Auf der Hälfte der Ackerfläche im Kreis Steinfurt wächst Mais. Auch wenn davon ein Viertel für die Biogaserzeugung genutzt wird, ist die Pflanze nicht nur Natur- und Artenschützern ein Dorn im Auge. Der Verein „Nachhaltiger Westen“ hat sich darum nach einer Alternative umgeschaut: der Anbau mehrjähriger Blühpflanzenmischungen. Am vergangenen Montag hat sich NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser das Projekt näher angeschaut und ein Förderpaket geschnürt.
Alternative für Mais
Auf etwa der Hälfte des Ackerlandes im Kreis Steinfurt wird Energie-, Futter- und Körnermais angebaut, sagte Hans-Georg Guhle, Vorsitzender des Vereins Nachhaltiger Westen beim Besuch der Ministerin. Neben Viehfutter ist der Mais auch Grundlage für die Gasproduktion der fast 50 Biogasanlagen im Kreis. Guhle ist sich über den hohen Stellenwert der Pflanze bewusst, wünscht sich aber mehr Artenvielfalt und ein attraktives Landschaftsbild.
Darum hat der Verein zusammen mit Projektpartnern unter anderem aus Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz vor drei Jahren die Suche nach einer „bunten Biomasse“ begonnen. Das Ziel: eine Alternative für den Betrieb von Biogasanlagen. Die Lösung bietet eine mehrjährige Blühmischung aus insgesamt 25 Staudenarten. Aber Guhle betonte auch: „Wir wollen den Mais nicht komplett ersetzen.“
Blühflächen sollen wachsen
Obwohl Anbau und Ernte neue Arbeitsabläufe erfordern – beispielsweise wird die Blühmischung Ende Juli geerntet –, haben sich bis zum vergangenen Jahr bereits 39 Landwirte mit 84 ha am Anbauversuch beteiligt. Für dieses Jahr gibt es Zusagen für weitere 40 ha, sodass insgesamt mehr als 120 ha Blühfläche zum Projekt zählen. Das Ziel des Vereins: „Wir wollen 1000 ha der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis im Projekt binden."
Ein ehrgeiziges Ziel, denn neben den Vorteilen für den Natur- und Artenschutz, den Boden und das Landschaftsbild hat die Blühmischung ein entscheidendes Manko: „Im Vergleich zu Mais ernten wir etwa 30 % weniger Trockenmasse“, erklärte Nadine Schilling, Geschäftsführerin des Vereins Nachhaltiger Westen.
Förderung durch das Land
Auch die Gasausbeute ist etwas geringer. Darum war von Beginn an ein finanzieller Ausgleich geplant. Hier hat der Landkreis das Projekt unterstützt und eine Förderung von jährlich 340 €/ha gezahlt, bei einer Bindungsdauer von fünf Jahren. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Mindererträge und der Ernteaufwand auf den vergleichsweise kleinen Flächen damit nicht gedeckt werden können“, erklärte Schilling. Doch angesichts der gesetzten Ziele wird der Kreishaushalt an seine Grenzen stoßen, sind sich die Beteiligten bewusst.
Deshalb soll der Anbau der Blühmischungen künftig im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gefördert werden. Als Zweite Säule der GAP soll die EU die ländlichen Gebiete unterstützen und den verschiedenen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werden. Die Kriterien hierzu sieht Umweltministerin Heinen-Esser als erfüllt und bewertet das Steinfurter Projekt als beispielhaft für ganz NRW.
Im Rahmen der GAP beabsichtigt das Land, das Projekt ab 2023 mit 460 €/ha jährlich zu fördern. Ziel der Ministerin ist es, landesweit 4000 ha im Programm zu binden. „Die Blühmischungen sollen überall dort eine Alternative bieten, wo der Maisanbau sehr stark ist“, sagte die Ministerin.
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