Milchforum NRW

Wertschätzung für Milch

Klimaneutrale Milch – ein frommer Wunsch von Verbrauchern und Politik? In Deutschland produzierte Milch steht gar nicht schlecht da in Sachen CO2-Fußabdruck, doch wissen das die Wenigsten.

Immer wieder werden Milchbauern mit dem Narrativ „Klimakiller Kuh“ konfrontiert. Doch was ist überhaupt dran an dem Vorwurf?

„Deutsche und europäische Milch hat kein Problem“, erklärte Ernährungswissenschaftler und Autor Dr. Malte Rubach auf dem Milchforum NRW. Er führte aus: „Wir haben dort ein Klimaproblem, wo Tierbestände wachsen, beispielsweise in Asien, aber nicht dort, wo sie schrumpfen.“

Agrar-Influencerin Marie Hoffmann betonte, dass sich Vorurteile bei Verbrauchern häufig aus Unwissenheit bilden. So auch beim genannten Narrativ. „Wir müssen Basiswissen kommunikativ vermitteln und mit Faktenchecks Vorurteile ausräumen.“ Das macht die Landwirtin erfolgreich in den Sozialen Medien und erreicht damit etwa 490 000 Menschen, die ihr dort folgen.

Mehrwertprogramme

Für die europäische Genossenschaftsmolkerei Arla spielt der Klimaschutz eine große Rolle. So gibt es verschiedene Programme, mit denen die Lieferanten den CO2-Fußabdruck der Milch berechnen können. Für den „Klima-Check“ bekommen Milchbauern beispielsweise 1 Cent/kg. Das erklärte Kasper Thormod Nielsen, Leiter Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeit bei Arla Foods, den Teilnehmern des Milchforums der Landesvereinigung Milch NRW vergangene Woche in Schwerte.

Arlas Ziel: Mit den Klimaprogrammen einen Mehrwert schaffen – für die Landwirte aber auch für Kunden wie Lidl.

Kommunikation verbessern

Henrik Wiedenroth vom Discounter Lidl betonte ebenfalls, dass Verbraucher Wert legen auf Klimaschutz. Außerdem würde sich Lidls Sortiment verändern: „Es gibt mehr pflanzliche Proteine, aber es gibt auch morgen und übermorgen noch Fleisch.“ Er machte klar, dass Lidl den Weg hin zu den Haltungsformen 3 und 4 ernst meine.

Die Präsidentin der westfälisch-lippischen Landfrauen, Cornelia Langreck, mahnte, dass höhere Haltungsformen auf den Höfen nur über finanzielle Anreize umgesetzt werden. „Wir brauchen verlässliche Partner und Verträge.“

Viele Betriebe sind jedoch noch skeptisch gegenüber den höheren Haltungsformen. Das fasste Moderator und top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann zusammen. Wiedenroth kann das verstehen, versicherte dem Publikum jedoch, dass Lidl daran gelegen ist, alle Betriebe mitzunehmen.

Wir müssen auf die Bedürfnisse eingehen, Zugeständnisse machen und dann sagen, was für Landwirte umzusetzen ist oder was nicht.

Marie Hoffmann

Selbstkritisch räumte er allerdings ein: „Die Kommunikation mit den Stakeholdern muss noch besser werden.“ Damit meinte er vor allem Lidls Ankündigung vor einigen Wochen, Frischmilch und laktosefreie Milch der Eigenmarken ab Frühjahr 2024 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 zu verkaufen.

Auch Influencerin Hoffmann betonte, wie wichtig gute Kommunikation ist. Die jungen Menschen verbringen täglich Stunden in den Sozialen Medien wie TikTok. „Wir müssen auf die Bedürfnisse eingehen, Zugeständnisse machen und dann sagen, was für Landwirte umzusetzen ist oder was nicht.“ Wichtig ist ihr, dass sich die Fronten zwischen Verbrauchern und Landwirten nicht weiter verhärten.

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