Tag des Bieres

Hopfen aus Höxter

Mönche und Brauen gehören seit Jahrhunderten zusammen. Eine Zutat des Bieres wurde erstmals im einstigen Kloster Corvey genannt. Eine Spurensuche.

Bei Hopfen denkt man sofort an meterhohe Reben, die sich in der bayerischen Haller­tau zum Himmel winden. Doch die Historie des Bierhopfens in Deutschland beginnt nicht irgend­wo im Süden, sondern in Ost­westfalen – genauer gesagt im Kloster Corvey bei Höxter.

Hopfen erstmals erwähnt

Der erste Nachweis über Hopfen als Bierzutat in Deutschland kommt aus der einstigen Benediktinerabtei an der Weser. Im Jahr 822 erwähnt der erste Corveyer Abt Adalhard den Hopfen in seinen Statuten. In dem Regelwerk befreite er die Müller von der Arbeit mit Malz und von der Pflicht, Hopfen zu sammeln. In einer späteren Passage wird erwähnt, dass ein bestimmter Klosterbruder Hopfen und Malz für sein Bier zu bekommen habe. Dazu schreibt Archäo­botaniker Karl-Ernst Behre aus Wilhelmshaven: „Dies ist offensichtlich die älteste bekannte Quelle, in der die Verwendung von Hopfen zum Bierbrauen de­finitiv erwähnt wird.“ Schon vor 1200 Jahren machten die Corveyer ­Mönche also mit den getrockneten Dolden ihr Bier haltbar. Der Hopfen wuchs damals wild entlang des Flussufers.

Der erste Corveyer Abt Adalhard erwähnte den Hopfen als Bierzutat. (Bildquelle: LGS)

Zur Landesgartenschau ist der Hopfen nach Höxter zurückgekehrt. Die grünen Lianen umgeben eine Obstplantage in Sichtweite des ehemaligen Klosters. Damit ist die Geschichte vom Hopfen und von Corvey aber noch nicht zu ­Ende erzählt. Von der Abtei aus brach der heilige Ansgar auf, um den Norden zu missionieren. Und der spätere „Apostel des Nordens“ hatte offenbar nicht nur den christlichen Glauben, sondern auch das Rezept für das Hopfenbier im ­Gepäck.

Archäobotaniker Karl-Ernst Behre vertritt die These, dass der künftige Bischof und Gründer von „Hammaburg“ (Hamburg) das Wissen um die konservierende Wirkung des Hopfens mitnahm. Ansgar brachte das Bier, wie wir es heute kennen, sogar bis nach Skandinavien. Dafür sprechen Funde von versteinerten Hopfenfrüchten in Haithabu (Schleswig). Karl-Ernst Behre meint, vielleicht sei das Bier sogar Ansgars Erfolgsgeheimnis gewesen.

Sogar Kinder tranken Bier

Das Bier wurde bekanntlich überall zum wichtigen Volksgetränk, man gab es sogar Kindern zu trinken. Was heute für uns das Mineralwasser ist, war für die Menschen im Mittelalter das Bier. „Damals hat fast jeder zu Hause gebraut und im Kloster sowieso“, sagt Ralf Mahytka, Stadtarchäologe in Höxter. „Das war allerdings mehr Wasser als Bier und hatte einen ganz geringen Alkoholgehalt“, so der Archäologe weiter. Damals ging es also nicht um den Rausch, sondern schlicht um die Flüssigkeitsversorgung. Bier war einfach ein Getränk, das nicht so schnell verdarb.

Nicht nur die Mönche in Corvey, auch die Höxteraner selbst verstanden es offenbar, ein gutes Bier zu brauen. Man begann, den Hopfen in großen Gärten gezielt anzubauen und in Mühlen zu verarbeiten. Die Weser-Fischer verdienten sich mit dem Hopfenanbau ein ­Zubrot, mehrere Brauereien entstanden in der Stadt. Der Hopfen wurde auf dem Markt südlich des historischen Rathauses verkauft. Höxter mauserte sich im frühen Mittelalter zur Bierstadt, exportierte es sogar bis nach Köln.
In den Höxteraner Archiven ist auch ein Hopfenmesser namens ­Johan von Jülich belegt, der das Hopfenscheffelmaß hütete. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann dann der allmähliche Niedergang des Höxteraner Braugewerbes.

Tag des Bieres
Angelehnt an den internationalen Tag des Bieres, 4. August, geht es am Samstag, 5. August, auf der Landesgartenschau in Höxter um Hopfen und den Gerstensaft.So wird es beispielsweise eine Führung im Hopfenspalier zur Historie des Bierhopfens im Kloster Corvey und ein Bier-Krug-­Stemmen geben. Weitere Infos sind über die Seite der Landesgartenschau Höxter zu finden.

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