Der Wolf in Niedersachsen

Wolfsangriff auf frisch gekalbte Kuh

Im niedersächsischen Beverstedt hat vermutlich ein Wolf eine frisch gekalbte Kuh und ihr Kalb angegriffen und übel zugerichtet.

Auf einem Milchviehbetrieb in Beverstedt, Niedersachsen, hat vermutlich ein Wolf eine frisch gekalbte Kuh und ihr Kalb angegriffen und übel zugerichtet. Passiert ist der Angriff am Donnerstag (29. September 2022) in den frühen Morgenstunden auf einer Weide nah am Hof, während der Landwirt am Melken war.

Risse und Kratzspuren an Kalb und Kuh

„Unsere Nachbarin erzählte mir, dass sie Tiere brüllen hörte und dann war es wohl plötzlich still“, berichtet Landwirt Erhard Streich aus dem niedersächsischen Beverstedt. Als er und sein Sohn die Herde mit den 13 tragenden Holstein-Friesians am Morgen wie gewohnt kontrollierten, bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Sie sahen ein frisch geborenes Kalb im Gras liegen. Mehrere Kühe standen um den Blau-Weißen-Belgier herum. Er hatte Bisswunden und Kratzer an Rücken und Ohren.

Dann entdeckten sie die Mutterkuh abseits der Herde. „Ich dachte erst, dass da die Gebärmutter raus ist, weil da so viel Blut war“, schildert der Landwirt. Aber dann sah er, dass die Kuh nicht nur am After und um die Sitzbeine eine riesige Fleischwunde hatte, sondern vom Nacken bis zum Schwanz Biss- und Kratzspuren aufwies. Auch an Euter und Ohren waren Kratzer. „Wie das Tier gelitten haben muss!“, sagt Streich noch immer fassungslos. Er habe sofort den Tierarzt angerufen, der die frisch gekalbte dreijährige Kuh aufgrund der schweren Verletzungen einschläferte. Das Kalb wurde mit Schmerzmitteln und Antibiotika behandelt. „Aber am Abend war es dann doch tot. Die Verletzungen waren wohl zu heftig“, berichtet der Landwirt.

DNA-Probe genommen

Streich informierte den zuständigen Bezirksförster der Landwirtschaftskammer. Dieser begutachtete die Risse an den Tieren und die Trittsiegel auf der Weide und nahm eine DNA-Probe, um mit dem genetischen Nachweis festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt. „Der Förster meinte zu mir, dass so ein großes Tier angegriffen wurde, hat er bisher auch noch nicht erlebt“, sagt Streich, der stark vermutet, dass ein Wolf für den Angriff auf die Kuh verantwortlich ist. Bereits vor rund 14 Tagen hat er einen Wolf bei sich im Maisfeld, das 40 m vom Hof entfernt ist, verschwinden sehen. In der Region soll es mehr als 20 Wölfe geben. In Niedersachsen gibt es laut einer aktuellen Studie 39 Wolfsrudel.

+++ Update: Am 26. Oktober 2022 erhielt der betroffene Landwirt den Bescheid der Landwirtschaftskammer Niedersachen, wonach ihm mitgeteilt wurde, "dass mit hinreichender Sicherheit ein Wolf als Verursacher festgestellt werden konnte". +++

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