„Die tragende Kuh wurde bei lebendigem Leibe von hinten angefressen. Die Wölfe haben die Kuh in einen Graben gejagt, wo sie liegengeblieben ist. Die mussten sie nicht mal mit einem Kehlbiss töten. Das Euter und Innereien wurden rausgerissen. 80 bis 100 kg Fleisch fehlten. Das Kalb, das in der Kuh war, hatten die Wölfe verschleppt und gefressen.“
Wolfsangriff auf eine tragende Kuh (2016)
Milchviehhalter Bernd Claussen aus Meckelstedt, gehen drastische Bilder aus dem Oktober 2016 durch den Kopf. Es war der erste Wolfsangriff in Deutschland auf eine tragende Kuh. Wolfsexperten, die DNA-Proben nahmen, vermuten, dass es mehrere Wölfe waren.
Ehrlicher Umgang mit Nachweisen?
„Um die Entschädigung für die Kuh und das Kalb zu bekommen, musste ich sogar den Nachweis bringen, dass sie tragend war“, berichtet der Milchviehalter kopfschüttelnd. Das mit den Nachweisen sei überhaupt so eine Sache. „Da wird nicht ehrlich mit umgegangen“, sagt Claussen.
Im Sommer 2018 ist eine Herde von der Weide ausgebrochen. Die Kühe sind allesamt in den Stall auf den Futtertisch gerannt. „Es war unmöglich, die Tiere zurück auf die Weide zu hüten. Sie sind immer wieder panisch zurück in den Stall gerannt.“ Weil der Landwirt vermutet, dass Wölfe die Kühe in Panik versetzten, wandte er sich an den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Hannover.
Wer haftet für indirekte Folgen?
Aber die Landesbehörde reagierte nicht. „Ich hätte nachweisen müssen, dass es ein Wolf war. Es hätte auch ein Hund sein können.“ Was ihm seit der Vorfall Sorge bereitet, ist der Umgang mit indirekten Folgen des Wolfes: „Nicht auszudenken, wenn die Kühe 100 m weiter auf die Hauptstraße gerannt und dort mit Autos kollidiert wären und Menschen verunglückt wären. Für den Hund gibt es eine Haftpflicht. Für den Wolf nicht. Wer übernimmt dann die Verantwortung? Wer den Wolf will, muss alle Konsequenzen tragen.“
Bernd Claussen ist das Risiko von Angriffen auf seine Milchkühe zu hoch. Für ihn gehört der Wolf ins Jagdrecht. „Es geht es nicht darum, den Wolf auszurotten, sondern ihm eine Grenze zu zeigen.“
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