Florian Paus hat heute gefischt, und zwar Kabel. Der angehende Elektroniker hat mit einem Draht Leitungen durch die Kabelwege in einer Trockenbauwand gezogen. Denn die sind mittlerweile verputzt in einem komplett umgebauten Haus außerhalb von Münster-Amelsbüren. Zuvor hat er mit einem Kollegen drei Stromzähler eingebaut. Jetzt schraubt er noch eine Steckdose an und schon wartet der Feierabend.
Mehr als 1 km Kabel
Das Nebengebäude eines alten Bauernhofs wird gerade zu zwei Wohnungen umgebaut. „Insgesamt haben wir hier mehr als 1 km Kabel verlegt“, schätzt der 19-Jährige. Die Kunden wollen heute immer mehr Anschlüsse. „Genug Steckdosen gibt es nicht. Die Zeit, als eine pro Wand reichte, ist vorbei“, sagt er. Und die Anschlüsse sollen immer intelligenter sein und nicht nur Strom liefern. Florian und seine Kollegen der Firma Schmiemann mit Sitz in Münster-Amelsbüren hauchen dem Smarthome, wie das automatisierte und vernetzte Haus heißt, Leben ein.
Vor ein paar Wochen hat es auf der Baustelle noch gestaubt und die Wände waren nackt. Damals fräste Florian die Kabelwege und Stellen für Schalter und Steckdosen ins Mauerwerk. Anschließend stemmte er sie mit der Schlagbohrmaschine frei. „Dabei kann ich mich gut auspowern“, sagt er zu den Tagen, die Kraft kosten.
Steuerung verstehen
Florian ist im dritten Lehrjahr der Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Anfang nächsten Jahres steht die Gesellenprüfung an. Dann muss er unter anderem ein kleines Steuerungselement programmieren. Denn die Elektroniker sorgen heute nicht nur für Strom und Spannung in Gebäuden.
Florian wird später noch mal zu den neuen Wohnungen kommen. Kurz vor dem Einzug programmiert er die Schalter. Meist sind es heute intelligente Schaltflächen ähnlich wie ein Tablet. Über sie lassen sich nicht nur das Licht, sondern auch die Raffstores und die Fußbodenheizung steuern. Meist sind diese direkt mit dem Smartphone verbunden.
Als Elektroniker muss er die Kunden beraten können. Oft haben die sich schon vorher gut informiert und stellen viele Fragen. „Das würde ich auch machen, wenn ich später darin wohnen möchte“, sagt Florian.
Schaltpläne zu zeichnen und zu lesen hat der 19-Jährige schon im ersten Lehrjahr gelernt. Wichtig ist, dass er sich die Pläne auch räumlich vorstellen kann. In dem Haus gibt Florian auch schon Strom auf die Steckdosen. So müssen die anderen Handwerker nicht mehr raus zum Baustromverteiler. Florian gefällt der Austausch auf der Baustelle. „Egal ob Maler oder Trockenbauer – von jedem schaut man sich etwas ab“, sagt er.
Legotechnik als Einstieg
Mit den Händen etwas zu machen, begeistert den angehenden Elektroniker schon seit der Kindheit zu Hause in Amelsbüren. Er packte bei Verwandten auf dem Hof mit an und half seinem Großvater, einem Schlosser, in der Werkstatt. Erste Erfahrungen mit Volt und Amper sammelte er mit Legotechnik. Im Fach Technik auf der Realschule baute er kleinere Schaltungen.
Zunächst machte Florian aber ein Praktikum beim Tischler, später dann bei seinem heutigen Arbeitgeber. „Zu 50 % das Team, zu 50 % der Beruf mit seinen guten Zukunftsaussichten haben mich von der Lehre überzeugt“, sagt Florian. Denn Teamarbeit ist wichtig als Elektroniker. Mindestens zu zweit sind sie unterwegs. Sie bringen Wallboxen für E-Autos an, statten Häuser mit Wechselrichter für PV-Anlagen aus und installieren Alarmanlagen in enger Absprache mit der Polizei.
Die Teamarbeit kann dabei Leben retten. Denn Elektroniker hantieren mit einer Gefahr, die nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. Es kann immer mal sein, dass auf einer Ader noch Strom ist und ein Stromschlag lauert. „Am besten immer alles doppelt checken“, sagt Florian. Falls es einen doch erwischt, lieber zum Arzt gehen, auch wenn man sich noch fit fühlt. Doch Angst flößt ihm der Strom nicht ein. Florian elektrisiert eher das, was Stärke und Spannung in Gebäuden und Häusern bewirken können.
Fakten zur Ausbildung
Voraussetzung: Ein mittlerer Schulabschluss wird empfohlen.
Dauer: 3,5 Jahre
Entlohnung: 1. Jahr 700 bis 930 €; 2. Jahr 825 bis 980 €; 3. Jahr 875 bis 1060 €; 4. Jahr 925 bis 1150 €.
Weiterbildung: Nach der Lehre ist eine Weiterbildung zum Meister möglich, aber auch zum technischen Fachwirt. Der legt einen stärken Fokus auf wirtschaftliche Themen im Handwerk.
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