Milchmarkt

Milchpreise wanken

2022 war das Jahr der Rekorde. Doch seit einigen Wochen fallen die Erzeugerpreise. Es kommt auf die Ausrichtung der Molkereien an.

Einzelne Milchwerke reduzierten bereits im Dezember das Milchgeld, weitere folgten im Januar. Nach dem Allzeithoch 2022 ist zu Beginn 2023 die Trendwende eingeleitet. „Wir beobachten einen Preisrutsch nach Rekordergebnissen“, kommentierte Dr. Kerstin Keunecke von der AMI bei einer Informationsver­anstaltung des WLV die aktuelle Situation am Milchmarkt.

Mehr Milch produziert

Insgesamt produzierten Landwirte 2022 deutlich mehr Milch als 2021. „Im Januar dieses Jahres beobachten wir die höchste Milchanlieferung seit 2018“, brachte es Keu­necke auf den Punkt. So lange der Markt die Milch aufnimmt, ist das kein Problem. Doch so ist es momentan nicht. Denn die Einkaufsmenge der Verbraucher gehe über die gesamte Produktpalette zurück, getrieben von der Inflation. Deshalb versucht der Handel, die zurückhaltenden Verbraucher mit Sonderangeboten zu locken. Das macht beispielsweise Aldi gerade mit der Werbung für günstige ­Butter, so Keunecke.

Kurzfristiger Preisverfall

Im Sommer 2022 waren deutliche Verwertungsdifferenzen beim Milchgeld (bis zu 6 Cent/kg) zwischen den verschiedenen Regionen zu beobachten. „Auf Molkereiebene waren sie noch größer“, erklärte die Expertin. Charakteristisch für das vergangene Jahr war zudem, dass die Auszahlungspreise für konventionelle Milch beinahe die für ökologische einholten. „Biomilch hat aber noch mal die Kurve gekriegt.“ Biomilcherzeuger profitieren jetzt von den längeren Verträgen mit dem Einzel­handel. Aber auch dort fallen die Preise voraussichtlich leicht, sagte Keunecke.

Außerdem gab sie den Milchviehhaltern noch weitere Prognosen für das Milchjahr 2023 auf den Weg:

  • Das Nord-Süd-Gefälle bei den Auszahlungspreisen kehrt zurück.
  • Der Preisrückgang wird Milchviehhalter bei Molkereien mit Schwerpunkten auf den Butter-/ und Pulvermärkten härter treffen.

Zu den preistreibenden Faktoren am Milchmarkt gehören für Keunecke:

  • Nachfrageanreize durch ein niedriges Preisniveau an den Produktmärkten.
  • Gesellschaftliche und politische Anforderungen wirken dämpfend auf die Erzeugung.
  • Hoffnung auf den chinesischen Markt. China ist der weltweit größte Importeur von Milchprodukten.

Zu den milchpreissenkenden Einflüssen gehören unter anderem hohe Milchpreise, die konjunkturelle Eintrübung am Welt- und EU-Binnenmarkt sowie die Kaufkrafterosion in Privathaushalten.

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