazu.

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