Einen Bluthochdruck spüren Patienten oft nicht. Wenn überhaupt macht er sich bemerkbar etwa über Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel oder auch Ohrensausen. Die möglichen Folgen des Bluthochdrucks sind – je nach Ausmaß – verheerend: Herzschwäche- und Infarkt, Schlaganfall, Nierenschäden mit möglicher Dialysepflicht und Netzhautschäden. Sichtbar – weil dort einsehbar – werden die Schäden durch einen Bluthochdruck an den Adern der Netzhaut. Sie offenbaren, wie kleine Gefäße sich im ganzen Körper verändern.
Bei Bluthochdruck kleinste Arterien betroffen
Im Herz, im Gehirn, in den Nieren und eben auch in der Netzhaut verlaufen kleine und kleinste Äderchen, die Arteriolen, Venolen und Kapillaren. Ein Blick auf die Nieren macht deutlich, wie wichtig diese kleinen Versorgungsgefäße sind: Aufsummiert finden sich in einer Niere 25 Kilometer Äderchen, die sich in den rund zwei Millionen kleinen Nierenkörperchen knäueln. Bei andauernd hohen Blutdruck verändern sich die Arterien und Arteriolen im ganzen Körper.
Was unter Bluthochdruck mit den Äderchen der Niere geschieht, ist unsichtbar. In der Netzhaut jedoch offenbart schon die Augenlupe die Veränderungen der Äderchen und diese lassen auf das Geschehen in anderen Organen schließen.
Bluthochdruck
Ein Bluthochdruck lässt sich diagnostizieren über Blutdruckmessungen beim Arzt an mehreren Tagen oder über eine automatisierte 24-Stunden-Blutdruckmessung daheim. Auch Selbst-Messungen am besten mit Oberarm-Blutdruckmessgeräten sind nützlich. Nach der aktuellen Definition besteht eine Hypertonie, ab einem Ruhe-Blutdruck von 140/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
Die Gefäßwände der Äderchen dienen einerseits als Barriere, die den Austausch zwischen Blut und umgebenden Gewebe kontrolliert. Und sie bestehen aus glatter Muskulatur, die den Gefäßdurchmesser über Hormone gesteuert verengen oder weiten. Vor allem bei den Arterien und den kleineren Arteriolen, die den Blutstrom vom Herzen aufnehmen, ist das der Fall. Bei hohem Blutdruck ziehen sich diese Gefäße zusammen. Sie regulieren so die Menge des Blutes, das sie in die Organe leiten.
Zunächst ist dies eine ganz normale Reaktion. Schlägt unser Herz durch körperliche Anstrengung oder psychischen Stress schneller, steigt der Blutdruck und die Arterien verengen sich und die Durchblutung bleibt stabil. Alltägliche Bewegung und die begleitenden Blutdruckschwankungen trainieren so unser Gefäßsystem. Andauernder Bluthochdruck jedoch bringt Probleme.
Chronischer Bluthochdruck schadet
Es gibt genetische Risikofaktoren für einen Bluthochdruck. Auch Schwangere können plötzlich sehr hohen Blutdruck erleben. Ebenso können Nierenerkrankungen, Schlafstörungen wie eine Schlafapnoe oder bestimmte Krebserkrankungen den Blutdruck dauerhaft erhöhen. Patienten sollten sich stets medikamentös optimal einstellen lassen. Doch es gibt auch Risikofaktoren, auf die ein jeder Einfluss nehmen kann.
{{::tip::standard::Um einer Hypertonie vorzubeugen und somit das Risiko für Netzhautschäden und andere Folgeerkrankungen zu minimieren, sollte der Lebensstil angepasst werden etwa durch
- tägliche Bewegung, zum Beispiel Laufen oder Schwimmen;
- Abnehmen bei Übergewicht – am einfachsten durch Reduzierung der Kohlenhydrate in Form von Zucker und Stärke;
- Reduzierung eines überhöhten Salzkonsums bei dafür sensiblen Menschen;
- Entspannung und Rauchstopp.::}}
Bei länger anhaltendem Bluthochdruck verengen sich Arterien und Arteriolen dauerhaft. Die Muskelzellen reduzieren dabei den Gefäßdurchmesser und regulieren die Mehrdurchblutung. Nicht nur die Innenwände der Arteriolen werden unter dem hohen Blutdruck mechanisch stärker beansprucht. Auch die Gefäßinnenschicht wird dabei beschädigt – ein Prozess, der als Ursache für Arteriosklerose gilt.
Dabei bilden sich Beläge aus verschiedenen Blutbestandteilen, Plaques genannt, auf den Innenwänden der Adern. Das macht sie dicker, fester und unbeweglicher. Bei der Arteriosklerose spielt auch die Ernährung eine große Rolle: Hier ist ein Überschuss an Kohlenhydraten etwa mit Zucker und Stärke ein maßgeblicher Faktor und nicht die Einnahme von Fetten, wie früher angenommen.
Schreitet die Erkrankung fort, kommt es zu verschiedenen Formen von Durchblutungsstörungen. Deren Vorstufen sind bereits im Auge erkennbar. Beobachtet ein Augenarzt solche Veränderungen, sind damit erhöhte Risiken für Demenz, Schlaganfall und Folgen für eine Herz-/Kreislauferkrankung verbunden.
Gestörte Durchblutung
Eine durch chronischen Bluthochdruck hervorgerufene Schädigung der Netzhautgefäße kann Sehstörungen verursachen. Schwillt sogar der Sehnerv an, ist das ein akutes Ereignis einer Durchblutungsstörung ähnlich einem Herzinfarkt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Augen- und Hausärzte sowie Internisten und Kardiologen kooperieren. Häufig schicken auch Hausärzte und Kardiologen Hypertonie-Patienten zum Augenarzt, damit diese die Netzhaut untersuchen und sich Rückschlüsse auf Herz-/Kreislauferkrankungen schließen lassen.
Studienlage
Geschätzt jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Bluthochdruck. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts von 2015 wissen 22 Prozent der betroffenen Männer und 13 Prozent der betroffenen Frauen gar nicht, dass sie daran erkrankt sind. Manchmal lässt sich der hohe Blutdruck allein mit Medikamenten schwierig regulieren. Ihren Blutdruck dauerhaft im Griff haben rund 58 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer, bei denen eine Hypertonie festgestellt wurde.
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