Zahlen zur Agrarlehre

Azubis: Von Krise noch keine Spur

Trotz schlechter Stimmung in der Branche steigt die Zahl der land­wirtschaftlichen Azubis – seit 1995 um 77 %. Im gleichen Zeitraum hat sich der Frauenanteil von zehn auf 20 % verdoppelt.

Im vergangenen Jahr entschieden sich insgesamt 546 Männer und Frauen in NRW für die Lehre zum Landwirt oder zur Landwirtin. Übersicht 1 verdeutlicht den Anstieg. Aber reicht die Ausbildung noch aus, um mit Technik, Dokumen­tation und Digitalisierung in der Praxis Schritt zu halten? Wichtig ist die sinnvolle Verzahnung von Theorie und Praxis, wie unsere Beiträge auf der folgenden Doppelseite verdeutlichen.

frauen

Neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse pro Jahr (Bildquelle: eigene Darstellung nach Daten der Landwirtschaftskammer NRW)

Aus der Landwirtschaftszählung von 2020 geht hervor, dass 34 % – und damit der größte Teil – der Betriebsleiter im Haupterwerb zusätzlich zur Lehre die höhere Landbauschule, eine Technikerschule oder eine Fachakademie abgeschlossen haben. Rund 20 % gaben die Lehre als höchsten landwirtschaftlichen Abschluss an. Die weiteren Anteile führt Übersicht 2 auf. Erstaunlicherweise können 14 % der Betriebsleiter laut Umfrage ausschließlich praktische Erfahrung vorweisen. Insgesamt 9 % haben dagegen an einer Hochschule Landwirtschaft studiert oder sogar promoviert. Zusätzlich haben 62 % der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten an beruflichen Fortbildungen teilgenommen.

Höchster Agrarabschluss landwirtschaftlicher Betriebsleiter (Bildquelle: eigene Darstellung nach Daten aus der Landwirtschaftszählung 2020)

Nach der Jahrtausendwende waren die Ausbildungsplätze knapp. Um auch kleinere Unternehmen zum Ausbilden zu motivieren, wurde die Ausbilder-Eignungsverordnung kurzfristig ausgesetzt. Das führte zwar zu einem kleinen Anstieg der abgeschlossenen Ausbildungsverträge, gleichzeitig sanken aber Qualität und Abbruchquote der Lehre. Daher wurde die Verordnung novelliert und trat 2009 wieder in Kraft.

Laut Landwirtschaftskammer NRW bestanden im vergangenen Jahr 318 Landwirtinnen und Landwirte die Ausbilder-­Eignungsprüfung. Möglich ist das an den sechs Fachschulen für Agrar­wirtschaft mit Fachrichtung Landwirtschaft sowie an den Hochschulen Soest und Bonn. Jährlich erkennt die Kammer etwa 100 landwirtschaftliche Betriebe für die Ausbildung im Beruf Landwirt oder Landwirtin an.

Wer einen Ausbildungsplatz sucht, dürfte in der Börse auf der Internetseite der Kammer fündig werden. Hier sind viele Lehrbetriebe mit Kontaktdaten und Betriebszweigen gelistet. Allerdings sieht das Berufsbildungsgesetz keine regelmäßige Aktualisierung oder Beendigung einer Anerkennung vor. Sofern ein Betriebsleiter der Kammer nicht mitteilt, dass er in seinem Betrieb nicht mehr ausbilden will, befinden sich also ­leider auch Karteileichen in der Datenbank.

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