Welche Rolle spielt der Cholesterin-Stoffwechsel für Herz-Kreislauferkrankungen?
Cholesterin ist neben den Triglyceriden ein wichtiges Blutfett und wesentlicher Baustoff für Zellwände, Hormone, Gallensäuren, Vitamin D und mehr. Zu 75 bis 85 % wird es selbst im Körper produziert. Das restliche Cholesterin kommt aus der Nahrung.
Damit Cholesterin über den Blutstrom transportiert werden kann, geht es mit bestimmten Proteinen eine Verbindung ein. Je nach Zusammensetzung dieser Lipoproteine werden diese als „gutes“ (HDL) oder „schlechtes“ (LDL) Cholesterin und LP(a) bezeichnet.
Störungen im Fettstoffwechsel sind tückisch. Meist verursachen sie lange Zeit keine Beschwerden. Doch im Verborgenen treiben erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte ihr Unheil an den Blutgefäßen. Befinden sich dauerhaft zu hohe Mengen Cholesterin im Blut, kann sich eine Arteriosklerose entwickeln. Darunter versteht man die Ablagerung von Fett, Thromben, Bindegewebe und Kalk in den Blutgefäßen. Diese Plaques verengen die Gefäße, können aber auch platzen und zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Welche Ursachen haben erhöhte Cholesterinwerte?
Abgesehen von einer genetischen Störung des Cholesterinstoffwechsels, der familiären Hypercholesterinämie – an der schätzungsweise 200 000 Menschen in Deutschland erkrankt sind –, nimmt in den meisten Fällen der heutige Lebenswandel Einfluss auf unsere Blutfettwerte.
Entscheidende Faktoren sind Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Aber auch bestimmte Erkrankungen wie Nierenleiden oder ein Diabetes können die Cholesterinwerte anheben.
Wie lässt sich das persönliche Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ermitteln?
Der Bundesverband der niedergelassenen Kardiologen hat auf der Internetseite www.scores.bnk.de drei verschiedene Kalkulatoren zur Verfügung gestellt. Damit kann jeder sein persönliches Risiko ermitteln, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden.
Dafür müssen Angaben zu den Blutfettwerten, zum Lebensstil und Gesundheitszustand eingegeben werden. Der Kalkulator der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) beispielsweise errechnet aus den Angaben ein sehr hohes, ein hohes oder ein mittleres bis niedriges Risiko. Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen:
- Patienten mit einem sehr hohen Risiko (Score über 10 %) sollten ihr LDL-Cholesterin auf unter 70 mg/dl bringen oder ihren Ausgangswert um mindestens 50 % senken.
- Für Patienten mit einem hohen Risiko (Score 5 bis 10 %) gilt dies auch. Allerdings müssen sie einen LDL-Cholesterinwert von 100 mg/dl anstreben.
- Patienten mit mittlerem bis niedrigem Risiko (Score 1 bis 5 %) sollten einen LDL-Wert von unter 115 mg/dl erzielen.
Wie werden erhöhte Cholesterinwerte behandelt?
In erster Linie geht es darum, den Lebensstil zu optimieren. Allein durch die Reduktion von Übergewicht lässt sich der LDL-Cholesterinwert um 5 % senken. Eine weitere Senkung von 5 % ist durch Bewegung zu erzielen. Neben regelmäßigem Ausdauertraining gehört auch eine ausgewogene mediterrane Ernährung dazu.
Da Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Transfettsäuren Herzerkrankungen begünstigen, sollte der Genuss beispielsweise von Chips, Frittiertem, Süß- und Backwaren, Fertigsuppen sowie Bratfetten eingeschränkt werden. Das Gleiche gilt für Palmöl, Kokosfett, Schweine- und Rinderfett, Butter, Sahne sowie Fleisch, Wurst und Käse.
Dagegen sind Fette in Form von Omega-3-Fettsäuren wertvoll. Diese befinden sich in fetten Fischen wie Makrele, Sardine, Hering, Lachs oder Forelle.
Lassen sich hohe Cholesterinwerte medikamentös senken?
In der Regel erhalten die Patienten Cholesterin-Synthese-Hemmer, die Statine. Hat bereits ein Schlaganfall oder Herzinfarkt stattgefunden, wird noch Acetylsalicylsäure verordnet. Mit den bislang effektivsten Statinen Atorvastatin und Rosuvastatin ist es möglich, das LDL-Cholesterin um 50 % und mehr zu senken.
Wer ein Statinpräparat nicht verträgt, sollte zunächst auf einen anderen Wirkstoff wechseln. Sind Statine nicht verträglich oder kann der angestrebte LDL-Wert mit der Dosis nicht erreicht werden, kann zusätzlich der Wirkstoff Ezetrol verordnet werden. Wird dieser Cholesterin-Aufnahme-Hemmer in Kombination mit einem Statin eingenommen, kann es das LDL-Cholesterin um bis zu 20 % senken.
Welche Option bleibt den Patienten, die die Medikamente nicht vertragen oder bei denen sie nicht ausreichend wirken?
Im Jahr 2015 wurden sogenannte PCSK9-Hemmer zugelassen. Diese Antikörper werden unter die Haut gespritzt. Sie sind bislang nur jener Patientengruppe vorbehalten, die ein sehr hohes Herzinfarktrisiko hat und deren hohes LDL-Cholesterin auf herkömmliche Behandlungen nicht anschlägt.
Auch Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie zählen dazu. Hilft auch das nicht ausreichend, kann das LDL-Cholesterin mittels einer Art Blutwäsche (Apherese) gesenkt werden.
Orientieren Sie sich an Richtwerten
Für gesunde Menschen ohne Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen gelten folgende Zielwerte:
- Gesamt-Cholesterinwert zwischen 140 und 200 mg/dl;
- LDL-Cholesterin bis zu 130 mg/dl;
- HDL-Cholesterin bei Frauen über 42 und bei Männern über 35 mg/dl;
- Triglyceride 150 bis 200 mg/dl.
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