Morgenmacher-Wettbewerb

Die "Blagen" packen an

Diese jungen Leute aus Herzebocholt im Kreis Borken zögern nicht lange. Wenn ihnen eine Idee kommt, setzen die „Schüttenstense Blagen“ sie um. Das zeigt unter anderem ihr selbst gebauter Rastplatz.

Eher zufällig entdeckte Paul Kipp Anfang vergangenen Jahres ein Fleckchen am Waldrand, auf dem ein großer Holzhaufen lagerte. „Daraus müsste sich doch etwas machen lassen“, dachte der heute 17-Jährige. Kurzerhand trommelte er seine Freunde zusammen. Zu acht bauten sie eine Sitzecke. Sie sägten, schliffen und schraubten. Für den Tisch ­bekamen sie einen umgestürzten Baum aus dem Forstbetrieb von Pauls Eltern.

Inzwischen ist aus dem Platz ein beliebter Treffpunkt geworden. Und das nicht nur für die 12- bis 17-Jährigen. „Auch von etlichen Fahrradtouristen und Wandergruppen wird er regelmäßig an­gesteuert“, berichtet Paul.

Tisch und Bank haben die jungen Leute komplett selbst gebaut. (Bildquelle: Böger)

Drei Mädchen, fünf Jungs

Schon seit einigen Jahren sind die acht jungen Leute, darunter drei Geschwisterpaare, gemeinsam unterwegs. Sie nennen sich die „Schüttenstense Blagen“, also Schüttensteiner Kinder. Denn ihr Heimatort Herzebocholt, heute ein Ortsteil von Isselburg im Kreis ­Borken, wird auch Schüttenstein genannt. Der Grund: Dort stand einst das „Haus Schüttenstein“.

Bei all ihren Aktivitäten können die Jugendlichen auf die Unterstützung von Familie und Nachbarschaft zählen. Für die Sitzecke steuerten einige der rund 300 Dorfbewohner Material und Werkzeug bei. Selbst die Stadt beteiligte sich und spendete Kies und einen Mülleimer.

„Am Weideneck“ hat die Gruppe den neuen Rastplatz getauft. Schließlich wächst eine große Trauerweide direkt nebenan.

Pizza für alle

Für ihr Engagement zeichnete die Stadt Isselburg die Kinder und Jugendlichen 2022 mit dem Heimatpreis aus. Von einem Teil des Preisgelds bauten sie einen Pizzaofen ans Weideneck. Die Idee hatten sie im Internet entdeckt. Und wieder fanden sie vor Ort kostenloses ­Baumaterial. Aus einem Abriss bekamen sie Ziegelsteine, die sonst zu Schotter verarbeitet worden ­wären. Die für den Bau benötigten 120 kg Zement transportierten die Jugendlichen mit dem Fahrradanhänger. „Das war ein ganz ­schöner Ritt“, erinnert sich Nic.

Egal, ob mauern oder fugen: Die Freunde brachten sich alles selbst bei. Nach vier Wochen stand der Ofen. Zweimal hat die Nachbarschaft bisher gemeinsam Pizza ­gebacken.

Beim Bau des Pizzaofens zeigten die "Blagen" was sie handwerklich drauf haben. (Bildquelle: privat)

Dreitägiges Dorfcamp

Gerade laufen die Vorbereitungen für die nächste Aktion der „Blagen“. Einmal im Jahr organisieren sie ein dreitägiges Dorfcamp. Am Ende der Sommerferien zelten, grillen und feiern alle gemeinsam. Die ­Bewohner bringen Tische, Stühle und Essen mit. Beim Treffen im vergangenen Jahr war der Jüngste ein Jahr alt, der Älteste 80 Jahre.

Bis dahin bleibt auch einiges an Alltagsarbeit für die Gruppe zu tun. Gemeinsam bestellen einige von ihnen ein kleines Feld mit Kartoffeln, die sie gemeinsam ernten und beim „Großen Frittieren“ mit dem ganzen Dorf verarbeiten wollen.

Spenden und bauen

Sollten Sie beim Morgenmacher-Wettbewerb gewinnen, haben die „Schüttenstense Blagen“ schon ihr nächstes Projekt im Blick. Mit dem Preisgeld würden sie einen Grill neben den Pizzaofen bauen. Außer­dem möchten sie ein Projekt ihres ehemaligen Kaplans weiter unterstützen. Pater Josephat Obodo ist Gründer einer Schule in Uboji, Nigeria. „Unser Ziel ist es, nicht nur unser Dorf lebenswerter zu machen, sondern auch anderen Kindern einen positiven Weg für die Zukunft zu ermöglichen“, ­betont Paul.

Wettbewerb „Morgenmacher“
In einer Serie stellen wir über die Sommerferien sechs junge Teams vor, die sich für ihren Ort oder ihre Nachbarschaft engagieren. Sie alle haben sich im Rahmen unseres Wochenblatt-Wettbewerbs um den Titel „Morgenmacher“ beworben und es in die engere Auswahl geschafft. Anfang August können Sie als Leserinnen und Leser in einer Online-Abstimmung über die Sieger-Teams entscheiden. Auf die Gewinner warten Geldpreise in Höhe von 2500, 1000 und 500 €. Das Preisgeld stellt die Stiftung Landwirtschaftsverlag zur Verfügung. Alle Beiträge der Serie können Sie hier nachlesen.

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