Das Gedankenkarussell dreht sich immer weiter und steht auch nachts nicht still. Wie soll die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage finanziell überbrückt werden? Wie geht es in Zukunft weiter? Hat der Betrieb überhaupt eine Zukunft? Wenn nein, was kommt dann? Solche Fragen stellen sich gerade viele Landwirte, vor allem Schweinehalter. Es ist richtig, sich jetzt Gedanken um die Zukunft des Betriebes zu machen. Wichtig ist jedoch auch, dass die Sorgen nicht das komplette Leben bestimmen. Sonst besteht die Gefahr, dass aus Sorgen ernsthafte psychische Probleme, wie Depressionen, werden. Wer das rechtzeitig erkennt, kann oft durch kleine Maßnahmen viel erreichen und seine seelische Gesundheit schützen.
Den Alltag durchleuchten
Bewährte Maßnahmen, um Depressionen vorzubeugen, sind Sport oder Entspannungsübungen. Entsprechende Angebote gibt es nahezu überall vor Ort. Viele davon sprechen Landwirte aber wenig an, weiß Regina Eichinger-Schönberger, Sozialpädagogin bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. „Landwirte fühlen sich dort in ihrer Problemlage nicht verstanden.“ Ihnen bringt es dagegen oft schon viel, ihren Alltag zu durchleuchten und Ideen zu entwickeln, wo kurze Unterbrechungen eingebaut werden können, zum Beispiel kleine sportliche Einheiten.
Beispielsweise kann der Landwirt statt des Autos oder Treckers für kurze Wege das Fahrrad nehmen. Entspannung kann ein Landwirt finden, wenn er abends nach Feierabend einmal in Ruhe eine Runde über den Hof geht, rät Regina Eichinger-Schönberger. Ein Tipp: Schauen Sie dabei nicht, was dort alles getan werden muss, sondern freuen Sie sich über das, was da ist: Gesunde, satte Tiere, ein schöner Garten oder ein gepflegtes Wohnhaus.
Die Realität annehmen
Wichtig ist es, sich frühzeitig einzugestehen, wenn die Lage schwierig wird, so der dringende Rat der Sozialpädagogin. „Es bringt nichts, den Kopf lange in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass der Wind morgen anders weht. Seien Sie ehrlich zu sich, nehmen Sie die Realität an und holen Sie sich Experten mit ins Boot“, empfiehlt sie. Unbedingt sollte der Landwirt auch offen zu seiner Familie sein. Wenn es wirtschaftliche Probleme gibt, muss das auch die Ehefrau wissen. Die Familie kann nur gemeinsam entscheiden, was eine gangbare Lösung für die Zukunft ist. Denn sie muss diesen Weg gemeinsam gehen.
So lassen sich Depressionen vorbeugen
Soziales Netz pflegen – Ein gutes soziales Netz schützt davor, in eine Depression zu rutschen. Wenn es einen doch trifft, helfen gute Kontakte dabei, wieder herauszukommen. Ein stabiles soziales Netz gibt nicht nur moralische, sondern auch ganz praktische Unterstützung. Dabei ist es nicht wichtig, einen möglichst großen Bekanntenkreis zu haben. Die Qualität der Beziehungen ist wichtiger als die Quantität. Es lohnt sich also, gute Freundschaften zu pflegen. Dabei ist der direkte Kontakt, von Angesicht zu Angesicht, besonders wertvoll.
Sport – Beim Sport werden Stresshormone abgebaut und Glückshormone freigesetzt. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der Sport draußen zu empfehlen. Denn Tageslicht beugt auch saisonalen Depressionen vor. Das klappt sogar bei bewölktem Himmel. Wenn von Sport die Rede ist, geht es jedoch nicht darum, Hochleistungssport zu betreiben. Wichtig ist, sich in irgendeiner Form körperlich zu betätigen. Jeder sollte sich eine Sportart suchen, die ihm Spaß macht. Nur dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dauerhaft dranzubleiben. Welcher Sport das sein kann, lässt sich nur durch Ausprobieren herausfinden.
Entspannung – Es muss ja nicht unbedingt eine tägliche Yoga-Einheit oder Ähnliches sein – auch wenn solche Techniken vielen Landwirten guttun würden. Viel ist schon gewonnen, wenn kleine Auszeiten im Alltag eingeplant werden. Das kann ein kurzer Mittagsschlaf, eine Kaffeepause oder ein Treffen mit Freunden am Abend sein. Wenn an manchen Tagen auch dafür die Zeit fehlt, hilft es notfalls schon, kurz innezuhalten und dreimal tief durchzuatmen.
Online-Training der SVLFG
Speziell für Landwirte bietet die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) Online-Selbsthilfe-Trainings zur Stärkung der psychischen Gesundheit an. Hier können Landwirte schnell, unkompliziert und anonym Hilfe finden. Das Angebot können nicht nur Landwirte, sondern auch mitarbeitende Familienangehörige und Altenteiler in Anspruch nehmen. Es wurde speziell auf Landwirte und Beschäftigte in den grünen Berufen ausgerichtet.
Das Training ist ein niederschwelliges, präventives Angebot. Liegt bereits eine Depression vor, benötigen die Betroffenen professionelle therapeutische Hilfe. In akuten Notsituationen steht auch die Krisenhotline der SVLFG bereit, erreichbar unter Tel. (05 61) 785-101 01.
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