Medienkunstfestival "Futur 21"

Leuchtende Industriekultur erleben

Historische Hallen, Hochöfen und Fördertürme sind wesentlicher Teil der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Beim Festival „Futur 21“ verwandeln Kunstschaffende 16 Industriemuseen in Zukunftslabore.

Lichtkunst hat Konjunktur. In der dunklen Jahreszeit gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Festivals. Da werden Fassaden, Parks oder ganze Gradierwerke kunstvoll in Licht getaucht oder als Leinwand für bewegte Bilder genutzt. Die alte Lindenbrauerei in Unna ist schon seit vielen Jahren ganz offiziell „Zentrum für internationale Lichtkunst“.

Den Bogen weiter spannen jetzt die beiden Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland. Ihre insgesamt 16 Industriemuseen sind Schauplätze eines Medienkunstfestivals. „Futur 21“ lautet der Titel.

Wenn der Schaufelradbagger kommt: Die Installation „Slow Violence“ zeigt auf der Zeche Hannover in Bochum die Auswirkungen unseres Energiehungers. (Bildquelle: Studio Joanie Lemercier)

Finale im März

Ein Kongress, Workshops und vieles mehr haben schon stattgefunden. Im März steigt jetzt das große Finale. Internationale und lokale Medienkünstler, Designer und Spieleentwickler verwandeln die Industriemuseen in temporäre Zukunftslabore. Die Arbeiten sind von den Geschichten inspiriert, die die einstigen Fabriken und Anlagen erzählen.

Von der Weser bis in die Eifel

Mit dabei sind Museen von der Glashütte Gernheim an der Weser bis zur Tuchfabrik Müller in Euskirchen in der Eifel. Insgesamt 32 künstlerische Arbeiten sind an den 16 Standorten zu sehen. Jeweils eine wird dauerhaft gezeigt.

Im März widmen sich je vier Standorte jeweils eine Woche lang einem gemeinsamen Thema. Die Künstlerinnen und Künstler fragen: Wie wollen wir in Zukunft mit Energie umgehen? Wie mit den nötigen Ressourcen? Wie wird die Arbeitswelt künftig aussehen?

Bekannte und neue Namen

Beiträge steuern bekannte Künstlerinnen und Künstler bei, aber auch Studierende von Hochschulen in NRW. Die digitale Kunst will emotionale und räumliche Erlebnisse schaffen, die zum Nachdenken anregen, heißt es in der Ankündigung.

Bei vielen Formaten ist Mitmachen erwünscht oder sogar erforderlich, damit die Arbeiten funktionieren. In Engelskirchen spielen Besucher die Rolle einer vor Energie strotzenden Zelle: Herzschlag und Bewegungen werden in ein Lichtdisplay verwandelt. Auf der Zeche Zollern in Dortmund erwacht durch die Bewegung der Besucherinnen ein künstlicher Organismus aus Glaskugeln zum Leben.

Bei der Arbeit „Positively Charged“ der Künstlerin Kasia Molga im Kraftwerk Ermen & Engels in Engelskirchen übertragen Besucher die Energie ihres Körpers auf ein Lichtdisplay. Zu erleben ist das vom 12. bis 19. März. (Bildquelle: Lafun Photography)

Viel Programm

Das Begleitprogramm reicht von Workshops zum Malen mit Licht, Filmabenden und Wissenschaftsshows über Vorführungen im ­Pop-up-Planetarium, Poetry- und Science-Slams, Lesungen und Kabarettabende bis hin zu Sound- und Tanzperformances.

Für die digitalen Kunstwerke, Licht- und Klanginstallationen sind die Museen bei freiem Eintritt bis spät in den Abend geöffnet. Einen Überblick über alle Veranstaltungen gibt es im Internet.

www.futur21.de/termine

Da geht’s lang
32 Kunstwerke, 16 Standorte und dazu jede Menge Veranstaltungen: Da ist es eine Herausforderung, einen Überblick zu bekommen. Einen Einstieg bieten die Internetseite des Festivals und die Auftritte der einzelnen Industriemuseen im Netz. Die folgende Übersicht zeigt, welche Orte sich an den einzelnen Themenwochen beteiligen. Häufiger taucht das Kürzel AR auf. Das bedeutet „Augmented Reality“, auf Deutsch „erweiterte Realität“.

FUTUR_Arbeit | 5. bis 12. M
ärz
Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen: Sculpture Factory und Soul Shift – Film in der Walzhalle
Peter-Behrens-Bau, Oberhausen: future_grid
Ziegelei Lage: Perpetuum Mobile und AR-Parcours
Textilwerk Bocholt: LOOM und LUCID, außerdem: Familienfest am 6. März

FUTUR_Energie | 12. bis 19. März
Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen: Maschinenklangwerk und AR-Parcours
Henrichshütte Hattingen: Data Sculpture – digitale Skulptur an Stelle des verkauften Hochofens – und Blast Furnace No. 2
Kraftwerk Ermen & Engels, Engelskirchen: Positively Charged: Heartbeat, How to make an Ocean und Shapeshifting Energy
Zeche Hannover, Bochum: Slow Violence und Singing Machine, außerdem: Pop-Up-Planetarium

FUTUR_Ressourcen | 19. bis 26. März
Glashütte Gernheim, Petershagen: Transparent Things, Smart.ing Bodies & Architecture of Noise
St. Antony Hütte, Oberhausen: „Ruhe Bitte“ und AR-Parcours
Tuchfabrik Müller, Euskirchen: 230 Millionen + 1 / AR-Parcours
Zeche Nachtigall, Witten: Moon Bricks und AR-Parcours, außerdem: Erlebnistag am 20. März

FUTUR_Fortschritt: 26. März bis 2. April
Papiermühle Alte Dombach, Bergisch Gladbach: Wandel der Zeichen und Papier-O-Mat
Schiffshebewerk Henrichenburg, Waltrop: PR(O)_reGRESS und Navigating through Time
Textilfabrik Cromford, Ratingen: Pluriversum und Baumwollgeschichten
Zeche Zollern, Dortmund: Supraorganism / The Birth of the Robots und Sacred Grounds

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Kunstmuseum

Ahlen: Beginn der Fotografie

von Patrick Otte

Heute hat fast jeder eine Kamera in der Tasche. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das noch anders. Eine Schau im Kunst­museum Ahlen führt zu den ­Anfängen der Fotografie.