Wüssten Sie, wen Sie bei einem unvermeidlichen Autounfall verschonen würden, und wen nicht? Sicher, in einer brenzligen Situation fehlt oft die Zeit, um Entscheidungen abzuwägen. Ein selbstfahrendes Auto kann hingegen gezielt handeln. Während Menschen nur noch „Aah“ schreien können, hat das System bereits alle Daten gesammelt und ausgewertet. Die Ausstellung in der DASA (Deutsche Arbeitsschutzausstellung) zur „Künstlichen Intelligenz“ zeigt derzeit einige solcher technischen Phänomene auf.
Denken Lernen
Doch wieso können KIs offenbar schneller denken als wir?
Bei den scheinbaren Intelligenzen handelt es sich um Softwares, also bestimmte Programme und dessen zugehörigen Daten. Kern dieser Programme ist ein von Menschen geschaffenes mathematisches Modell, das zur Beantwortung einer bestimmten Fragestellung entwickelt wurde. Computerfachleute schreiben mithilfe einer Programmsprache Befehle, die die KI Schritt für Schritt umsetzt.
Dabei gibt es mittlerweile einige Methoden, um Softwares „Intelligenz einzupflanzen“. Eine davon ist das maschinelle Lernen. Wie ein Hund, muss auch die Künstliche Intelligenz Befehle erst üben, bevor sie tadellos funktionieren. Anders als „Sitz machen“, soll die KI bestimmte Informationen aus eingegebenen Daten erkennen. Konkret heißt das zum Beispiel, dass sie Fotos in zwei Gruppen sortieren soll: Katzen- und Hundebilder.
Das Programm arbeitet nun anhand des mathematischen Modells und spuckt Ergebnisse aus. Von Hand werden diese dann mit den richtigen Lösungen verglichen. Mithilfe einiger Stellschrauben optimiert ein Programmierer das Modell, bis die KI alle Hunde und Katzen richtig zuordnet. Das funktioniert dann rasend schnell – auch bei unbekannten Fotos.
Ausgetrickst
So oder so ähnlich funktionieren auch Alltagshelfer, die man von zu Hause kennt. In vielen Lebensbereichen verlassen wir uns auf KIs. Sie machen das Leben bequemer. Navigationssysteme beispielsweise bewahren uns vor langen Staus, indem sie uns auf Umleitungen hinweisen. Doch sind die Systeme wirklich verlässlich?
Anlässlich des 15. Geburtstags von Google Maps hat der Aktionskünstler Simon Weckert die Grenzen des Navigationssystems ausgereizt. Er füllte einen Handkarren mit 99 Smartphones, die allesamt Google Maps geöffnet hatten. Dann spazierte er damit durch eine Straße in Berlin. Natürlich konnte die KI nicht wissen, dass sich nicht 99 aufgebrachte Autofahrer im Stau befanden, sondern ein junger Mensch ein spezielles Experiment durchführte. Das Ergebnis: Google Maps leitete alle Nutzer um und warnte vor einem großen Stau, den es in Wirklichkeit nie gegeben hatte.
Übermenschliche Chancen
Fernab solcher Alltagsdienste können KIs auch große Herausforderungen bewältigen. Im Themenbereich Gesundheit bieten die Maschinen unglaubliche Chancen. Auch in der Arbeitswelt können sie viele Aufgaben übernehmen. Von der Logistik mit Drohnenflug über die Organisation von Personal bis hin zum Stellen medizinischer Diagnosen gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Zukünftig werden die Aufgabenfelder von künstlichen Intelligenzen noch weiter wachsen und es ist kaum abzusehen, wohin es schlussendlich gehen wird.
Daten im Tausch
Es blinkt, blitzt, piept und fiept in der DASA Dortmund. Auch allseits bekannte Computerstimmen sind herauszuhören. Im Gerummel der Technologien kann der aufmerksame Besucher einem vermeintlichen Gespräch zwischen Siri und Alexa lauschen. Sie diskutieren zum Thema Daten:
KIs können uns das Leben leichter machen. Oftmals tauschen wir unsere Daten jedoch gegen diesen Luxus ein. Ist das ein Problem? Hinter jeder KI stehen Menschen, Firmen und Konzerne. Sie können unsere Entscheidungen mithilfe gesammelter Daten gezielt beeinflussen. Auf Basis unserer Interessen schlagen KIs uns passend zugeschnittene Angebote vor. Das wiederum können sich die Inhaber gut bezahlen lassen und noch mehr Macht und Einfluss gewinnen.
In jeder Anwendung spiegeln sich Interessen und Wünsche der Auftraggeber wider. „V. a. von Staat und Wirtschaft“, heißt es kommentierend an einer Infotafel. Gedankenanstöße wie diese sind quer durch die Ausstellung „handschriftlich“ ergänzt und regen Besucher zum Nachdenken an.
Schicksal spielen
Auf der rund 800 m2 großen Ausstellungsfläche kann es, mit ein bisschen Lust auf Lesen, leicht gelingen, in die Welt der KIs einzutauchen. Viel schwieriger ist es, die dort aufgeworfenen ethischen Fragen zu beantworten. Damit zurück zur eingangs gestellten Frage: Wie haben Sie sich mittlerweile entschieden? Wen soll der unvermeidbare Autounfall treffen?
Forscher haben dazu in Europa Befragungen durchgeführt und viele Antworten gefunden. Es kam heraus, dass die meisten Menschen in Deutschland es als richtig empfänden, wenn die autofahrende KI den Kurs halten und damit gar nicht eingreifen würde. In Schweden dagegen hielt die Mehrheit es für am vertretbarsten, junge Menschen zu retten und das Auto von ihnen weg zu lenken. In Spanien wiederum sahen die Befragten die Befolgung des Gesetztes als richtig an. Einzig eindeutig dürfte es für die Autohersteller sein: Den Insassen des Autos darf nichts geschehen, alles andere wäre unwirtschaftlich.
Informationen für Besucher
Noch bis zum 9. August können Besucher die Welt der „Künstlichen Intelligenz“ erforschen. Die DASA Arbeitswelt Ausstellung liegt am Friedrich-Henkel-Weg 1–25 in Dortmund. Der Eintritt ist noch bis zum 31. März auf Grund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie frei.
Tel. (02 31) 90 71-26 45
www.dasa-dortmund.de
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