Wolf: Weidetierhalter fühlen sich alleingelassen

Landwirte und Schäfer in Ostwestfalen sind besorgt über den Wolf. Sie fordern ein konsequentes Bestandsmanagement des Raubtieres.

Nach Wolfssichtungen in Lichtenau und bei Porta Westfalica sind die Weidetierhalter in Ostwestfalen-Lippe alarmiert. In einer Pressemitteilung des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL fordern sie die Landesregierung zu einem konsequenten Wolfsbestandsmanagement auf.

Zudem möchten sie, dass die Entschädigung von Wolfsrissen entbürokratisiert wird. Die Beweislast müsse umgekehrt werden. Im Zweifel sei von einem Wolfsriss auszugehen.

Weiter müsse der rechtliche Rahmen so geschaffen werden, dass auch Schäden durch ausbrechende Weidetiere nach Wolfsangriffen nicht vom Tierhalter zu tragen sind, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Außerdem müssen Herdenschutzmaßnahmen zu 100 % erstattet werden, inklusive der Montage- und Wartungskosten wolfsabweisender Zäune. Denn aus wolfsbedingten Herdenschutzmaßnahmen erwachsen immense Kosten für die Weidetierhalter.

Lösungsansätze fehlen

„Wir müssen uns als Gesellschaft klar werden, was wir wollen“, bekräftigt Wilhlem Brüggemeier, Milchviehhalter, Wolfsbeauftragter und Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV).

Die Wolfspopulation verdoppele sich alle drei Jahre. Dies führe zu einem exponentiellen Wachstum. Dies bedeute langfristig eine deutlich steigende Gefahr. Das sogenannte Wolfsmanagement in NRW sei lediglich ein Monitoring, es gäbe keine Antworten auf die Fragen der Weidetierhalter, geschweige denn Lösungsansätze.

Rinder und Pferde auf der Weide würden allein gelassen, untermauert der Landwirt. „Wenn sich das nicht ändert, ist die Weidehaltung, wie wir sie kennen, Geschichte.“

Weidetiere haben große Bedeutung in OWL

Dabei leisten die Weidetiere einen unverzichtbaren Beitrag zu Landschaftspflege und Naturschutz in den ostwestfälischen Mittelgebirgslagen und Kalkmagerrasen-Regionen wie in den Ausläufern des Teutoburger Waldes, Wiehengebirges oder des Eggegebirges. Sie erhalten durch die Beweidung extensiv genutzter Flächen eine hohe Biodiversität bei Flora und Fauna, gleichzeitig werden so hochwertige Lebensmittel naturnah erzeugt.

„Wir Tierhalter haben Angst um unsere Tiere“, sorgt sich Antonius Tillmann, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe. „Wir kennen alle die fürchterlichen Bilder von gerissenen, verletzten und leidenden Weidetieren aus anderen Bundesländern. Wir wollen unsere Tiere nicht verendet sehen", so der Milchviehalter aus Warburg.

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