Naturheilkunde

Johanniskraut hilft bei Stimmungstiefs

Extrakte des Johanniskrauts lindern leichte Depressionen. Auch sonst hat die Heilpflanze einiges zu bieten. Doch Obacht: Es gibt Wechselwirkungen.

Bis in den Spätsommer hinein blüht es an Weg- und Feldrändern und auf Magerwiesen: das Johanniskraut. In der Pflanzenheilkunde wird es innerlich bei Erschöpfungszuständen und zur Beruhigung eingesetzt. Neben Johanniskraut in Form von Öl sind auch Teezubereitungen üblich sowie Trockenextrakte in Form von Tabletten oder Kapseln und alkoholische Auszüge. Frischpflanzenpresssaft und homöopathische Mittel als Urtinkturen oder in verschiedenen Potenzen sind ebenfalls gängig. In der Homöopathie wird das Mittel bei Nervenschmerzen und Gehirnerschütterung genommen.

Extrakte wirken bei leichten Depressionen

Als Arzneimittel zugelassen sind seine Extrakte auch zur Behandlung leichter Depressionen. Bei diesem Anwendungsgebiet hat Teetrinken allerdings keinen Zweck, weil die wirksame Dosis gar nicht erreicht wird. Hier müssen hochdosierte Fertigarzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt genommen werden.

Hochdosiertes Johanniskraut kann vom Arzt verschrieben werden und hilft bei leichten Depressionen, ohne die typischen Nebenwirkungen der klassischen Antidepressiva.

Zu Heilzwecken wird die gesamte oberirdische Pflanze verwendet. Das sagt auch der lateinische Name Herba Hyperici aus, wobei Herba Kraut bedeutet. Die wirksamen Bestandteile von Johanniskraut sind gut erforscht. Im Europäischen Arzneibuch ist die Qualität des Pflanzenmaterials festgelegt.

Um den Blick auf die vielseitige Wirkung des Johanniskrauts zu lenken, ist die Pflanze zur Heilpflanze des Jahres 2019 erkoren worden. Trotzdem soll sie nicht unkritisch eingesetzt werden. Denn Johanniskraut kann Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen auslösen.

Beachten Sie mögliche Wechselwirkungen

In der Leber gibt es ein Enzymsystem, das für den Abbau vieler Substanzen verantwortlich ist, darunter sind viele gängige Arzneistoffe. Johanniskraut verstärkt die Aktivität eines dieser Enzyme. Dadurch werden Arzneistoffe in der Leber schneller und vollständiger abgebaut, so dass ihre Wirkung viel schwächer ausfällt.

  • Dazu zählen so verbreitete Substanzen wie der Cholesterinsenker Simvastatin. Wer also während einer cholesterinsenkenden Therapie Johanniskraut einnimmt, wird sich wundern, dass der Cholesterinspiegel wieder steigt.
  • Auch Magenmittel wie beispielsweise Omeprazol wirken schwächer, so dass die Magenbeschwerden wieder zunehmen.
  • Das Herzmuskel-stärkende Digoxin ist ebenfalls betroffen. Weil Digoxin eine enge therapeutische Breite hat, ist der Spielraum zwischen Wirksamkeit und Überdosierung also eng.
  • Auch ist der Blutgerinnungshemmer Phenprocoumon (Marcumar) betroffen. Entgleisen die INR-Werte, steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Werden die Immunsuppressiva Ciclosporin und Tacrolimus in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt, kann das eine Transplantat-Abstoßung provozieren.
  • Und auch die Anti-Baby-Pille kann nicht zuverlässig wirken, die Verhütung ist also nicht sicher.

Bei diesen Wechselwirkungen handelt es sich um gängige Arzneistoffe. Planen Sie eine Therapie mit Johanniskraut und nehmen Sie weitere Arzneimittel ein, lassen Sie sich in der Apotheke beraten. Sonst riskieren Sie, dass die andere Therapie unwirksam wird.

Den vollständigen Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten der Ausgabe 34/2019 im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben.

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