Gartenplanung

Rasen: Im Klimawandel noch zeitgemäß?

Der nächste trockene Sommer kommt bestimmt. Im Garten leiden insbesondere Rasenflächen darunter. Welche Alternativen es gibt, erklärt Gartenbauberater Lukas Mackle.

Herr Mackle, wie reagieren Gartenbesitzer, wenn Sie ihnen raten, sich von kurz geschorenen Grasflächen zu verabschieden?

Mackle: Gartenbesitzer, die für ökologische Gestaltungsansätze offen sind, probieren Alternativen gern aus. Wer jedoch den typisch deutschen Garten verinnerlicht hat, lässt sich nur schwer überzeugen. Selbst in meiner eigenen Familie spüre ich da Widerstand.

Lukas Mackle, M. Sc. Gartenbauwissenschaft, Berater bei der Gartenakademie Rheinland-Pfalz (Bildquelle: Mackle)

Auf ungünstigen Standorten war der Rasen in den vergangenen Sommern braun, lückig und verunkrautet. Was hilft dagegen?

Mackle: Wir müssen uns vom Ideal des immergrünen, dichten, ebenmäßigen Rasens verabschieden. Gibt es weiterhin heiße Sommer mit wenig Niederschlägen, werden nicht bewässerte Rasenflächen vielerorts zeitweise „tot“ wirken. Aber der Rasen erholt sich wieder. Wir sollten uns daran gewöhnen, dass der Rasen den Wechsel der Jahreszeiten widerspiegelt: saftig-grün im Frühjahr, strohig-braun im Hochsommer und wieder ergrünend im Herbst. Dafür sind Gräser von Natur aus vorbereitet. Zu ihren ursprünglichen Lebensräumen gehören überwiegend sommertrockene, vollsonnige Steppen. Der Lebenszyklus der Gräser sieht vor, dass sie bei hohen Temperaturen das Wachstum einstellen und sich in den Wurzelstock zurückziehen. Wenn es abkühlt und regnet, treiben sie wieder aus.

Also abwarten und im Sommer etwas Kühles trinken?

Mackle: Das könnte man so sehen. Dazu gehört auch, eine größere Artenvielfalt zuzulassen. Lassen wir Blumen und Kräuter zwischen den Gräsern im Rasen stehen, zeigt sich oft, dass diese trockenheitsverträglich sind. Ein hoher Anteil an Klee, Gänseblümchen und Schafgarbe hält den Rasen länger grün. Wer ­einen neuen Rasen anlegt, sollte Saatmischungen speziell für Trockenlagen nutzen. Sie enthalten Gräser, die bis zu 80 cm tief wurzeln, wodurch sie an mehr Wasser herankommen.

Sie raten Gartenbesitzern zu Labyrinthstreifen im Rasen. Was verstehen Sie darunter?

Mackle: Das bedeutet, mit Beginn der Mähsaison nur einzelne Wege im Rasen kurz zu halten. Die übrige Fläche darf höher wachsen. Das sieht gut aus und bietet Rückzugsmöglichkeiten für Insekten, die von den ­abgemähten Stellen vertrieben wurden. Alternativ kann man auch „Oasen“ oder „wilde Ecken“ stehen lassen, die man sich selbst überlässt. Das nehmen Insekten meist schnell an.

Wer den kompletten Rasen höher wachsen lassen will, muss seine Mähtechnik umstellen?

Mackle: Ja, je nach Standort und Wüchsigkeit reicht es dann aus, das Gras ein- bis dreimal pro Wachstumssaison zu mähen. Wie hoch die Gräser werden dürfen, hängt von der maschinellen Ausstattung ab. Höheres Gras lässt sich beispielsweise mit einem Balkenmäher gut schneiden. Solche Geräte kann man vielerorts leihen. Alternativ könnte man auch zur Sense greifen und sich dadurch das Fitnessstudio ersetzen. Das Mähgut sollte zum Abmagern der Wiese von der Fläche genommen werden. Am besten kompostiert man es. Außerdem kann man den Grasschnitt als Mulchschicht unter Bäumen und Sträuchern verteilen. Das düngt und schützt den Boden.

Wie ist so ein extensiver Rasen zu düngen?

Mackle: Die Düngung fällt bei Blühwiesen weg. Dadurch kommen mehr erwünschte, blühende Kräuter auf. Dagegen fördert der im Dünger enthaltene Stickstoff eher die im Rasen unerwünschten Gräser und Kräuter, etwa Brennnessel, Hahnenfuß und Sauerampfer.

An der Gartenakademie Rheinland-Pfalz soll künftig zu sehen sein, wie sich Rasen ersetzen lässt. Mit welchen Pflanzen?

Mackle: Wir raten an sonnigen Standorten zu flachen Polsterstauden wie Thymian, Teppichverbene, Sternmoos oder Fiederpolster.

Thymian bildet dichte, flache und immmergrüne Polster, ist aber nicht so gut zu begehen. (Bildquelle: Laarmann)

Sie sehen auch zusammen mit höheren Gräsern oder Blütenstauden attraktiv aus und machen wenig Arbeit. Allerdings ergibt sich kein so einheitliches Bild. Die Fläche eignet sich nur zum gelegentlichen Betreten. Eine spannende Alternative zum Rasen ist der sogenannte „Mikroklee“. Darunter fasst man spezielle, kleinwüchsige Weißkleesorten zusammen. Es gibt sie pur oder mit Rasengräsern gemischt zur Aussaat zu kaufen. Natürlich benötigen sie auch Wasser, aber der Bewässerungs- und Pflegeaufwand ist im Vergleich zu Gräsern deutlich reduziert und die Fläche ist noch saftig grün, wenn sich das Gras schon verabschiedet hat. Sie lassen sich prima kurz halten und sind sehr trittfest.


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