Kommentar

Grünland: Dranbleiben!

Bessere Förderung für Betriebe mit Grünland – das klingt erstmal gut. Viele Fragen sind allerdings noch offen. Was können die Förderungsangebote bewirken? Und was braucht es darüber hinaus?

Nun doch: Bundesagrarminister Cem Özdemir will Betriebe mit Grünland besser honorieren. Dazu will er 2025 zwei neue Förderangebote einführen. Diese dürften Zuspruch bekommen. Um Grünlandbewirtschafter nachhaltig zu stärken, muss aber mehr passieren.

Maximal zwei Mal mähen

Grünland ist ein Multitalent. Es liefert heimisches Futter, schützt Klima, Arten sowie Wasser und schafft Kulturlandschaft. Das zeigt sich so in der Förderung der Ersten und Zweiten Säule aber nicht. Die Angebote für Ackerland sind besser, bemängeln Betriebe aus den Mittelgebirgen sowie Verbände. Özdemir will ihnen entgegenkommen. Ab 2025 soll es zwei neue Ökoregelungen geben: Landwirte sollen Förderung bekommen, wenn sie Dauergrünland maximal zweimal jährlich mähen. Und für „Emissionsarme Ausbringung von Wirtschaftsdünger“ soll es Geld für den Einsatz von Schleppschuh- und Schlitztechnik geben.

Die Angebote dürften auf Interesse stoßen. Allerdings sind noch Fragen offen. Beispielsweise, wie sich Doppelförderungen mit anderen Ökoregelungen oder Programmen der Zweiten Säule vermeiden lassen. Und, ob die Technik-Förderung nur für Grünland oder auch für Ackerland gilt.

Zielgerechtere Prämien

Zudem sind Diskussionen vorprogrammiert. Denn für intensiv wirtschaftende Milchviehbetriebe ist das Zwei-Schnitt-Angebot keine Option. Und: Um das Geld für die beiden neuen Ökoregelungen zu haben, will Özdemir die Basisprämie für alle Landwirte kürzen. Damit bleibt er seiner Linie treu, dass Prämien weniger pauschal, dafür zielgerichteter fließen. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die angedachte Kappung der Basisprämie scharf. Er fordert einen Grünland-Klima-Bonus. Und frisches Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds.

Verlässliche Perspektiven

So oder so kann eine bessere Förderung aber nur ein Baustein sein. Um Grünlandbetrieben eine verlässliche Perspektive zu geben, ist praktikable Politik nötig. Zwei wichtige Punkte sind:

Wölfe fressen kein Gras, aber Weidetiere. Der Grünlandaufwuchs lässt sich aber nur über Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde wirtschaftlich sinnvoll verwerten. Vertreibt der Wolf die Tierhaltung aus diesen Regionen, verbuschen sie – und die Leistung des Grünlandes verschwindet. Gerade Grünen-Politiker müssen ihre Wolfs­ideologie beenden und zulassen, das Raubtier auf verträgliche Bestandszahlen zu regulieren.

Die bodennahe Gülleausbringung ab 2025 trifft kleinere Betriebe in den Grünlandregionen hart: Selbst können sie die teure Investition kaum stemmen, beim Lohnunternehmen kommen sie oft nicht dran. Bayern hat daher Ausnahmen für Betriebe mit weniger als 15 ha bzw. Flächen mit starker Hangneigung erlaubt. NRW plant Ähnliches, hält sich aber noch bedeckt. Hier muss die Landesregierung endlich Klarheit schaffen.

Jetzt Druck machen!

Die Diskussion um die Grünlandförderung ist neu entfacht. Die Bundesländer und Verbände können sich jetzt äußern. Für die Landwirte heißt das: Dranbleiben und Druck machen!

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