Elektroniker werden

Jobs unter Strom

Elektroniker sind gefragte Fachkräfte. Was auf junge Menschen im Berufsfeld Elektro wartet, verrät Stefan Raddant, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Münster.

Wochenblatt: Wie hat sich der Beruf des Elektronikers gewandelt?

Raddant: Früher ging es hauptsächlich da­rum, Gebäude oder Anlagen mit Strom zu versorgen. Es wurden Schlitze gestemmt und Kabel verlegt. Diese Arbeiten sind nicht verschwunden. Doch die Technik hat sich gewandelt. Heute ist das Notebook oder das Tablet ein wichtiger Begleiter. Vieles muss nicht nur instal­liert, sondern auch programmiert werden. Der Beruf ist daher anspruchsvoller geworden, die Übergänge zur IT sind fließend.

Stefan Raddant, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Münster (Bildquelle: privat)

Wie schätzen Sie den Bedarf nach jungen Elektronikern in Zukunft ein?

Der jährliche Zuwachs angehender Elektroniker lag in den vergangenen Jahren bei 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Doch das wird nicht reichen. Unsere Gesellschaft verändert sich grundlegend: Die Energiewende läuft gerade, die E-Mobilität nimmt zu und das Smarthome wird Standard – allein dafür brauchen wir zahlreiche Fachkräfte.

Schreckt die Komplexität des Berufes nicht manche Schüler ab? Wie wichtig sind gute Noten in Mathe und Physik?

Die Noten sind nicht ganz unwichtig, aber zweitrangig. Auf dem Zeugnis finde ich die Zahl der Fehlstunden spannender. Wenn die hoch ist, sollte man das gut begrün­den können.
Vom Niveau fängt man in der Ausbildung bei null an. Wichtiger ist Spaß an der Handarbeit. Vielleicht hat der angehende Azubi zu Hause schon mal tapeziert oder sich für Modellbau begeistert. Wer regelmäßig auf dem Hof hilft, hat sowieso einen Bezug zur Arbeit. Aber auch Engagement zum Beispiel bei der Feuerwehr fällt positiv auf.
Leider kennen heute viele Schüler besser ihre Rechte als Pflichten. Sie starten mit einer Erwartungshaltung, während grundlegende Verhaltensweisen wie Pünktlichkeit fehlen.

Was macht das Berufsfeld spannend für junge Frauen?

Der Anteil junger Frauen bei den Auszubildenden liegt unter 10 %. Da ­lassen wir ein großes Potenzial liegen. In Workshops an Schulen erlebe ich immer wieder, dass die jungen Frauen manchmal geschickter und ordentlicher als ihre männlichen Altersgenossen sind. Sie trauen sich die Arbeiten leider oft nicht zu. Mittlerweile ist die körperlich schwere Arbeit selbst auf dem Bau für viele Elektroniker eher die Ausnahme als die Regel. Und wenn, gibt es Hilfsmittel. Ich rate jedem zu einem Praktikum in dem Berufsfeld. Besser lassen sich Neigungen nicht entdecken.

Was verdienen Elektroniker zum Einstieg nach der Ausbildung?

Auf frisch gebackene Elektroniker warten mindestens 3000 € brutto. Hinzu kommen vereinbarte Leistungen wie Urlaubsgeld. Die Bezüge können schnell mehr werden. Oft sind es Fortbildungen, die den Lohn erhöhen. Als Meister können es 5000 € sein, wenn man bereit ist, Verantwortung zu tragen.

Macht es Sinn, ein Studium auf die Ausbildung zu satteln?

Viele, die sich nach der Ausbildung für ein Studium der Elektrotechnik entscheiden und später zum Beispiel als Ingenieur arbeiten, merken, dass sie gar nicht mehr rauskommen und nur noch am Computer und Telefon sitzen. Ich habe einen Mitarbeiter, der trotz abgeschlossenen Studiums zurückgekommen ist – ganz ohne Baustelle geht es nicht.

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