Im Sommer macht der Weihnachtsbaum vor allem eines: wachsen. Besonders im Juni und Juli treiben Nordmann- und Nobilistanne aus und bereitet den Anbauern damit die pflegeintensivste Zeit des Jahres. Wenngleich Bäume meist „von selbst“ wachsen, ist für eine gerade, schlanke und dichte Tanne viel Arbeit nötig.
„Gesund und munter“
Ein Blick über die Schonung genügt Weihnachtsbaumerzeuger Eberhard Hennecke aus Sundern, Hochsauerlandkreis, um den Gesundheitszustand seiner Nordmanntannen zu beurteilen. Trotz Hagel und mitunter auch Wassermangel ist die Qualität der Weihnachtsbäume gut. Schäden gibt es allenfalls nur punktuell. Auch Spätfrost spielte in diesem Jahr keine Rolle, sagt Hennecke, Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW.
Doch wie üblich sorgen Begleitwuchs wie Gräser, Weidenröschen und Co für viel Arbeit in den Weihnachtsbaumkulturen. Seit frühmorgens mähen Henneckes Mitarbeiter mit dem Freischneider die jungen Bäume frei. Zuvor wurden junge Triebe entfernt, damit die Bäume nicht zu breit werden. „Snippen“ nennt das der Weihnachtsbaumerzeuger. Lücken durch fehlende Triebe bzw. Zweige schließt Hennecke, der seit Kurzem auch Vorsitzender des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger ist, mit einem Zweigregler aus leuchtend gelben Kunststoff. Damit „zwingt“ der 62-Jährige die jungen Zweige in die entsprechende Wuchsrichtung.
Wachstum bremsen
Auch beim Wachstum muss Hennecke eingreifen. Damit der Baum nicht zu schnell wächst und keinen „langen Hals“ bekommt, ist eine sogenannte Trieblängenregulierung mit einer speziellen Zange nötig. Die Zangenschnitte verletzen das Kambium, was den Nährstofftransport an dieser Stelle unterbricht. Das bremst den Wuchs des Leittriebes. Von der Baumrinde nach ein bis zwei Jahren überwallt, bleiben nur kleine Narben von diesem Pflegeeingriff übrig.
Bei rund 300 ha Anbaufläche ist das viel Handarbeit. Hinzu kommen Form- und Korrekturschnitte, das Setzen von Vogelstäben und auch Düngergaben. Besonders die kräftig grüne Farbe und die Dichte im oberen Baumdrittel lassen sich mithilfe einer Düngegabe verbessern. Da diese Düngung häufig und vor allem bei größeren Bäumen auf den Einzelbaum abgestimmt wird, ist auch hier Handarbeit gefragt.
Im Schnitt sechsmal jährlich legen Hennecke und andere Weihnachtsbaumproduzenten an einem Baum Hand an. Bedenkt man die Produktionszeit von acht bis zwölf Jahren für einen 2 m hohen Baum, sind viele Pflegeeingriffe für den formschönen Weihnachtsbaum nötig.
Fertig zum Verkauf
Demnächst steht das Etikettieren der Bäume an. Dabei werden die Bäume in Höhen- und Qualitätsklassen eingeteilt, ehe Anfang November die ersten Weihnachtsbäume geerntet werden. Zu welchem Preis Nordmanntanne und Blaufichte in diesem Jahr beim Direktvermarkter erhältlich sind, kann Hennecke noch nicht sicher sagen. Große Preissprünge erwartet er aber nicht.
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