Den Mund aufkriegen – aber richtig. Das zählt mindestens so viel wie Fleiß und Fähigkeiten, sagt Anna Glück. Sie hat das Sprechen über Erfolg zu ihrem Beruf gemacht. Wie es dazu kam, erfuhren die Besucherinnen des Kreislandfrauentages Coesfeld am vergangenen Samstag. Das Vorstandsteam um Sabine Nolte hatte die Referentin aus Karlsruhe vor dem Hintergrund des Verbandsmottos „Mut für Morgen“ eingeladen. Diese Devise griff die Rednerin in ihrem Vortrag mit einer eigenen Definition auf „Mut ist Angst und einen Schritt weiter“, erklärte Anna Glück und erläuterte, wie sie diese Angst überwand, einen neue Weg einzuschlagen.
Dorfkind auf Weltreise
Die 40-Jährige machte den für sie entscheidenden Schritt als junge Frau. Nach Ausbildung und einigen Berufsjahren als Einzelhandelskauffrau brach sie als Dorfkind zu einer Weltreise auf, die ungeplant sechs Jahre dauerte. Sie kam mit einer Tochter zurück, absolvierte als Alleinerziehende eine zweijährige Fortbildung zur Betriebswirtin, ehe sie professionelle Sprecherin und Kommunikationsberaterin wurde.
Das Geschichtenerzählen liegt ihr besonders am Herzen: „Geschichten sind eine der effektivsten Formen der Kommunikation, weil sie Themen verständlich machen und Menschen verbinden“, sagte die Referentin. Berät sie Menschen in Unternehmen, die mit ihrer Persönlichkeit und Geschdäftsidee sichtbarer werden wollen, fragt Anna Glück zunächst: „Wie willst du wirken?“ Auch die Landfrauen im Saal rief sie dazu auf. Sie sollten sich Eigenschaften zuordnen, beispielsweise: zuverlässig, freundlich, hilfsbereit, fröhlich, liebenswert. Der nächste Schritt führte zur Selbstreflexion: Warum möchte ich auf eine bestimmte Weise wirken? Verhalte ich mich so, wie ich wirken möchte?
Das Spannendste zuerst
In den Geschichten gelte es, die Zuhörer mit nach oben zu nehmen, also nicht nur über Tiefs zu sprechen, sondern auch über Lernerfolge und gute Momente. Wer solche guten Geschichten gekonnt zu erzählen weiß, wird von seinen Mitmenschen positiv wahrgenommen, ermutigte Anna Glück die Landfrauen. Geschichten gut zu erzählen erfordert allerdings Können und Übung. „Fangen Sie immer mit dem Spannendsten in Ihrer Lebensgeschichte an“, riet die Referentin. Die Aktiven des Kreislandfrauenverbandes punkteten mit positiven Nachrichten aus ihren Reihen. In allen 22 Ortsverbänden haben sich bei den Wahlen neue Teams aufgestellt. Auch der Dülmener Ortsverband hat nach einem Fehlstart im zweiten Wahlgang einen Vorstand gewählt.
Bentkämper: AFD-Programm lesen
Gespannte Stille herrschte im Saal, als die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Petra Bentkämper, über die aktuelle politische Situation in Deutschland sprach. "Wir sind bunt, nicht braun.“ Dieses Motto nehmen auch die Landfrauen in der aktuellen Debatte um rechte Strömungen in Deutschland für sich in Anspruch, sagte sie, Die Vielfalt des Verbandes zeigt sich in den Mitgliedern, die aus allen Berufen kommen. „Wir sind weit über die Grenzen Deutschlands bis nach Afrika mit Frauen in ländlichen Räumen vernetzt“, betonte sie. Im Umgang mit Rechtspopulismus hilft aus ihrer Sicht aber nicht nur Abgrenzung, sondern auch genaues Hinschauen. „Ein Verband wie die Landfrauen würde nicht mehr lange existieren, wenn die AFD die politische Macht gewinnt“, stellte die oberste Landfrau fest. Das sei ihr beim Lesen des Grundsatzprogrammes der AFD klar geworden. Es formuliere ein rückständiges, einseitiges Frauen- und Familienbild. Sie riet den Anwesenden, selbst einen Blick in das Programm zu werfen.
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