Schwein und Geflügel

Hitzestress: Für den Sommer gerüstet

Hohe Temperaturen, feuchtes Wetter, kaum ein Lüftchen: Für Schweine bedeutet das puren Stress. Was Tierhalter unternehmen können, verriet der Baulehrschautag auf Haus Düsse.

Wenn Schweine wenig fressen, gerne unter der Tränke liegen und Körperkontakt meiden, ist ihnen vermutlich zu warm. Maßnahmen sollten Landwirte allerdings schon deutlich früher ergreifen.

Läuft die Technik?

Bevor es richtig heiß wird, steht ein Technikcheck an. Lüftung, Futter- und vor allem Wasserversorgung müssen einwandfrei funktionieren. Um die Thermometer im Stall zu überprüfen, eignen sich einfache Datenlogger für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Gute Exemplare sind für weniger als 100 € erhältlich. Sie sollten so nah wie möglich am Tierbereich platziert werden.

Bei aller Technik bleibt die menschliche Wahrnehmung der Trumpf: Wo sind unnötige Wärmequellen wie unisolierte Leitungen oder offene Ferkelnester? Enthält das Futter noch genügend Nährstoffe, wenn weniger gefressen wird? Staut sich die Hitze vielleicht unter dem Flachdach im Auslauf? Oft helfen schon eine Isolierung, ein Futterzusatz oder ein Umluftventilator.

Doch Achtung: Die Luftgeschwindigkeit sollte für Schweine auch im Sommer nicht bei mehr als 0,5 m/s liegen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit ist der „Wind-Chill“-Effekt sogar kontraproduktiv.

Kühle Nächte erfordern keine volle Lüfterleistung – auch wenn starke Temperaturschwankungen dazu verleiten. Überventilation verursacht Staub und steigert die Energiekosten. Besser ist es, den Regelbereich zu vergrößern.

Erst wenn alle vermeidbaren Wärme- und Stressquellen eingedämmt sind, sollten energieintensive Kühlgeräte zum Einsatz kommen. Die arbeiten oft mit Wasser.

Kühlvarianten mit Wasser

  • Kombidüsen lassen sich in die Einweichanlage integrieren und auch nachrüsten. Aufgrund des niedrigen Leitungsdrucks verbrauchen sie viel Wasser.
  • Mobile Rotationszerstäuber wie der Friggy befeuchten die Stallluft. Beim Einsatz im Dachraum sollte nicht zu viel Wasser genutzt werden, damit es nicht durchtropft. Vorteil: Auch eisen- oder kalkhaltiges Wasser ist einsetzbar.
  • Die Hochdruckvernebelung benötigt ein separates Leitungssystem. Das macht sie teurer. Wichtig sind kurze Sprühintervalle und ­eine automatische Abschaltung, denn ab etwa 70 % Luftfeuchtigkeit schwindet der Kühleffekt.
  • Mikrosuhlen arbeiten mit Verdunstungskälte. Sie verteilen punktuell Wasser, heben dabei aber nicht die Luftfeuchtigkeit im gesamten Abteil an.
  • Kühlpads befeuchten die Zuluft über eine große wabenähnliche Oberfläche mit einem Wasserkreislauf. Alternativen sind befeuchtete Ziegelwände oder Windschutznetze. Letztere können sich allerdings schnell mit Pollen zusetzen.
  • Rasensprenger und durchlöcherte Gartenschläuche haben einen begrenzten Kühleffekt, sind aber bei Temperaturspitzen zusätzlich auf dem Dach oder im Auslauf einsetzbar.

Geräte fördern lassen

Investieren Landwirte in Tierwohl, belohnt das Land sie mit barem Geld. Auch für Anlagen zur Stallkühlung gewährt NRW 40 % als Zuschuss. Für kurze Zeit war der Fördertopf ausgeschöpft. Seit dem 3. April sind wieder Mittel verfügbar. Bei Ausgaben von mindestens 2500 € werden 1000 € ­erstattet. Wer 50  000 € oder mehr investiert, bekommt maximal 20  000 € vom Land.

Wichtig: Produziert der Betrieb nicht mindestens fünf Jahre lang mit den geförderten Maßnahmen, muss er die Fördersumme zurückzahlen. Mit der Umsetzung dürfen Landwirte nicht vor Bewilligung des Antrags beginnen. Details zu den Förderbedingungen finden Sie hier.

Besonderheiten beim Geflügel

Hühner und Puten können nicht schwitzen. Steigt die Luftfeuchtigkeit über 80 %, können schon Stalltemperaturen ab 20 °C zum Problem werden. Bei den Tieren äußert sich das durch Hecheln, gerötete Kopfhaut oder abgespreizte Flügel und Federn. Als Kennzahl für die Wärmebelastung dient die Enthalpie, die den Gesamtwärmeinhalt der Luft angibt. Kritisch sind Werte über 67 kJ/kg. Karten mit den aktuellen Werten und für jede Region stellt der Deutsche Wetterdienst online zur Verfügung. Die Zahlen beziehen sich immer auf die Außenluft. Im Stall kann die Enthalpie jedoch höher liegen als draußen.

Gegen Hitzestress helfen neben der Zuluftkühlung auch beschattete Auslaufbereiche, genügend Platz zum Ausweichen, zusätzliche Elektrolyte und Vitamine im Futter sowie Umluftventilatoren, die kühle Luft weiter in den Stall hinein befördern. Besonders in großen Ställen sind tote Winkel bei der Luftführung zu vermeiden, damit hier keine Tiere verenden.

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