Landfrau auf dem Jakobsweg

Unterwegs nach Santiago

Maria-Anne Robert, Bäuerin aus Borghorst, ist bereits 400 km auf verschiedenen Jakobswegen gelaufen. Die Touren haben nicht nur ihrem Selbstbewusstsein gutgetan, sondern auch ihrer Digital-Kompetenz.

Wer Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens zu Fuß ansteuert, reist am besten mit leichtem Gepäck. Ganz plastisch machte das Maria-Anne Robert aus Steinfurt-Borghorst am Samstag (2.3.) beim Kreislandfrauentag in Münster. Ihren 7,5 kg schweren Rucksack hatte sie gleich mitgebracht. Vor rund 160 Gästen zeigte sie, welche Ausrüstung dabei sein sollte – von Ersatzschuhen für den Abend bis zur Hirschtalgcreme für strapazierte Füße. Alles verpackt sie in verschließbaren Plastikbeuteln, Kleidung platzsparend gerollt.

Maria-Anne Robert mit ihrem Rucksack inklusive Jakobsmuschel. (Bildquelle: Hertleif)

"Jetzt bin ich mal dran"

Im Jahr 2018 und im vergangenen Jahr war die 62-Jährige, die auf ­einem Betrieb mit Sauen, Schweinemast und Ackerbau in Steinfurt-Borghorst zu Hause ist, auf dem ­Jakobsweg unterwegs. Ihre Motivation für die erste Reise: „Ich habe gedacht, dass ich mal dran bin und überlegt, was ich gerne machen möchte.“ Für den Jakobsweg entschied sie sich weniger aus religiösen Gründen und mehr, weil sie Bewegung und die Natur mag.

Die Mutter von vier erwachsenen Kindern schaufelte sich eine Woche frei, buchte einen Flug nach Bilbao und machte sich von San Sebastian aus allein auf den Weg, zu Fuß und immer den Wegweisern mit der Jakobsmuschel folgend. Die Unterkünfte für die Tour hatte sie schon vorab gebucht, in Pensionen und einfachen Hotels. „Die Pilgerherbergen mit 15 Leuten in einem Saal muss ich mir nicht mehr antun“, findet sie.

Die stilisierte Jakobsmuschel weist den Weg, hier in Galicien im Nordwesten Spaniens. (Bildquelle: Robert)

Mit Pilgerausweis

18 bis 25 km schaffte sie an den meisten Tagen. Gegen 16 Uhr traf sie in der Regel an ihrem Etappenziel ein. In ihrem Pilgerausweis sammelte sie täglich zwei Stempel. Wer mindestens 100 km zu Fuß oder 200 km mit dem Rad zurückgelegt hat, kann sich am Zielort eine Pilgerurkunde ausstellen lassen.

Mal steinig, mal spektakulär: Die Strecke führt teilweise am Atlantik entlang. (Bildquelle: Robert)

Für Touren allein hatte sich Maria-Anne Robert den „Camino del Norte“ ausgesucht, der an der Atlantikküste entlangführt. Mit ihrer Schwägerin war sie im vergangenen Jahr auf dem portugiesischen Jakobsweg unterwegs und erreichte erstmals Santiago de Compostela mit dem Grab des heiligen Jakobus. „Wer angekommen ist, setzt sich auf den Vorplatz der Kathe­drale und genießt erst einmal.“

Kurz vor Ostern erreichte Maria-Anne Robert im vergangenen Jahr Santiago des Compostela mit der Kathedrale, die über dem Grab des heiligen Jakobus errichtet worden sein soll.. (Bildquelle: privat)

Bei ihrer ersten Tour hatte Maria-Anne Robert noch einen Reiseführer dabei. Den spart sie sich inzwischen. „Es gibt so viele gute Apps fürs Smartphone.“ Die habe sie während ihrer Touren entdeckt und insgesamt digital einen Sprung nach vorne gemacht.

Noch 355 km zum Ziel

Insgesamt 355 km auf dem Jakobsweg möchte Maria-Anne Robert noch zurücklegen. So weit ist es von ihrem letzten Zielort San Vicente bis Santiago de Compostela. Dabei hat sie auf ihren Touren nicht in erster Linie das Ziel vor Augen. Wichtiger sind ihr die Naturerlebnisse und das Gefühl, etwas ohne Zeitdruck machen zu können. „Davon werde ich noch lange zehren.“

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