Gartenplanerin Cornelia König wundert sich. Die meisten ihrer Kunden wollen einen pflegeleichten Garten. Nach grünen Anlagen, die den Folgen des Klimawandels standhalten, fragt kaum keiner. Die Ängste privater Gartenbesitzer drehen sich viel mehr darum, zugewuchert oder von Herbstlaub gestresst zu werden. Vor allem bei beruflich stark eingespannten Menschen bemerkt die Gartenplanerin eine Abneigung gegen alles, was sprießen möchte. „Das könnte aus dem Ruder laufen“, zitiert die 52-jährige Chefin eines Unternehmens für Garten- und Landschaftsbau die Befürchtung dieser Kunden.
Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, dass Pflanzen als Staubfilter, Lärmschlucker und Sauerstoffspender wichtig fürs Wohlbefinden sind. Mal abgesehen von ihrer Schönheit und ihrer Bedeutung als Nähr- und Nistmöglichkeit für viele Tiere. „Die Auswahl der Pflanzen hat sich aufgrund des Klimawandels stark verändert“, gab die Expertin bei einem Vortrag vor Staudenfreunden in Herford kürzlich zu. Dennoch gibt es genug Arten, die Starkregen ebenso tolerieren wie längere Dürre- und Hitzeperioden.
Annabelle geht nicht mehr
Das gestalterische Grundgerüst eines Gartens bilden Bäume. Sie spenden wohltuenden Schatten und kühlen die Umgebung, weil sie Wasser verdunsten. Zudem binden sie langfristig klimaschädliches Kohlendioxid. Bei der Auswahl von Gartenbäumen orientiert sich Gartenplanerin Cornelia König an Empfehlungen aus Forschungsprojekten, die Baumarten aus anderen Regionen der Erde ausfindig machen. Etliche von ihnen werden den zukünftig bei uns erwarteten klimatischen Bedingungen nachweislich besser standhalten als heimische Baumarten. Der Bund deutscher Baumschulen veröffentlicht dazu regelmäßig neue Erkenntnisse, etwa aus dem seit 2009 laufenden Versuch „Stadtgrün21“.
Einige Lieblingspflanzen der Gestaltungsfachfrau sind den Wetterstrapazen kaum noch gewachsen, etwa die weiß blühende Schneeballhortensie ‘Annabelle’. Starkregen ruiniert die Blütenköpfe. Stürme setzen den dünnen Stielen zu. Als Alternative verwendet Cornelia König inzwischen Rispenhortensien (Hydrangea paniculata). Sie sind robuster als klassische Hortensien und kommen auch besser mit heißen Sommern zurecht. „Besonders gern wähle ich die grünweiß blühende Sorte ‘Limelight’ aus.“
Hecken aus Eibe
Schmerzlich vermisst wird auch bei den Gartenplanern der Buchsbaum. „Die angebotenen Alternativen aus der Gattung Ilex crenata reagieren empfindlicher auf schwierige Standortbedingungen als zunächst gedacht“, so die Referentin. Zudem hätten Gartenplaner aus der Schweiz berichtet, dass der Zünsler dort auch schon als Schädling an Ilex crenata gefunden wurde.
Cornelia König setzt vorzugsweise Eiben für Hecken oder einzeln stehende Gehölze ein. „Eiben wurzeln tief. Sie müssen nur in der Anwachsphase regelmäßig bewässert werden. Einmal eingewachsen kommen sie anders als viele Scheinzypressen oder Lebensbäume auch mit längeren Trockenphasen klar“, betonte die Gartenexpertin. Unter den Stauden und Gräsern findet sich eine schier unerschöpfliche Auswahl klimarobuster Pflanzen. Ziersalbei, Storchschnabel und Halbsträucher wie die Blauraute bringen Blütenfülle in die Pflanzungen. Cornelia König setzt gern Akzente mit auffälligen Blütenständen von Fackellilien, Sonnenhut oder Knollen-Brandkraut. Astern locken die ersehnten Schmetterlinge in den Garten – wenn rundherum Nahrungspflanzen für die Larven zu finden sind. Vor der trockenheitsverträglichen Modestaude namens Prachtkerze (Gaura lindheimeri) warnte sie. „Sie ist nicht wirklich kalkulierbar und kann bei ungünstiger Witterung verfrieren.“
Mehr Gräser – weniger Rasen
Unter den klimatauglichen Gräsern sind die Reiherfedergräser (Stipa), das Reitgras ‘Karl Förster’ (Calamagrostis) und Lampenputzergräser (Pennisetum) als robust hervorzuheben. Neue Staudenbeete versorgt Cornelia König mit speziellem Staudenmulch ohne Gerbstoffe. Er besteht vorwiegend aus Grüngutkompost und Holzfasern. Als Bodenauflage zwischen jungen Pflanzen verringert der Mulch die Wasserverdunstung und unterdrückt Wildkraut. Da der Aufwand für die Rasenpflege angesichts des Klimawandels steigt, rücken etliche Kunden davon ab. Eine Alternative sind Flächen mit niedrig wachsenden Polsterstauden oder Stauden- und Gräsergesellschaften.
Gartenbäume, die viel aushalten
Gartenplanerin Cornelia König stellt ihre persönliche Auswahl klimastabiler Bäume vor. Hier vier Beispiele:
Gold-Gleditschie (Gleditsia triacanthos ‘Sunburst’) – eine züchterische Variante des Lederhüselbaumes ohne Dornen und Fruchthülsen, wird 8 bis 12 m hoch mit bis zu 7 m breiter Krone, doppelt gefiedertes, farnähnliches Laub, grünlichweiße Blütenrispen ab Juli.
Blasenbaum (Kolreuteria paniculata) – kleiner Baum bis 8 m Höhe und 6 m breiter Krone, die im Alter schirmförmig wird, rote Blattknospen, späte Blüte im Juli bis August, 30 cm lange, gelbe Blütenrispen, nährt Insekten, blasig aufgetriebene Früchte, gelboranges Herbstlaub.
Mispel (Mespilus germanica) – Großstrauch oder Kleinbaum, 3 bis 5 m hoch und breit, ausladende Krone, große, weiße Blüten ab Ende Mai, gelbe bis orangebraune Herbstfärbung, braune, erst nach Frost genießbare Früchte.
Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia) – etwa 7 m hoch, 4 m breit werdender Kleinbaum mit überhängenden Zweigen, langsam wachsend, bildet weiße Blütentrauben ab April, nährt Insekten, weidenblattähnliche Blätter mit silbrigem Filz, olivenähnliche, ungiftige Zierfrüchte.
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