Kunstmuseum

Ahlen: Beginn der Fotografie

Heute hat fast jeder eine Kamera in der Tasche. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das noch anders. Eine Schau im Kunst­museum Ahlen führt zu den ­Anfängen der Fotografie.

Kulissenbilder, Silhouetten und eine Camera obscura entdecken Besucherinnen und Besucher im Altbau des Kunstmuseums Ahlen im Kreis Warendorf. Anhand ­dieser Einzelstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert wird die Sehnsucht nach realitätsnahen Abbildungen im Zeitalter der Auf­klärung deutlich. Bis zum 29. Mai läuft die Ausstellung „Neue Wahrheiten? Kleine Wunder“ und veranschaulicht die ersten Gehversuche der Fotografie.

Daguerre und Talbot

Einen Durchbruch gelang dem französischen Maler Louis Mandé Daguerre (1787–1851). Er begann 1839 fotografische Aufnahmen auf versilberten Kupferplatten festzuhalten. Die Daguerreotypie, wie diese erste Form der Fotografie genannt wurde, eroberte zunächst Frankreich und dann die Welt. Die mit Jod- und Quecksilberdämpfen hergestellten Unikate zeigten schon eine hohe Schärfe. Die hell glänzenden Kostbarkeiten wurden oft mit der Hand koloriert.

Alte Fotos, optische Schaustücke und Apparaturen sowie seltene Dokumente erzählen von den Anfängen der Fotografie. Die mehr als 200 Exponate stammen aus der ­privaten Sammlung von Dr. Hans Gummersbach aus Münster.

Die Blütezeit der Daguerreotypie dauerte von 1842 bis 1855. Zeitgleich gelang dem englischen Foto­pionier William Henry Fox Talbot (1800–1877) 1841 erstmals fotografische Bilder von einem Negativ auf Papier zu belichten und zu vervielfältigen.

Ein besonderes Kapitel der Ausstellung widmet sich der Fotografie in Karikaturen. Schon zu Beginn begleitete sie die grassierende „Daguerreotypomanie“, den neuen Berufsstand und seine Kundschaft sowie die Konkurrenz zwischen Malerei und Fotografie mit Hohn und Spott.

„On Display – Der Körper“

Im Neubau des Museumsensembles entdecken die Gäste aktuelle fotografische Arbeiten. Sie hinterfragen rund 150 Jahre später die etablierten Erscheinungsformen des Bildmediums. 18 Studierende der Folkwang Universität Essen zeigen ihre Arbeiten in der Ausstellung „On Display – Der Körper“. Ausgehend von der Oberfläche einer Fotografie werden in der Ausstellung neue visuelle und haptische, nicht zuletzt aber auch virtuelle Wege beschritten.

Einzelne Werke sind durch die frühe Fotogeschichte inspiriert und korrespondieren mit der historischen Ausstellung:
Etwa eine begehbare Camera Obscura, in der sich digitale Webcam-Bilder zeigen, Aufnahmen einer Kölner Großstadtstraße mit einer Lochbildkamera oder das in Folie reproduzierte erste Lichtbild auf Papier von William Henry Fox ­Talbot.

Eintritt und Öffnungszeiten
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 15 bis 18 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat bis 21 Uhr, Sonntags und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr, Karfreitag geschlossen, Oster­montag geöffnet.
Eintrittspreise: Tageskarte 6 €, ermäßigt 4 €; öffentliche Führungen sonntags um 15 Uhr, dann 8 €.
Kontakt: Museumsplatz 1, Weststraße 98, 59227 Ahlen,
Tel. (0 23  82) 9  18  30.


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