Kommentar

Nehmen, was sicher ist!

Die Nachfrage nach Fördermitteln für die Wiederbewaldung ist sehr zurückhaltend. Die Kritik an den Förderbedingungen reißt nicht ab, aber ist sie noch begründet?

Die Nachfrage nach Fördermitteln für die Wiederbewaldung ist sehr zurückhaltend. Nur 800 ha der mehr als 130.000 ha Kalamitätsfläche haben Waldbesitzer in diesem Jahr mit staatlichen Finanzspritzen aufgeforstet. Die Kritik an den Förderbedingungen reißt nicht ab, aber ist sie noch begründet?

Die deutliche Ablehnung der bürokratischen Fördermittelvergabe ist bereits vor der Landtagswahl in Düsseldorf angekommen. Die Landesforst­behörde hat nachgebessert und die Fördermittelvergabe mit einer pauschalen, flächenbezogenen Unterstützung wesentlich vereinfacht. Statt einzelner Maßnahmen fördert das Land jetzt mit Festbeträgen Pflanzung, Schutz und Pflege eines bestimmten Waldentwicklungstyps – einfacher gesagt: Wer einen Eichen- oder Nadelmischwald pflanzt, bekommt Geld für Pflanzen, Wildgatter und Kulturpflege. Viele Praktiker begrüßen das. Dennoch bleibt der Ansturm aus.

Experten wagen keine Empfehlungen

Der Grund: Die Ratlosigkeit unter den Wald­besitzern wächst. Der Klimawandel hat das bekannte Baumartentableau kräftig durchgemischt: Fichten leiden unter Trockenstress und Borkenkäferfraß, Buchen unter Wassermangel und dessen Folgen, Eschen sind am Triebsterben erkrankt und Ahorne an der Rußrindenkrankheit.

Eine Baumartenempfehlung traut sich vor diesem Hintergrund kein seriöser Forstwissenschaftler mehr auszusprechen. Das sorgt bei Waldeigentümern für Kopfzerbrechen. Wer sich trotzdem für eine Baumartenkombi entscheiden konnte und seit dem vergangenen Jahr gepflanzt hat, musste vielerorts hilflos zuschauen, wie ­seine Investition schlicht vertrocknet. Über mögliche Fördergelder – ob sie nun kompliziert erhältlich sind oder nicht – machen sich währenddessen die wenigsten Waldbauern Gedanken.

Aber das sollten sie dringend. Denn die Vorgaben der Berliner Ampelkoalition drohen schon bald sehr viel strenger zu werden. Wer demnächst noch Fördermittel nutzen möchte, könnte sehr viel höhere Laubholzanteile einplanen müssen, als die bisherigen 35 %. Ob Mischwälder mit Douglasie, Küstentanne und Co. überhaupt noch förderfähig sind, ist in Berlin längst in der ­Diskussion. Während die Politik den Wald als Klimaschützer fokussiert, lässt sie die Forst- und Holzwirtschaft links liegen.

Wer Fördermittel aber völlig ohne bürokratischen Aufwand erwartet, ist auf dem Holzweg. Und dass der Staat für die Ausschüttung von Steuergeldern eine Gegenleistung erwartet, sollte auch niemanden überraschen. Dennoch ist der Aufbau klimastabiler Wälder anspruchsvoll und teuer. Wer die Gemeinwohlleistungen hervorhebt, muss sich an den Kosten beteiligen. Darum dürfen Bund und Land das Korsett nicht noch enger schnüren. Bevor das passiert gilt: nehmen, was sicher ist!

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