LV Milch NRW

Milchmarkt NRW: Festere Preise in Sicht

Fallende Erzeugerpreise und steigende politische sowie gesellschaftliche Anforderungen plagen Milchbauern in NRW. Doch im Herbst sollen sich die Milchpreise erneut stabilisieren.

Im ersten Quartal 2023 lagen die Erzeugerpreise in NRW im Schnitt bei 51,17 Cent/kg für konventionelle Milch (4 % Fett, 3,4 % Eiweiß), allerdings mit deutlich sinkender Tendenz“, erklärte Dr. Rudolf Schmidt, Geschäftsführer bei der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW (LV Milch NRW). Zum Herbst rechnet er jedoch mit festeren Preisen. Eine genaue Preisprognose wollte er aber nicht geben bei der Halbjahrespressekonferenz bei Familie Zens in Willich, Kreis Viersen. Der durchschnittliche Erzeugerpreis in NRW lag 2022 bei 45,48 Cent/kg.

Mehr Milch am Markt

Zu Beginn dieses Jahres gab es ein kleines Plus in der Milchanlieferung. „Die EU-27 Milchanlieferung stieg in den ersten drei Monaten um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahresniveau“, erklärte der Geschäftsführer. Grund für das geringe Wachstum bei relativ hohem Preisniveau könnten die steigenden Auflagen in Sachen Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie Tierwohl sein. „Diese ­belasten die Wettbewerbsfähigkeit der EU“, brachte Schmidt es auf den Punkt. Deutschland und Frankreich bleiben weiterhin die größten EU-Milchproduzenten.

Frank Maurer, Hans Stöcker und Dr. Rudolf Schmidt von der LV Milch NRW freuen sich mit Peter und Petra Zens (von links) auf stabilere Milchpreise im Herbst. (Bildquelle: Schmidtmann)

In Deutschland lieferten die Milchviehbetriebe zwischen Januar und März 2,1 % mehr Milch als 2022. „Die Anlieferungsmenge der NRW-Molkereien liegt im Zeitraum ­Januar bis April mit einem plus von 2,2 % nah am Wert für Deutschland“, fasste Schmidt zusammen.

2022 führten die Rekordmilchpreise zu der steigenden Milchmenge. Gleichzeitig sank aber die Nachfrage im Export sowie im Handel. Im ersten Quartal 2023 fielen insbesondere die Notierungen für Butter und Magermilchpulver. „Wir hoffen, dass sich die Preise jetzt wieder stabilisieren“, betonte Schmidt. „Denn die Erzeugerpreise fallen stark, die Produktionskosten aber nicht im gleichen Umfang.“ Er rechnet damit, dass in NRW im vergangenen Jahr Landwirte mit dem Abstocken der Herde gewartet haben, dieses nun aber nachholen.

Weniger Absatz im Handel

Im Lebensmitteleinzelhandel sank die Nachfrage nach Milch im ersten Quartal 2023 ebenfalls: Konsummilch verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein Absatzminus von 8,4 %. Der Absatz von Bio-Trinkmilch sank sogar um 16 %. „Die Biomilcherzeuger stehen unter enormen Druck“, ärgerte sich Schmidt. Gegen den Trend stieg der Absatz von Weidemilch um 42 %. Milchalternativen verzeichneten ein Plus von 9 %. „Das Wachstum ist nicht mehr so extrem wie in den Vorjahren.“

Richtung Herbst rechnet Schmidt mit einer rückläufigen Milchmenge und folglich einem festeren Milchmarkt. Denn ein Rückgang der Verbraucherpreise erhöht bekanntlich die Nachfrage. Der Geschäftsführer befürchtet allerdings, dass der Druck auf die Milcherzeuger trotzdem steigt: „Der Handel verschärft seine Auflagen für Tierwohl weiter, ohne die Kosten auszugleichen.“

Der Rheinische Vorsitzende, Hans Stöcker, erklärte zudem: „Die politischen Diskussionen führen zu Frust auf den Höfen. Während Rauschmittel legalisiert werden, sollen Milch und Käse mit einem Werbeverbot belegt werden.“ Trotzdem wünschen sich beide, dass junge Hofnachfolger mit Herzblut ihre Zukunft in der Milchproduktion sehen.

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