Wedeln, Klappen, Knicken

Wie Zimmerpflanzen ihre Blätter nutzen

Über das Laub nehmen Zimmerpflanzen Sonnenlicht auf und verdunsten Wasser. Bei einigen dienen die Blätter zur Nahrungsaufnahme oder wehren Schädlinge ab.

Ein kleines Sortiment an Fleisch fressenden Pflanzen ist in den meisten Gartencentern zu finden. In freier Natur leben die Pflanzen auf kargen Standorten wie Mooren und Heidelandschaften. Mit ihren Wurzeln verankern sie sich im Boden. Doch sie ernähren sich von Insekten, die sie mithilfe von Fangmechanismen an Blättern und Blüten erlegen. Besonders gut zu erkennen sind diese bei der Venusfliegenfalle. Sie hat breite Stiele, an deren Ende Klappfallen ­sitzen.

Mit den Wimpern an den Blattenden verschließt die Venusfliegenfalle ihre Blätter. (Bildquelle: Thomas Neder)

Die Ränder sind mit steifen Wimpern besetzt. Innen sitzen borstenartige Sinnesorgane, die bei Berührung das Klappen der Falle auslösen. Das gelingt auch, wenn man die Borsten mit einem Bleistift reizt. Doch Vorsicht: Jede Klappfalle kann sich nur wenige Male öffnen. Danach ist sie verbraucht. Wer die Pflanze überreizt, riskiert, dass sie verhungert. Neue Fallenblätter bilden sich vom Frühjahr bis zum Herbst. Den Winter übersteht die Venusfliegenfalle am besten, wenn man sie kühl bei 5 bis 10 °C stellt. Ideal ist ein sonniger, vor der prallen Mittagssonne geschützter Standort.

Tipp: Fleisch fressende Pflanzen brauchen spezielles Substrat. Es ist nährstoffarm, luftdurchlässig und hat einen niedrigen pH-Wert.

Calathea ist lichtgesteuert

Die Calathea ist mit auffällig gemusterten Blättern ein toller Hingucker. Die Pflanze, die auf deutsch Korbmaranthe heißt, fasziniert Botaniker. Denn sie kann ihre Blätter bewegen. In den Tropen Südamerikas braucht die Calathea diese Fähigkeit, um sich zur Sonne auszurichten und die Wasserverdunstung zu verringern.

Links: Die Calathea breitet tagsüber ihre Blätter aus, um möglichst viel Licht einzufangen. Rechts: Bei einsetzender Dämmerung setzt die Schlafbewegung ein. Die Blätter richten sich auf und zur Pflanzenmitte aus. (Bildquelle: Thomas Neder)

Veränderungen in der Helligkeit lösen die sogenannten Schlafbewegungen der Pflanze aus. Am besten lässt sich das im Sommer bei natürlichem Lichteinfall beobachten. Dann ­falten sich zum Ausklang des hellen Tages langsam die Blätter zusammen. Da die Blattstellung an betende Hände erinnert, wird die Calathea auch Gebetspflanze genannt. Die Blattbewegungen gelingen mithilfe von gelenkartigen Verdickungen der Blattstiele.

Tipp: Sind die Blätter einer Calathea tagsüber eingerollt, ist das ein Zeichen für zu trockene Raumluft. Ihr Laub sollte dann mit zimmerwarmem ­Wasser eingenebelt werden.

Empfindlich wie die Mimose

Die vornehme Verwandte der Memme ist die Mimose – bei uns Menschen. Gemeint sind ­damit Typen, die überempfindlich reagieren. Ähnlich verhält sich die namensgebende Pflanze, die Mimose. In Gärtnereien werden die Pflanzen mit dem unscheinbaren, grün­gefiederten Laub stark strapaziert. Denn viele möchten mal an den Blättern entlang streichen und beobachten, wie die Fiederblättchen oder komplette Blattstiele zusammenklappen. Mit einem Bleistift oder einer Pinzette kann man einzelne Blättchen gezielt zum Einklappen ­bewegen. Je nach Intensität der Berührung kann es 10 bis 30 Minuten dauern, bis sich die Pflanze wieder in ihre Ausgangsstellung zurückbewegt.

Die Mimose kann ihre Fiederblättchen bei Berührung einknicken. Auch ganze Stängel der Pflanze sind beweglich. (Bildquelle: Thomas Neder)

Langsam und sachte geschieht das Falten der Fiederblättchen übrigens bei Lichtmangel, wenn die Pflanze in der Nacht ihre „Schlaf­stellung“ einnimmt. Die Pflanze stammt aus dem tropischen Südamerika und liebt daher hohe Temperaturen über 20 °C und reichlich Luftfeuchte. Gelegentliches Übersprühen mit kalkarmem Wasser ist empfehlenswert. Ein heller Standort, der nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist, bekommt der Pflanze gut. Im Sommer bildet sie bei passender Pflege kleine, violette Kugelblüten.

Tipp: Mimosen aus dem Gartenhandel stecken in sehr kleinen Töpfchen. Am besten topft man die Pflanzen sofort in größere Gefäße mit ausreichend Pflanzerde um. Das schützt die empfindlichen Wurzeln vorm Vertrocknen.

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