Modellprojekt "Fellwechsel"

Wohin mit den Fellen?

Mit dem Projekt „Fellwechsel“ sollte die Verwertung von Fellen aus heimischen Revieren gefördert werden. Die Resonanz seitens der Jägerschaft war enorm. Doch die Corona-Krise hinterließ auch in diesem Markt ihre Spuren.

Die Idee, die der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Landesjagdverband Baden-Württemberg mit dem gemeinsamen Modellprojekt „Fellwechsel“ vor wenigen Jahren hatten, war klasse: Erlegte Füchse, Marder, Waschbären und Co aus heimischen Revieren werden bundesweit gesammelt, in einer Abbalgstation zentral bearbeitet und zu hochwertigen Produkten verar­beitet bzw. über Fellbörsen vermarktet. Was mit einer ersten Sammel­aktion im Jagdjahr 2017/18 begann, scheint nun Geschichte zu werden – zumindest in NRW.

Pelzmarkt in der Krise

Die Corona-Krise hat zu einem Zusammenbruch des Pelzmarktes geführt. Online-Auktionen als Ersatz funktionierten nicht. Um Kosten einzusparen, wurde der Streifbetrieb in der zentralen Abbalgstation im baden-württembergischen Rastatt im vergangenen Jahr laut DJV zunächst eingestellt, Kurz­arbeit angemeldet. Laut Beschluss des Präsidiums stieg der Jagdverband 2020 ganz aus dem Projekt aus. Die Logistik, das Einsammeln der Bälge, sollte durch die teilnehmenden Landesjagdverbände organisiert werden. Die Verwertung und die Vermarktung der Bälge übernahm als Privatunternehmen die Fellwechsel Vertrieb GmbH mit Sitz im schleswig-holsteinischen Kiel. Doch deren Verantwortliche, Christoph Schriever und Peter Truch, haben aktuell die Reißleine gezogen und setzen in der laufenden Jagdsaison 2021/22 die Annahme von Bälgen aus. „Der interna­tionale Fellhandel ist auf uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Handel betreibenden Personen angewiesen“, teilten Schriever und Truch schriftlich mit. „Im Moment liegt der Schwerpunkt des Fellhandels in Fernasien. Es ist für potenzielle Kunden aus diesen Regionen zu aufwendig, zum Abschluss von Geschäften zu uns zu reisen, sodass diese Käufer lieber ihre Wildware in Russland, Kasachstan oder anderen asiatischen Ländern kaufen. (...) Sobald es marktechnisch nur den geringsten Ansatz für eine eventuell lohnende Perspektive unserer Unternehmung gibt, kommen wir auf Sie zu und wir machen genau dort weiter, wo wir jetzt gezwungen sind, aufzuhören.“

Der Landesjagdverband NRW bedauert, dass der Entschluss der Fellwechsel Vertrieb GmbH nicht schon früher bekannt gegeben wurde, sondern erst in der bereits laufenden Jagdsaison. An den Sammelstellen der Hegeringe bzw. Kreisjägerschaften sollten keine erlegten Tiere mehr angenommen und die Arbeiten eingestellt werden. Diese Empfehlung würde sich aber ausschließlich auf die Leerung von Sammelstellen in NRW beziehen. „Sie gilt ausdrücklich nicht für andere Bundesländer und die Absprachen anderer Landesjagdverbände mit der Fellwechsel Vertrieb GmbH“, heißt es in der Pressemitteilung des LJV dazu. Und: „Die Fellwechsel Vertrieb GmbH mit Sitz in Schleswig-Holstein hat nichts mit der Fellwechsel GmbH in Baden-Württemberg zu tun.“ Letztere führe ihre Arbeit unverändert fort.

Infos für LJV-Mitglieder

Für Raubwildjäger in NRW ist diese Situation alles andere als erfreulich. Denn bei den Bälgen handelt es sich um hochwertige Produkte, die definitiv zu schade für die ­Tonne sind. Das findet auch Tim Mersmann von der Kürschnerei Mersmann in Münster, wo gegerbte Bälge zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden. Wobei es Mersmann am liebsten ist, wenn er den Gerber selbst bestimmen kann.

Raubwildjäger in NRW stehen aktuell vor der Frage: Was tun mit den Bälgen von Fuchs und Co? (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Der Landesjagdverband will kurzfristig eine Liste mit Gerbereien, Präparatoren und Kürschnern in NRW erstellen und diese Informationen seinen Mitgliedern voraussichtlich Anfang Dezember zur Verfügung stellen – verbunden mit dem Aufruf, die Bälge auch weiterhin zu verwerten, wenn dann auch dezentral.

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