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Mühlentag: Die Knochen-Stampfe

In Meinerzhagen-Mühlhofe hat eine Knochenmühle überdauert. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden dort Tierknochen zu Dünger zerstampft. Heute kümmert sich der Heimatverein um Wasserrad und Eichenstöße.

Knochenmühle – der Begriff steht heute sprichwörtlich für harte Arbeit oder eine schwere Prüfung. Wer eine echte Knochenmühle sehen will, hat in Meinerzhagen-Mühlhofe die Chance.

Etwas schaurig ist es in dem Gemäuer aus dem Jahr 1849. Der Totenkopf eines Rindes hängt an der Bruchsteinwand, Knochenreste liegen in einer Blechwanne. Sie dienen heute aber nur noch der Anschauung. „Die Tierseuchen haben den Schaubetrieb schwierig gemacht. Es fehlt an Nachschub. Knochen werden nur noch selten zerstampft“, sagt Thomas Pätzold von der Interessengemeinschaft Knochenmühle, einer Sektion des örtlichen Heimatvereines.

Der Bruchsteinbau und die Scheune beherbergen nicht nur die Mühle, sondern auch landwirtschaftliche Utensilien aus den vergangenen Jahrhunderten. (Bildquelle: Heimatverein Meinerzhagen)

Gewinn für Betreiber

Die Stöße aus Eichen fallen aber immer noch so kräftig zu Boden wie vor über 80 Jahren, als die Mühle während des Zweiten Weltkrieges ihre Arbeit einstellen musste. Danach verdrängte der Kunstdünger das Knochenmehl vom Acker. Der Betrieb der Mühle lohnte nicht mehr.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts sah das noch anders aus: Im Sauerland entstanden einige Knochenmühlen. Das gewonnene Knochenmehl diente als Phosphordünger. In Mühlhofe verdiente damals die Familie Stamm gut damit. Laut Chronik bekam sie für das Knochenmehl je nach Feinheitsgrad acht bis zehn Mark pro Zentner. Allein im Jahr 1910 verließen noch 40 t gestoßenes Knochenmehl die Mühle.

„Die Knochen stammten aus den Metzgereien der Umgebung“, erzählt Thomas Pätzold und setzt das Stempelwerk in ­Betrieb. Danach versteht man ihn kaum noch. Die mehr als 2 m ­langen Stöße erzeugen einen Höllen­lärm.

In einem Holzrahmen sind sechs Stöße aus Eiche eingesetzt. Sie zerkleinern in einer muldenförmigen Vertiefung die Knochen. (Bildquelle: Otte)

Ihne sorgt für Kraft

Ihre Kraft stammt von der Ihne. Der Bach plätschert gemütlich vor der Mühle. Mit ihm ließe sich das Wasserrad nicht antreiben. Die nötige Antriebsenergie stammt aus einem Mühlteich – etwa 250 m Luftlinie entfernt. In ihm wird aus dem Bach Wasser abgezweigt, ein Wehr verhindert das Überfließen. Durch ­einen unterirdischen Mühlengraben gelangt bei Bedarf die gestaute Wasserkraft zur Mühle.

Die IG Knochenmühle hält das denkmalgeschützte Gebäude seit über 30 Jahren instand. Die Ehrenamtlichen haben die Mühle samt Scheune in ein kleines Museum verwandelt. Historische Gegenstände aus Landwirtschaft und Handwerk der Region haben hier ihren Platz gefunden.

Deutscher Mühlentag

Pfingstmontag ist Mühlentag. Am 29. Mai öffnen bundesweit mehr als 1000 historische Mühlen ihre Türen. Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlen­erhaltung (DGM) lädt dazu ein.

Die offizielle Eröffnungsveranstaltung ist diesmal in Büren im Kreis Paderborn. Von 10 bis 17 Uhr warten gleich zwei historische Mühlen auf die Gäste: Die Mittelmühle wurde Anfang des 16. Jahrhunderts als Getreidemühle erbaut. Später diente sie als Mineralmühle zur Erzeugung von Steinmehl, einem Farbzusatz. Direkt gegenüber der Mittelmühle liegt die Bohrmühle. Seit dem 17. Jahrhundert wurden in dieser Mühle aus Baumstämmen Wasserrohre. Die Bohrmaschine wurde rekonstruiert und die Gäste erfahren Interessantes über die Wasserversorgung vom 16. bis zum 19. Jahrhundert.
www.deutsche-muehlen.de/deutscher-muehlentag/

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