Naturschutz vs. Landwirtschaft

Kreis Steinfurt: LsV wirft NABU "illegale Tötung" von Rindern vor

Hat ein Mitarbeiter des NABU im Kreis Steinfurt zwei Rinder "illegal" getötet? So lautet der Vorwurf von Landwirten der Initiative LsV. Der NABU bezeichnet das als "haltlos und unbegründet".

Schwere Vorwürfe hat in dieser Woche die Initiative „Land schafft Verbindung“ NRW (LsV) gegenüber dem Steinfurter Kreisverband des Naturschutzbundes (NABU) erhoben. Demnach soll ein NABU-Mitarbeiter „mindestens zwei Rinder“ der Rasse Highland Cattle „ohne vernünftigen Grund und somit rechtswidrig“ getötet haben, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative LsV, die von einer "illegalen Tötung" spricht.

"Keine akute Gefährdungslage"

Der Vorfall soll sich laut LsV bereits am 24. April 2020 ereignet haben. Der Ort des Geschehens wird nicht mitgeteilt. Wie ein Sprecher auf Nachfrage des Wochenblattes erklärte, stützt die Initiative ihre Vorwürfe auf Aussagen eines namentlich nicht genannten Augenzeugen. Aus einer Wiese des NABU-Kreisverbandes Steinfurt seien „zum wiederholten Male“ Tiere ausgebrochen. Und weiter: „Es wurde erfolglos versucht, diese wieder einzufangen. Nachdem die hinzugerufene Polizei die Situation wieder verlassen hatte, wohl auch, da keine akute Gefährdungslage durch die Tiere vorlag, entschied sich der zuständige Mitarbeiter des NABU, die Tiere außerhalb ihres Geheges mit einer Waffe zu erschießen.“

Der LsV drängt darauf, dass „endlich auch vermeintlich gemeinnützige Vereine“ ihrer Pflicht nachkommen sollten, die ihnen anvertrauten Tiere ordentlich unterzubringen, zu füttern, zu pflegen und sich ihrer Verantwortung gegenüber den Tieren zu stellen“. Darüberhinaus fordert die Initiative die sofortige Überprüfung aller Projekte mit Tierhaltung durch den NABU „sowie ein bundesweites Tierhaltungsverbot“, wie es wörtlich im Schreiben heißt, das Anfang der Woche in WhatsApp-Gruppen des LsV und via Internet verbreitet sowie als Pressemitteilung an eine große Zahl regionaler und überregionaler Medien verschickt worden ist.

Die Vorwürfe erhoben Mitglieder des LsV auch am Dienstag dieser Woche bei einer kurzfristig organisierten Traktordemonstration vor der Geschäftsstelle des NABU-Landesverbandes in Düsseldorf.

NABU: Vorwürfe sind "haltlos und unbegründet"

Der NABU betrachtet die Vorwürfe als „haltlos und unbegegründet“. Das geht aus einer am Donnerstag dieser Woche verbreiteten Stellungnahme des NABU-Landesverbandes hervor. Demnach seien am Sonntag, 26. April (und nicht, wie behauptet, am 24. April), zwei Jungbullen des NABU Steinfurt durch den zuständigen Weidebetreuer in der Nähe der Bundesautobahn A 30 erschossen worden. Ein freilaufender Hund habe die beiden Tiere aufgeschreckt. Sie seien daraufhin aus einer mit Festzaun und Elektrozaun umfriedeten Weide ausgebrochen und in Richtung Autobahn gelaufen, die in rund 1000 m Entfernung zur Weide verläuft.

Die Polizei habe darauf verwiesen, dass ein Wechseln der Tiere auf die Autobahn dringend verhindert werden müsse, um eine weitere Gefährdung Dritter zu vermeiden. Nach erfolglosen Versuchen, die Tiere zurückzutreiben, habe der Weidetierbetreuer die beiden Tiere getötet. Er habe über die notwendigen rechtlichen Befugnisse und die geeignete Waffe für den Weideschuss verfügt, heißt es in der Erklärung des NABU.

Die Kriminalpolizei Ibbenbüren ermittelt

Ein Sprecher der Polizei im Kreis Steinfurt bestätigte gegenüber dem Wochenblatt den Eingang der Strafanzeige des LsV. Das Verfahren werde von der Kriminalpolizei in Ibbenbüren bearbeitet. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Mit Verweis auf das laufende Verfahren konnte der Sprecher keine weiteren Auskünfte geben.

Bei der Spontan-Demonstration in Düsseldorf hatten sich LsV und NABU auf eine Diskussionsveranstaltung verständigt, die am Dienstag 25. August, in Rhede (Kreis Borken) stattfinden sollte. Inzwischen haben der Kreis- und der Landesverband des NABU die Teilnahme unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen abgesagt.

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