Junge Kirchen entdecken
Straße der Moderne
Nach 1900 erlebte der Kirchenbau in Deutschland noch einmal eine Hochzeit. Die „Straße der Moderne“ zeigt die Vielfalt zwischen Jugendstil und Postmoderne. Im Nordwesten hat sie etliche Stationen.
Weil Städte wuchsen, entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aber auch in der Nachkriegszeit neue, größere Kirchen. Die ganze Stilvielfalt zeigt die „Straße der Moderne“. In Nordwestdeutschland hat sie etliche Stationen.
Oft stehen die neuen Kirchen im Schatten ihrer „älteren Geschwister“. Einige werden heute nicht mehr liturgisch genutzt. Aber: „Gerade Kirchenbauten des 20. und 21. Jahrhunderts laden dazu ein, besucht und entdeckt zu werden“, finden die Macher des Projekts. Schließlich eröffneten die Kirchen mit ihrer manchmal reduzierten, manchmal komplexen Architektursprache und Ausstattung einen besonderen Blick auf die moderne Gesellschaft.
Die besten Kirchenbauten
Träger des Projekts ist das Deutsche Liturgische Institut in Trier. Zum Kuratorium zählen Architekten, Kunsthistoriker und Theologen. Die zugehörige Internetseite präsentiert eine Auswahl der besten Kirchenbauten. Sie lässt sich nach Bundesländern oder Postleitzahlen filtern. Dazu zeichnet sie Biographien und Schaffen zahlreicher Kirchenarchitekten nach.
Das Projekt will einen Querschnitt durch die deutsche Architekturgeschichte der vergangenen 100 Jahre zeigen. Jugendstil, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Nachkriegsmoderne, Brutalismus oder Organisches Bauen – alle stilistischen Ausprägungen moderner europäischer Architektur finden sich auch im Kirchenbau wieder.
Von Detmold bis Emmerich
Unter anderem diese Kirchen gehören zur „Straße der Moderne“:
Bottrop, Heilig Kreuz: Parabelförmiger Bau von Rudolf Schwarz aus dem Jahr 1957, seit 2008 Kulturkirche und liturgisch ungenutzt.
Detmold, Versöhnungskirche: Kirchenbau aus Sichtbeton, 1967 eingeweiht, gestaltet vom Architekten Lothar Kallmeyer und dem Bildhauer Werner Habig.
Dülmen, Heilig Kreuz: 1938 eingeweihter Bau von Dominikus Böhm, beeindruckend ist vor allem die Lichtwirkung im Inneren, Grabkirche der seligen Anna-Katharina Emmerick.
Emmerich-Leegmeer, Heilig Geist: Die Kirche ist eine mutige Betonkonstruktion, 1966 geweiht, Architekt war Dieter Georg Baumewerd.
Eslohe-Cobbenrode, St. Nikolaus: Der Bau mutet wie eine alte Dorfkirche an, stammt aber aus dem Jahr 1931 Der Entwurf von Carl Wibbe gilt als „meisterhaft expressive Übersteigerung traditioneller Bauformen“.
Mechernich, Bruder-Klaus-Kapelle: Die privat gestiftete Kapelle steht im Stadtteil Wachendorf des Eifel-Orts. Die Bauherren und einige Freunde haben sie weitgehend in Eigenarbeit errichtet. Der Architekt Peter Zumthor entwickelte über die intensive Auseinandersetzung mit dem heiligen Niklaus von Flüe und dem Standort der Kapelle auf freier Flur ein intimes, ganz individuell zugeschnittenes Heiligtum. Die Weihe war 2007.
Meschede, Abteikirche „Christus König des Friedens“: Die Abteikirche der Benediktiner ragt auf einer Anhöhe nordwestlich des Mescheder Zentrums auf. Entworfen hat sie der damals junge Architekt Hans Schilling, geweiht wurde sie 1964.
Münster, Andreaskirche: Die evangelische Kirche im Stadtteil Coerde wurde 1982 eingeweiht. Der Architekt Lothar Kallmeyer installierte vor dem Altar im großzügigen Hauptraum eine „tiefergelegte“ Kuhle für die private Andacht, das Abendmahl oder ein Konzert.
Norderney, Stella Maris: Schlichter, ganz in weiß gehaltener Bau von Dominikus Böhm. Die katholische Kirche wurde Anfang der 1930er-Jahre geweiht.
Schwerte, Kapelle der Tagungsstätte Haus Villigst: Die zentrale Tagungsstätte der Evangelischen Kirche von Westfalen hat 2007 eine neue Kapelle bekommen. Beeindruckend sind die Lichtinszenierung und die moderne Interpretation der Kirche als Schiff.
Twist-Schöninghsdorf, St. Franziskus: Urwüchsig und expressiv wurzelt die Kirche in der Moorregion des westlichen Emslands. Erst 1929, im Jahr der Fertigstellung der Kirche, wurde Schöninghsdorf ans Stromnetz angeschlossen. Die elektrisch betriebenen Glocken und die automatische Turmuhr waren
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