Kindergesundheit

Cholesterin-Wert bei Kindern checken lassen

Wenn schon Kinder einen Herz­infarkt erleiden, steckt häufig eine familiäre Hypercholesterinämie dahinter. Durch diese Störung des Cholesterinstoffwechsels verfetten die Blutgefäße schon sehr früh.

Etwa eines von 300 Kindern wird in Deutschland mit ­einer Familiären Hypercholesterinämie (FH) geboren, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e. V. (DGK). Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Störung des Cholesterinstoffwechsels, die dazu führt, dass die Blutgefäße der Betroffenen schon in jungen Jahren verfetten und sich verengen. Dadurch ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bereits bei Kindern deutlich erhöht.

Meistens liegt die Erkrankung in der heterozygoten Form vor. Das bedeutet, dass das Kind die Veranlagung von einem Elternteil geerbt hat. Viel seltener, aber auch gefährlicher ist die homozygote Form, bei der beide Elternteile die Veranlagung an das Kind weitergegeben haben. „Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 1 zu 1 Millionen“, sagt Prof. Dr. Oliver Weingärtner vom Universitätsklinikum Jena. „Un­behandelt sterben diese Menschen im Durchschnitt mit 30 Jahren“, sagt der ­Experte.

Krankheit bleibt meistens unerkannt

Derzeit wird eine FH Schätzungen zufolge in weniger als 5 % der Fälle diagnostiziert. Deshalb fordert die DGK, die Messung des LDL-Cholesterinspiegels im Blut in die ärztliche Grundversorgung bei Kindern aufzunehmen. Prof. Weingärtner sieht darin die einzige Chance, eine FH frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. Er plädiert dafür, das Screening im Rahmen der Einschulungsuntersuchung mit etwa fünf Jahren durchzuführen. Die Kosten dafür wären gering, der Nutzen aber enorm. Denn ein hoher LDL-Cholesterinspiegel macht sich nicht bemerkbar und fällt bei jungen Menschen oft erst auf, wenn es bereits zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gekommen ist.

Verantwortlich für die hohen Cholesterinwerte ist in erster Linie die Cholesterin-Eigensynthese des Körpers, weniger das über die Nahrung aufgenommene Cholesterin. Deshalb muss der LDL-Cholesterinspiegel bei den Betroffenen medika­mentös gesenkt werden. Reicht das nicht aus, kommt eventuell auch eine Lipoprotein-Apherese – also eine Art Blutwäsche, bei der Cholesterin aus dem Blut herausgefiltert wird – in Betracht. Auf jeden Fall muss die Therapie lebenslang erfolgen, denn eine FH ist nicht heilbar.

Jedes Kind testen lassen

Derzeit zählt ein Blutcheck zur Bestimmung des LDL-Cholesterinwertes nicht zu den Standard­untersuchungen bei Kindern und wird deshalb unter Umständen nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Prof. Weingärtner rät Eltern dennoch, einmal den LDL-Wert im Blut ihres Kindes bestimmen zu lassen, gegebenenfalls auch auf ­eigenen Kosten.

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