Altersvorsorge

Mit kleinem Geld vorsorgen​

Warum heute der richtige Tag zum Start für die Altersvorsorge ist, wie Sie am besten vorsorgen und warum die „Vorsorgelücke“ Sie kalt lassen kann.​

Haben Sie eine To-do-Liste? Steht da „Altersvorsorge“ drauf? Sie wollten es längst anpacken, wissen aber nicht wie: zu alt, zu spät, kein Durchblick im Finanz-Dschungel, zu kompliziert? Zugegeben, das Thema ist wenig spaßig, aber sinnvoll. Es geht um den eigenen langfristigen Vermögensaufbau. Tipps hierfür gab es vergangene Woche für rund 200 Zuhörer eines Online-Workshops des Bunds der Versicherten (BdV) mit Prof. Dr. Hartmut Walz, Wissenschaftlicher Beirat des BdV.

Perfektionismus lähmt

Die Perfektionsfalle ist ein Grund, warum viele ihre Altersvorsorge vor sich herschieben. „Viele denken: ,Wenn ich Altersvorsorge ­betreibe, dann nur mit der besten Vorsorgelösung, die es gibt. Aber ich weiß nicht, welche das ist‘“, gab Walz, Verhaltensökonom und Finanzexperte, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, ein Beispiel. Dieser Gedanke lähmt.

Zuviel ist auch nicht gut

Ebenso schädlich ist ein überhöhter Ak­tivitätsdruck, oft vertrieblich getrieben durch Aussagen wie „Mit dieser Anlage können Sie Steuern sparen“ oder „Unser aktives Fondsmanagement sichert Ihnen Überrenditen“. Kunden bewegen sich zwischen Gier und Angst, weswegen sie „blind“ Versicherungsverträge zur Altersvorsorge abschließen. Die Erkenntnis, dass diese ­jedoch für sie meist unvorteilhaft sind – weil unflexibel, intransparent, renditeschwach und teuer – kommt oft zu spät.

„Selbst eine Anlagerendite von 6 % pro Jahr (p. a.) führt zu einem negativen Ergebnis, wenn davon über ein Viertel Steuern abgehen, Kosten von 2 bis 3 % p. a. anfallen und von dem Rest eine Inflationsrate von zum Beispiel 2 bis 3 % p. a. abzuziehen sind.“

Kapitalaufbau und Risikoschutz trennen

Walz mahnte, bei Gesprächen mit Vertrieblern von Finanzdienstleistern davon auszugehen, dass diese stets etwas verkaufen wollen statt neutral zu beraten. „Falls Sie Rat benötigen, dann am besten von einem nicht provisionsorientierten Honorarberater. Aber lassen Sie sich die Entscheidung nicht aus der Hand nehmen!“

Der Verbraucherschützer empfahl zudem, ­Kapitalaufbau und Risikoschutz strikt zu trennen. Es gilt, wichtige Risiken wie Privat, Haftpflicht, Wohngebäude oder Hausrat bei Versicherungsgesellschaften abzusichern. Doch Vermögensaufbau und Altersvorsorge sollten nie mit Versicherungsprodukten geschehen. Lebensversicherungen sind keine Kapitalanlage. Trotzdem werden Bürgern häufig Versicherungsprodukte als Altersvorsorge angeboten.

Vorsorgelücke ist Köderwort

Häufig geschieht dieses mithilfe des Köderwortes „Vorsorgelücke“. Ein typischer Satz lautet: „Ich habe für Sie eine monatliche Vorsorgelücke von 800 € errechnet.“ Aus Vertriebssicht ist der Satz eine starke Verkaufshilfe, weil er beim Kunden den Impuls auslöst, die Lücke, die er nun scheinbar kennt, schließen zu wollen. Also wird er das ihm in dem Zuge angebotene, meist unvorteilhafte (Versicherungs-)Produkt annehmen.

„Doch Vorsorgelücken lassen sich nicht exakt über viele Jahre hinaus ausrechnen“, erläuterte Betriebswissenschaftler Walz. Denn niemand kann präzise vorhersagen, wie alt jemand wirklich wird, wie viel Geld er künftig braucht, wie sich Zinsen, Wirtschaft und Inflation entwickeln. „Wer auf Basis einer unsicheren Datenlage eine exakte Vorsorgelücke prognostiziert, liegt von Zufallstreffern abgesehen präzise falsch“, kommentierte Walz.

Kleine Beiträge

Sein Rat für die Vorsorge: Selbst mit kleineren monatlichen Beträgen lässt sich wegen des Zinseszinseffektes ein Vermögen aufbauen. Gerade für den „kleinen Geldbeutel“ ist ein ETF-Sparplan auf Aktien ab 25 € pro Monat ideal und schlägt etwa Riester- und Rürupverträge sowie private Lebens- und Rentenversicherungen. Die Kosten des ETF-Sparplans sollten Sie gering halten, sodass die Rendite nach Inflation möglichst hoch ist. Wichtig ist ein langer Zeithorizont von mindestens 15 Jahren, in denen das Geld arbeiten kann.

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