Kontrovers: Leserstimmen

"Sehr geehrte Frau Ministerin..."

Wochenblatt-Leser antworten auf das Interview mit Landwirtschafts- und ­Umweltministerin ­Ursula Heinen-Esser.


Ja zur Weidehaltung?

Mutterkuhhalter erfüllen die von der Gesellschaft geforderten Rufe nach ­einer Tierhaltung, wie man sie sich wünscht. Meist ist die Bewirtschaftung extensiv oder ökologisch und findet in Lagen statt, die meist keine Gunstlagen sind. Sie erfüllen wichtige Aufgaben wie die Offenhaltung der Kulturlandschaft und sind wichtig für die Biodiversität und den Klimaschutz.
Würde man alle diese Leistungen reinrechnen, müsste ein Absetzer geschätzt 2500 bis 3000 € kosten. Deshalb ist es zu begrüßen, dass man so langsam darauf aufmerksam wird und die Leistungen der Mutterkuhhalter honorieren möchte, wenn auch noch nicht in ausreichender Form.
Konterkariert werden solche Bestrebungen, wenn man versucht, den Weidetierhaltern auch noch den Wolfsschutz aufs Auge zu drücken. Denn meist, wie im Kreis Olpe, arbeiten diese Betriebe im Nebenerwerb. Die Arbeitsbelastung auf den Höfen ist hoch genug, und der eine oder andere überlegt sich dann, mit dieser Haltung aufzuhören. Wir wissen alle, was für ein bürokratisches Handeln auf die Betriebe zukommt, wenn es zu Schäden kommt, ohne den ideellen Wert zu ersetzen, geschweige den ­Ärger.
Es wäre wünschenswert, dass die Politik sich klar zur Weidehaltung und gegen den Wolf bekennen würde. Das tut sie aber nicht, weil man den Konflikt mit den Wolfsbefürwortern fürchtet. Wenn es aber darum geht, Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft zu sanktionieren, ist die Politik konsequenter unterwegs (Düngeverordnung, Eutrophierte Gebiete, Insektenschutz etc.). Es wäre an der Zeit, der Gesellschaft klarzumachen, dass das Eigentum der wirtschaftenden Betriebe einen so hohen Stellenwert hat, dass man sich hier nicht nach Belieben darüber hinwegsetzen kann.

Bernd Eichert, 57482 Wenden


Zum „Wolfsurteil“

Für mich erschließt es sich nicht, dass Frau Heinen-Esser die Entscheidung des Gerichts, Wölfin Gloria nicht zu entnehmen, als „klasse“ bezeichnet. Die Wölfin überwindet 1,60 m Zaunhöhe problemlos, als wolfssicher gelten 1,20 m. Sie verzeichnet 140 Risse, darunter auch Ponys. Die das Problem betrifft, sind genau die Weidetier- oder Mutterkuhhalter, die eigentlich doch ,,gebraucht und geschützt“werden sollen.

Birgit Lorenz, 57462 Olpe


Nicht nachvollziehbar

Die Fördermaßnahmen decken bei Weitem das Defizit in der Mutterkuhhaltung nicht ab. Durch die Umverteilung der Ausgleichszulage und die ­dadurch resultierende Kürzung wurde diese zum Teil mehr als halbiert. Je nach Standort fehlen den ­Betrieben bis zu 65 €/ha.
Die Fördermaßnahmen werden gegeneinander aufgerechnet, und es macht für die Masse der Betriebe keinen Sinn, EU- und Landesprogramme gleichzeitig zu beantragen. Unter dem Strich bleibt außer einer zusätzlichen Kontrollbehörde kaum eine höhere Prämie.
Beim Haltungsverfahren auf Stroh hatten Sie uns versprochen, die Ungleichbehandlung zu überprüfen. Im Antrag wird der Strohverbrauch bei Tretmistställen um das 10- bis 15-Fache höher angegeben als der in Liegeboxen. Bei der Höhe der Prämie bekommen die Liegeboxen 80 € je GV und die Tretmistställe (Mutterkühe) 55 € je GV. Eine Nachbesserung muss zeitnah erfolgen.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass Mutterkühe von der Weideprämie ausgeschlossen werden, da bei ihnen Weidegang Standard ist und dieses nicht gefördert werden darf. Wenn Sie die Weideprämie für Mutterkühe ablehnen, sollten Sie über eine Raufutterprämie nachdenken, um die Mittelgebirgsregionen für den Tourismus sowie die vor- und nachgelagerten Bereiche am Leben zu erhalten.

Thomas Wiese
Vorsitzender des Arbeitskreises Mutterkuhhaltung HSK
57392 Schmallenberg


Tierwohl, Natur, Klima


Sehr geehrte Frau Heinen-Esser,
Mutterkuhhalter leisten wichtige Beiträge für Tierwohl, Natur- und Klimaschutz. Diese Art der Tierhaltung ist ein existenzieller Baustein für eine ausgewogene Kulturlandschaft, die Naturschutzbelange wie auch Naherholungsaspekte gleichermaßen erfüllt. Gleichzeitig wird auf diesen ­Flächen eines der hochwertigsten ­Lebensmittel erzeugt. Trotzdem wirtschaften die Mutterkuhhalter oft am Existenzminimum. Die aktuellen Fördermöglichkeiten reichen nicht aus, um diese gewünschte Art der Tierhaltung zukunftssicher zu gestalten.
Sie sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, Weideflächen nach ­naturschutzfachlicher Prüfung ohne weitere Auflagen in die Förderkulisse des Naturschutzes aufzunehmen.
Auch sollte ein Umdenken in der Politik erfolgen, was das Thema Wolf angeht. Durch Wolfsrisse entstehen dem Tierhalter nicht nur finanzielle Schäden. Die psychische Belastung der Landwirte ist nicht zu unterschätzen. Der Umgang mit den Tieren nach einer Begegnung mit dem Wolf ist sehr zeitaufwendig bis nicht mehr möglich. Zusätzlich kommen Haftungs- und Versicherungsfragen. Mutterkuhhalter in Wolfsgebieten werden ­Probleme bekommen, sich haftungsrechtlich abzusichern: ohne Haftung keine Haltung.
Wir schlagen die Entwicklung und Einführung eines Produktlabels vor. Nur durch die Kenntlichmachung von Fleisch, das seinen Ursprung in der Mutterkuhhaltung hat, lässt sich dem Verbraucher gegenüber ein höherer Produktpreis im Vergleich zu anderen deutlich intensiveren Haltungsverfahren rechtfertigen.
Anne Menrath
Geschäftsführerin

Fleischrinder-Herdbuch e. V. Bonn

Wochenblatt-Interview mit Landwirtschaftsministerin

Heinen-Esser: „Wir brauchen die Mutterkuhhalter“

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Gekoppelte Prämien für Mutterkühe sollen kommen, der Wolf ist schon da: Welche Perspektive hat die Mutterkuhhaltung in NRW? - Das haben wir die Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser...

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Heimische Mutterkuhhalter und die Bundestagsabgeordnete Nezehat Baradari fordern eine gerechtere Subventionspolitik.