Morgenmacher-Wettbewerb

Musik fürs Dorf

In Seppenrade sorgen die Dorfmusikanten für gute Stimmung auf Festen. Das Blasorchester hat sich für die Zukunft aufgestellt – mit einem jungen Vorstand und der Kooperation mit einer Brass Band.

Jeden Mittwoch schallt der Klang von Trompeten, Saxophonen und Querflöten aus dem Pfarrheim in Seppenrade im Kreis Coesfeld. 20 bis 30 Dorfmusikanten proben. Die große Zahl an jüngeren Musikerinnen und Musikern springt ins Auge. „Auch unser Vorstand ist sehr jung. Von sechs Mitgliedern sind vier unter 25 Jahre alt. Auch sind eine ganze Reihe der Musiker jünger als 40“, berichten Sarah Hecker und Christin Pieper. Die 21- und 22-Jährigen sind zwei von den Verantwortlichen bei der Blaskapelle. Seit gut einem Jahr sind sie im Vorstand.

Was wäre ein Schützenfest ohne Musik? Oft begleiten die Dorfmusikanten die Festgesellschaft mehrere Tage. Von dem Honorar finanzieren sie unter anderem ihre musikalische Leitung und die Noten. (Bildquelle: privat)

Kooperation mit Brass Band

Die zweite Besonderheit: Um sich für die Zukunft gut aufzustellen, kooperieren die Dorfmusikanten seit gut einem Jahr mit der Brass Band aus der Nachbarstadt Lüdinghausen. Der Grund: Vor allem die Corona-Zeit hat dazu beigetragen, dass in beiden Verein einige Musiker aufgehört haben und kein Nachwuchs dazukam. Wenn ein Instrument bzw. eine Stimme fehlt, ist ein Blasorchester nicht spielfähig und es kann keine Auftritte annehmen. Die Konsequenz: Die Honorare bleiben aus. Mit ihnen bezahlen die Spieler ihre musikalische Leitung und die Noten.

Die Chemie stimmt

Bei einem eher zufälligen Gespräch der Verantwortlichen der zwei Musikvereine stellte sich heraus, dass sich beide Orchester gut ergänzen würden. Der eine Verein hat die Stimmen, die dem anderen fehlen. So wurden gemeinsame Proben organisiert. Schnell stellten die Musiker fest, dass die Chemie stimmt. Sie beschlossen, die Saison 2022 zusammen zu spielen. Die Zusammenarbeit hat sich verlängert.

Immer mittwochs proben die Dorfmusikanten im Seppenrader Pfarrheim. (Bildquelle: privat)

„Durch die Kooperation sind die Auswahl an Stücken und die musikalischen Möglichkeiten größer. Das Spielen macht mehr Spaß“, berichtet Christin Pieper. Aktuell lernen beide Vereine die Stücke des anderen Orchesters und erarbeiten neue. Ein weiterer Pluspunkt: Die Jugendsparte ist stark gewachsen. „Wir sind viele junge Leute im Verein, das macht uns attraktiv für weitere junge Musiker“, erzählt Sarah Hecker.

Von Coldplay bis Adele

Wichtig ist für die Nachwuchsarbeit auch, für die jungen Musiker interessante Stücke auszuwählen. Lieder von Coldplay oder Adele zählen zum Repertoire. „Wenn ein Song die Charts erobert oder sich als Partykracher erweist, üben wir ihn spontan ein“, erzählt die 21-Jährige. Damit überraschen sie das Publikum und zeigen, dass Musik vom Blasorchester modern ist.

Warum verpassen die Bläser und Trommler die wöchentliche Probe möglichst nicht und engagieren sich so viele Stunden ehrenamtlich? „Wir teilen die Begeisterung für das gemeinsame Musizieren. Es macht Spaß, Stücke zu proben und bei Auftritten unser Publikum gut zu unterhalten“, erklärt Christin Pieper.

Herausforderung Jugendarbeit

Die Jugend- und Nachwuchsarbeit sehen Sarah Hecker und Christin Pieper als „das“ große Aufgabenfeld für die Zukunft der Dorfmusikanten. Sie möchten junge Leute für ein Instrument und die Musik begeistern. Sie haben folgende Ansätze für die Mitgliederwerbung:

Sie sprechen Personen an, von denen sie wissen, dass sie ein Instrument spielen.

An Nachwuchsmusiker vermitteln sie Musiklehrer oder auch Instrumente. Bevor jemand im Orchester starten kann, sind etwa zwei Jahre Musikunterricht erforderlich.

Ein örtliches Gymnasium hat eine Bläser-AG. Dort wollen die Dorfmusikanten verstärkt Werbung machen und einen Workshop anbieten.

Wertschätzung erfahren

Weil im Blasorchester jede Stimme gebraucht wird, erfährt jeder Dorfmusikant, der zu Proben und Auftritten kommt, eine Wertschätzung von den Kollegen. Dabei ist es egal ob er ein 14-jähriger Anfänger ist oder ein Musik-Profi von fast 70 Jahren. „Wir haben ein tolles Gemeinschaftsgefühl über Generationen hinweg“, erzählt Sarah Hecker mit Stolz. Das Orchester hat etwa 20 Auftritte im Jahr. Es spielt auf sechs Schützenfesten – oft über mehrere Tage –, zu Karneval, dem Rosenfest und anderen Feiern. Auch der Martinsumzug sowie zwei kirchliche Prozessionen begleitet es musikalisch.

Den Dorfmusikanten ist auch wichtig, das Gemeindeleben in ihrem 7000-Einwohner-Dorf aktiv mitzugestalten und lebenswert zu machen. Beispielsweise übernehmen sie auf monatlichen Dorfabenden abwechselnd mit anderen Vereinen den Thekendienst.

Preisgeld für junge Spieler

Was würden die Dorfmusiker mit dem Preisgeld vom Morgenmacher-Wettbewerb finanzieren? Ein Teil des Geldes möchten sie in die musikalische Grundausbildung für die jungen Musiker investieren und sie wollen Instrumente anschaffen. Außerdem würden die Seppenrader zu einem Biergarten- oder Picknickkonzert einladen.

Wettbewerb „Morgenmacher“

In einer Serie stellen wir über die Sommerferien sechs junge Teams vor, die sich für ihren Ort oder ihre Nachbarschaft engagieren. Sie alle haben sich im Rahmen unseres Wochenblatt-Wettbewerbs um den Titel „Morgenmacher“ beworben und es in die engere Auswahl geschafft. Anfang August können Sie als Leserinnen und Leser in einer Online-Abstimmung über die Sieger-Teams entscheiden. Auf die Gewinner warten Geldpreise in Höhe von 2500, 1000 und 500 €. Das Preisgeld stellt die Stiftung Landwirtschaftsverlag zur Verfügung. Alle Beiträge der Serie können Sie hier nachlesen.

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