Wisentprojekt im Rothaargebirge

Die Wisente sollen bleiben

Empfehlungen des „Runden Tisches“ zu den frei lebenden Wisenten im Rothaargebirge liegen vor: Verringerung der Herdengröße auf maximal 25 Tiere, besseres Management und Stiftung statt des insolventen Vereins.

Das Wisent-Projekt im Rothaargebirge sollte fortgesetzt werden. So lautet zumindest die Empfehlung des „Runden Tisches“, die von dessen zwei Moderatoren, den ehemaligen NRW-Umweltministern Ursula Heinen-Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne), am Freitag vergangener Woche in Siegen vorgestellt wurden. Der Kreistag des Kreises Siegen-Wittgenstein hatte im Dezember 2022 zur „möglichst konsensorientierten Problemlösung“ die Einrichtung eines „Runden Tisches“ beschlossen. Seit Februar hatte es zehn Sitzungen gegeben. Zudem gab es laut Remmel je zwei Austauschrunden mit den Landräten des Hochsauerlandkreises und des Kreises Olpe, mit den Rechtsvertretern der klagenden Waldbesitzer sowie mit dem Waldbauernverband (WBV) NRW bzw. dessen regionalen Vertretern. „Wir sind aber nicht die Entscheider“, betonte Remmel.

Zehn Leitlinien

Als Kernpunkte der Empfehlung hat der „Runde Tisch“ zehn Leitlinien erarbeitet. Diese beinhalten unter anderem:

  • Schnellstmögliche Rückführung der Herdengröße von aktuell gut 40 auf die im öffentlich-rechtlichen Vertrag vereinbarten maximal 25 Tiere. Laut Remmel werde dies aber drei bis fünf Jahre dauern. Zur Entnahme soll auf dem Gelände der Rentkammer ein Fanggatter errichtet werden. Der Kreis Siegen-Wittgenstein schaffe die Genehmigung, informierte Heinen-Esser. „Das Land zahlt.“
  • Empfohlen wird zudem ein außer­gerichtliches Streitschlichtungsverfahren und ein rechts­erfahrener Mediator.
  • Professionalisiertes Herdenmanagement durch die Besenderung von mindestens fünf Tieren. Dies würde der Kölner Zoo übernehmen inklusive Drohnenflügen und Forschung, so Heinen-Esser. Zudem sollen Ranger die Wisente davon abhalten, die Flächen der klagenden Waldbesitzer zu betreten. Neben Baumschäden sollen zukünftig auch durch Wisente verursachte landwirtschaftliche Schäden beglichen werden. Dazu soll der Schadenfonds auf 50  000 € aufgestockt werden.
  • Da der Trägerverein Wisent-Welt-­Wittgenstein „durch Insolvenz abhandengekommen sei“, wird die Gründung einer neuen Trägerstruktur, vorzugsweise in Form einer Stiftung, empfohlen. Hier müssten die Stadt Bad Berleburg, der Kreis, die BZR, das Land, der Landesbetrieb Wald und Holz, die Rentkammer, der WBV und der WLV vertreten sein. Denkbar sei laut Heinen-Esser eventuell auch ein wissenschaftlicher Beirat und ein Kuratorium.
  • Als Übergangsstruktur werde spätestens nach Beendigung des Insolvenzverfahrens eine „Lenkungsgruppe“ benötigt. Dieser sollten der Kreis, die BZR, das Land und die Rentkammer angehören. Finanzbedarf: etwa 150.000 €.

Der Finanzbedarf zur Fortführung des Projektes betrage jährlich 450.000 €, kalkulierte der „Runde Tisch“ – und damit 90.000 € pro Jahr mehr als bislang. „Wir sind optimistisch und glauben, dass das Projekt eine Zukunft hat“, zog Remmel das Fazit. Objektiv ließe sich aber erst nach zwei bis drei Jahren entscheiden, ob die Fortführung Sinn mache oder nicht.

Schlichtes „weiter so“

„Zutiefst enttäuscht“, reagierte Hans-Jürgen Thies, Rechtsanwalt einer der Waldbesitzer, angesichts der Empfehlung, das Wisent-Projekt mit nur kleinen Änderungen fortzusetzen. Alle juristischen ­Fragen blieben offen. „Das ist ein schlichtes ,weiter so‘ und nichts Neues außer der Drohne und der Stiftung“, so sein Anwaltskollege Friedrich von Weichs. Für den WBV-Vorsitzenden Dr. Philipp Freiherr Heereman steht fest: „Das Projekt ist gescheitert.“ Für ihn unverständlich: „Am ,Runden Tisch‘ waren wir nicht dabei, sollen aber bei der Stiftung mitmachen.“ Wie es nun weitergeht, müssen der Kreistag und das Land entscheiden. Mit 30 zu 20 Stimmen votierte der Kreistag am vergangenen Freitag für dessen Fortführung.

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